Der Untergang des
Morgenlandes
Aus Angora, aus Angora,
Wo der Türke sich enttürkt.
Wo er landtagt und da wo 'ra
Amtlich im Zylinder wirkt,
AusAngora—welch ein Grusel!—
Kommt die Zeitung, die da schreibt,
Daß trotz Koran jeder Musel-
Mann sich bloß mehr c i n beweibt!
O Kadidscha, o Aischa,
Zoralde, Vollmondschein!
Ausgelöscht mit einem Wischa
Ist des Harems gold'nes Sein!
Futsch der reiche Zauberschimmer!
Es gestattet insgesamt
Nur ein einz'ges Frauenzimmer
Standes- sowie Wohnungsamt!
O Zenobia, Schahrafade,
Miriam, schönste Rosenfee!
Einsam in der Kemenate
Sitzt ihr auf dem Kanapee,
Flickt dem Gatten seine Socken
Und sein anderes Gewand,
Bis er heimkommt vom Tarocken.
Wie bei uns im Abendland!
O Zuleikha, o Fatima,
O Hafisa, holder Stern!
Alle Wunder geh'n in Trümma,
Jedes Märchen wird modern!
Was geheimnisvoll und wonnig
Sinkt dahin! — Im nächsten Lenz
Schleck'ich ein Pfund Türkenhonig
— Als den Rest des Orients!
D. A. Hastas
Kaum möglich
Fakir zum Zeitungsreporter: »Zunächst machen Sie eine möglichst lückenlose Beschreibung meines Äußeren...
I m m e r i n Geschäften
Mcischeles ist von seinem Freund Kohn bös übers Ohr gehauen
worden.
„So an elendiger Lump! Pleite soll er wer »!"
Bumms! Da faßt ihn ein Auto und seht ihn einige Meter weiter
unsanft auf den Boden.
Lustige W
Eine Kopenhagener Dame hatte von ihrem Großvater eine türkische
Kaffeemühle von ungewöhnlichen Ausmaßen geerbt, ohne sie je zu be-
nutzen. Eines Tages aber, als sie eine große Kaffeegesellschaft zu geben
hatte, kam ihr der Gedanke, die Kaffeemühle doch einmal zu probieren
und fand — daß die Mühle in Wahrheit das Gehäuse eines umfang-
reichen Romanmanuskriptes war, das der Verfasser zu Lebzeiten
offenbar nicht hatte losbringen können. Die Frau ließ das Manuskript
von Sachverständigen prüfen und es wurde als ein Meisterwerk be-
funden, das sofort zur Drucklegung kam. Seitdem soll die Nachfrage
nach Kaffeemühlen in Dänemark ungeheuer gestiegen sein — die ver-
kannten Genies hoffen, durch die Mühle in die Ewigkeit zu komme».
Oer Wagenbesiher springt zu ihm hin: „Haben Sie irgend einen
Schaden erlitten?"
„Wie haißt? Schaden erlitten! Beschummelt hat er mich, der Hund!"
„Da, nehmen Sie dies als Schmerzensgeld!"
Meischeles besieht sich das Geld, steckt es ein, legt sein Gesicht in freund-
liche Falten und dienert: „Beehren Se mich bald wieder, Herr Baron!"
eltchronik
Um den Herren, die Recht zu sprechen haben, die Schwierigkeiten
recht greifbar vorzuführcn, die ein großstädtischer Autolenker von seiten
der Fußgänger zu erdulden hat, wurden in Berlin Autokurse für Richter
und Staatsanwälte eingeführt. Der hohe Herr bekommt ein Auto zur
Lenkung und einen Chauffeur zur Seite, und dann geht's los. Natürlich
ließ der erste Fußgänger nicht auf sich warten — sic benehmen sich ja
so furchtbar dumm die Fußgänger! — bald lag er dem Auto zu Füßen.
Er schien indessen nicht auf den Kopf gefallen zu sein,- er erhob sich
und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Aber da nahm ihn der Chauffeur
beiseite und flüsterte ihm zu: „Mensch, sei'n Se man bloß stille! Sie
sind von der höchsten Instanz ieberjefahr'n wor'n!" sretts-hneidrr
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Morgenlandes
Aus Angora, aus Angora,
Wo der Türke sich enttürkt.
Wo er landtagt und da wo 'ra
Amtlich im Zylinder wirkt,
AusAngora—welch ein Grusel!—
Kommt die Zeitung, die da schreibt,
Daß trotz Koran jeder Musel-
Mann sich bloß mehr c i n beweibt!
O Kadidscha, o Aischa,
Zoralde, Vollmondschein!
Ausgelöscht mit einem Wischa
Ist des Harems gold'nes Sein!
Futsch der reiche Zauberschimmer!
Es gestattet insgesamt
Nur ein einz'ges Frauenzimmer
Standes- sowie Wohnungsamt!
O Zenobia, Schahrafade,
Miriam, schönste Rosenfee!
Einsam in der Kemenate
Sitzt ihr auf dem Kanapee,
Flickt dem Gatten seine Socken
Und sein anderes Gewand,
Bis er heimkommt vom Tarocken.
Wie bei uns im Abendland!
O Zuleikha, o Fatima,
O Hafisa, holder Stern!
Alle Wunder geh'n in Trümma,
Jedes Märchen wird modern!
Was geheimnisvoll und wonnig
Sinkt dahin! — Im nächsten Lenz
Schleck'ich ein Pfund Türkenhonig
— Als den Rest des Orients!
D. A. Hastas
Kaum möglich
Fakir zum Zeitungsreporter: »Zunächst machen Sie eine möglichst lückenlose Beschreibung meines Äußeren...
I m m e r i n Geschäften
Mcischeles ist von seinem Freund Kohn bös übers Ohr gehauen
worden.
„So an elendiger Lump! Pleite soll er wer »!"
Bumms! Da faßt ihn ein Auto und seht ihn einige Meter weiter
unsanft auf den Boden.
Lustige W
Eine Kopenhagener Dame hatte von ihrem Großvater eine türkische
Kaffeemühle von ungewöhnlichen Ausmaßen geerbt, ohne sie je zu be-
nutzen. Eines Tages aber, als sie eine große Kaffeegesellschaft zu geben
hatte, kam ihr der Gedanke, die Kaffeemühle doch einmal zu probieren
und fand — daß die Mühle in Wahrheit das Gehäuse eines umfang-
reichen Romanmanuskriptes war, das der Verfasser zu Lebzeiten
offenbar nicht hatte losbringen können. Die Frau ließ das Manuskript
von Sachverständigen prüfen und es wurde als ein Meisterwerk be-
funden, das sofort zur Drucklegung kam. Seitdem soll die Nachfrage
nach Kaffeemühlen in Dänemark ungeheuer gestiegen sein — die ver-
kannten Genies hoffen, durch die Mühle in die Ewigkeit zu komme».
Oer Wagenbesiher springt zu ihm hin: „Haben Sie irgend einen
Schaden erlitten?"
„Wie haißt? Schaden erlitten! Beschummelt hat er mich, der Hund!"
„Da, nehmen Sie dies als Schmerzensgeld!"
Meischeles besieht sich das Geld, steckt es ein, legt sein Gesicht in freund-
liche Falten und dienert: „Beehren Se mich bald wieder, Herr Baron!"
eltchronik
Um den Herren, die Recht zu sprechen haben, die Schwierigkeiten
recht greifbar vorzuführcn, die ein großstädtischer Autolenker von seiten
der Fußgänger zu erdulden hat, wurden in Berlin Autokurse für Richter
und Staatsanwälte eingeführt. Der hohe Herr bekommt ein Auto zur
Lenkung und einen Chauffeur zur Seite, und dann geht's los. Natürlich
ließ der erste Fußgänger nicht auf sich warten — sic benehmen sich ja
so furchtbar dumm die Fußgänger! — bald lag er dem Auto zu Füßen.
Er schien indessen nicht auf den Kopf gefallen zu sein,- er erhob sich
und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Aber da nahm ihn der Chauffeur
beiseite und flüsterte ihm zu: „Mensch, sei'n Se man bloß stille! Sie
sind von der höchsten Instanz ieberjefahr'n wor'n!" sretts-hneidrr
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Kaum möglich" "Lustige Weltchronik"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1926
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4209, S. 166
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg