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Die

Anleiheablösungs-
auslosungsschuld

Eine fast wahre
Begebenheit

Von MaxLackmann

Ich bin nur ein ein-
facher Mann, habe aller-
dings mit Erfolg eine
Universität besucht, auch
verschiedene Staats-
examina gemacht, bei
diesen Bemühungen
aber doch noch nicht voll-
ständig d a S Wissen auf-
stapeln können, das zum
Verständnis bzw. zuin
korrekten Ausfüllen
amtlicher Formulare -
sagen wir beispielsweise
einesAntrages zumUm-
tausch von Altbesitzan-
leihen erforderlich ist.

Es wurden mir drei
Formulare der bezeich-
neten Art — Format
50 x 22 nebst ausführ-
lichem Kommentar und
einem Altbesitzbegrün-
dungsvordruck ausge-
händigt. Nach Engage-
ment eines Sekretärs
sowie eines juristischen
Beirates nahm ich einen
vierwöchigen Urlaub
ohne Bezüge und be-
gann, mich nach Erwerb
der bei Ullstein erschie-
nenen umfangreichen
Broschüren in die nicht
ganz unkomplizierte
Materie einzuarbeiten,
wobei mir allerdings
gleich anfangs auffiel,
daß seinerzeit die De-
ponierung der Anleihegoldmarksumme wesentlich schneller, weniger um-
ständlich und durch Ausstellen einer einfachen Quittung entschieden reibungs-
loser vor sich gegangen war, als der heutige Versuch zur eventuell — wenn's
gut geht — Glück muß der Mensch haben — durchaus nicht ausgeschlossenen
Wiedererlangung eines Vierzigstels des hingegebenen Betrages, was wohl
darin seine Erklärung findet, daß Geld ja stets schneller genommen als
gegeben wird.

Energisck, wie ich mm einmal bin, ließ ich mich keineswegs durch das
lange vergeblich erscheinende Suchen nach Bankquittungen, Nummernver-
zeicknissen der Finanzämter und sonstigen Nachweisen meiner ehrlichen Ge-
sinnung entmutigen, denn schon nach Durchsicht von 133 Registraturmappen,
womit noch nicht einmal acht Tage vergingen, fand ich einige vergilbte Do-
kumente und jubelte. — Zum Abschluß dieser ersten Arbeitsetappe gab ich
meinen beiden Mitarbeitern ein Essen mit anjchließender Bowle, bei deren
Genuß wir nicht verfehlten, teils nach alter Gewohnheit, teils den heutigen
Gebräuchen gemäß ebenso kräftig wie grundlos alle staatlichen Einrichtungen
und deren geistige Väter hochleben zu laßen, um uns am nächsten Tage
mit erneutem Eifer in die gestellten Aufgaben zu vertiefen.

Die geradezu herzliche Einigkeit beim Sichten der Unterlagen, Nume-
rieren, Umrechnen, Nachweisen, Ausfüllen usw. war beispiellos,- durch
dauernde Fernsprechverbindung mit der Vermittlungsstelle wurde sogar hin
und wieder Klarheit in einzelne Fragen gebracht, und daß sich erst nach drei
Wochen ungestörter Zusammenarbeit eine leichte Nervosität meiner Mit-
arbeiter bemerkbar machte, in deren Verlauf ich irrtümlich dem Sekretär,
obgleich der Jurist gemeint war, das Tintenfaß an den Kopf warf, ist wohl
ein Beweis unseres vorbildlichen Einvernehmens.

Wenn die Meinun-
gen nun auch, was ver-
ständlich erscheint, des
öfteren auseinander-
gingen, da der Altbeflh-
nachweis - die Zeich-
nungen waren seinerzeit
im Felde erfolgt - einige
Schwierigkeiten bot, so
sah sich der Beirat doch
erst nach einer zweimal
an mir beobachteten,
seiner Ansicht nach
mit schwachen Anfällen
von Geistesstörung ver-
bundenen Gereiztheit,
veranlaßt, meine In-
ternierung in einer diäu
bei Berlin liegenden
Heilanstalt zu befür-
worten. —

Trotzdem bearbeitete
ich dort die Angelegen-
heit fröhlich weiter und
meisterte alle Kompli-
kationen, die sich bei
einer eventuellen Ver-
wechslung der Formu-
lare An mit C1, B1 mit
C11 und D mit Anlage I
zu entwickeln drohten,
restlos. Durch intensiv-
ste Konzentration er-
reichte ich es sogar, daß
mir für Momente der
innige Zusammenhang
der Anleihe a b l ö -
sungsschuld mit der
Einlösung desAu's-
l o s u n g s rechtes als
unter Umständen noch
erkennbarer Schimmer
aus immerhin noch
auszudrückender Ferne
durch den Nebel ent-
gegenslackerte,und über-
raschenderweise
fand ich die vielleicht sogar richtige Lösung aller Fragen in dem von Toren
als pathologisch bezeichnetcn Zustande am allerbesten.

Als ich mit dem etwa 63 Aktenseiten starken Nachweis meiner Anleihe-
altbesiherrechte unter dem Arm glücklich und zufrieden als geheilt aus der
Anstalt entlassen wurde, war zwar das Monatsgehalt von 400 Mark nicht
nur für die Zeit meiner Abwesenheit, sondern infolge einer Kündigung
seitens meines Chefs dauernd fortgefallen, was ich irrstnnigerweise durch
die starke Inanspruchnahme übersehen hakte,- auch meine Möbel waren auf
Antrag der vereinigten Mitarbeiter zum Ausgleich ihrer Saläransprüche
gepfändet, aber selbst der mit einem Saldo von 1250 Mark abschließende
Rechnungsauszug des Sanatoriums konnte natürlich die erfreuliche Tat-
sache nicht trüben, daß mir trotz kleiner Schwierigkeiten der Nachweis ge-
lungen war: Ich war Anleihealtbcsiher, ganz ohne Zweifel, wenn
mir auch verschiedentlich selbjt Bedenken gekommen waren.

Obgleich ich nun den meine einwandfreie Heilung bestätigenden Ent-
lassungsschein der Anstalt stets bei mir trug, passierte dem Beamten der
Reicbsbank, dem ich mein Aktenbündcl mit der Berechnung der spätestens
in 30 Jahren zu tilgenden Summe von 412,50 Mark glückstrahlend
präsentierte, doch ein kleiner Irrtum, denn er brüllte mich, ohne das
Vernunstdokument auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben an:

„&ie sind wohl verrückt! Der Anmeldctermin ist ja längst abge-
laufen!" -

Worauf ich zwar nicht g rade erschüttert, aber in plötzlicher Erleuchtung
doch etwas verwundert beim Hinausgehen murmelte:

„Der Übel größtes aber ist die Ablösungsschuld!"

Höchste Erregung

„Da Brunnhuaba Hiasl muaß gestern a furchtbare Wuat g'habt Ham, weil er dem Bierlinger
Wastl an Maßkruag mitsamt dem Inhalt 'naufg'haut hat!" - „Wieso?" - „Na, sunst hat er n
do' all'wei' zerscht ausgsuffa!"

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Höchste Erregung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Krombach, Paul
Entstehungsdatum (normiert)
1925 - 1925
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4214, S. 226

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