Sie Hai sich einen ^ubikopfschneiden lassen
Ä)as die andern dazu sagen
Von Julius Kreis
Die Mutter ploderer: Naa, Frau Blekmschauer, i sog's
Eahna, san S' nur g'rad' froh, daß koane Kinder Ham - wennst
moanst, sie san groß und waarn aus dem Gröber'n 'raus, nachher
geht's erscht recht o mitn Arger und mitm Kummer. Mer' Rosl
möcht' si' jetzt aa an Bubikopf schneid'n lass'n und des Madl is ein-
fach net zum Derhalt'n! — I Hab' s' scho' a so z'samm'g'schimpst und
gwoant und Hab' g'sagt, erscht neuli' is im „Bok'n" dringschandn von
de damisch'n Weibsbuida, wo si' d' Haar' abschneid'n lass'n, wo die
schönste Zierde einer Frau sind, hat's ghoaßen und jetzt kummt s' a so
daher. Schaamst di' net, Hab' i g'sagt, daß d' ausschaugst, als wenn
d' Maus a» deine' Haar' gsufsa hätt'n, schaamst di' venu gar net mit
ara solchen Bürschtn? Dei' Großmuatter drahat si'im Grab um, wenn
sie's sehng kunnt! - Aber du bist ma no' lang' net z' groß, Hab' i g'sagt,
daß i dir in dein' Schüppi, in
dein' z'samm'zupft'n 'nei'fahr',
du Flitscherl, du—Ma' muaß si'
ja für de ganze Familie schaama.
Bei uns is no' nia was vor-
kumma, Frau Bleimschauer,
ehrlich auf und auf und dös
wissen S' selber, daß mir a
solide Familie san. Naa, i sag's,
wia's is: liaber hätt' s mir no'
was Kloans 'bracht. Dös koim
an jed'n amal passier'n-
aber mit dem Bubikopf-t
bin ganz ausanand — i mog
s gar nimmer oschaugn!-
Die Nachbarin, Frau Bleimschauer (zur Mutter): No,
beruhigen S' Ihnen doch, Frau ploderer, des is doch net so schlimm.
Eahna Rosl schaut ja so nett aus mit dem Bubikopf. Zehn Jahr'
jünger schaugt s aus. Und d' Mannsbilder sehng's jetzt aa ganz gern,
de Bubiköpf'. Mein Gott, a jede schaugt halt, daß s no' oan Verwischt.
De Bubiköpf' san halt jetzt a so modern. — Ihr' Rosl will halt aa
net so altbacka ausschaugn. — I möcht' mir ja koan scher'n lass'n, aber
bei Eahnerer Rosl is ja was anders. — Wenn oans a so net vui
Haar' hat, nachher is gar net amal so dumm...
Dieselbe (zur Frau Hausmeisterin): Ham S' d' ploderer Rosl
scho' gschng mit Ihran Bubikopf? Sie, i Hab' gmoant, i muaß mi'
am Stiagnglander ei'halt'n.
— Naa, wia sie se nur net
schaamt! Sie aa! Der übcr-
spannteZeltn,der überspannte!
Ja, de lassatn si' d' Ohrwaschln
aa wegschneid'n, wenn's mo-
dern werat. Jetzt siecht s'zünsti'
aus, de Rosl! — Wia a ob-
g'sress'ner Schnittlauchstock. —
Wiss'n S', für a so a über-
standigs Frau'nzimmer is des
doch erscht recht gräusli, wenn
sie si'...
Das Fräulein Rosl (zur Hausmeisterin): Wiss'n S' — es
is halt viel bequemer, als wie die langen Haar'. Die ewige Frisiererei
in der Früh'! Und dann Hab' i immer so einen g'spassig'n Druck aufn
Kopf g'habt. Der is jetzt ganz weg und de Arzte sag'n auch, daß
der Bubikopf des allerhy-hygienischte is, wo's gibt. Und was ma' nur
Kämm' und Haarnad'ln dabei spart! - Und ma' is all'weil ordent-
lich frisiert, und alle Arzte sag'n, daß 'as Haar viel besser wachst
und daß's gar nix G'sünder's für'n Haarbod'n gibt. — Wie meinen
S' denn, daß er mir steht?
Aber san S' ganz ehrlich,
Frau Hausmeister!
Die Hausmeisterin:
Ah, großartig, Fräul'n Rosl!
Alle Leut' sag'n, daß er Eahna
großartig steht! No, wenn aa
deBleimschauerin was dageg'n
sagt, da brauch« S' gar net
hi'hör n. De sagt über alle
Leut' was...
R o s l: Ja, für alte Weiber
is er freili' nix. ..
2?2
I
Ä)as die andern dazu sagen
Von Julius Kreis
Die Mutter ploderer: Naa, Frau Blekmschauer, i sog's
Eahna, san S' nur g'rad' froh, daß koane Kinder Ham - wennst
moanst, sie san groß und waarn aus dem Gröber'n 'raus, nachher
geht's erscht recht o mitn Arger und mitm Kummer. Mer' Rosl
möcht' si' jetzt aa an Bubikopf schneid'n lass'n und des Madl is ein-
fach net zum Derhalt'n! — I Hab' s' scho' a so z'samm'g'schimpst und
gwoant und Hab' g'sagt, erscht neuli' is im „Bok'n" dringschandn von
de damisch'n Weibsbuida, wo si' d' Haar' abschneid'n lass'n, wo die
schönste Zierde einer Frau sind, hat's ghoaßen und jetzt kummt s' a so
daher. Schaamst di' net, Hab' i g'sagt, daß d' ausschaugst, als wenn
d' Maus a» deine' Haar' gsufsa hätt'n, schaamst di' venu gar net mit
ara solchen Bürschtn? Dei' Großmuatter drahat si'im Grab um, wenn
sie's sehng kunnt! - Aber du bist ma no' lang' net z' groß, Hab' i g'sagt,
daß i dir in dein' Schüppi, in
dein' z'samm'zupft'n 'nei'fahr',
du Flitscherl, du—Ma' muaß si'
ja für de ganze Familie schaama.
Bei uns is no' nia was vor-
kumma, Frau Bleimschauer,
ehrlich auf und auf und dös
wissen S' selber, daß mir a
solide Familie san. Naa, i sag's,
wia's is: liaber hätt' s mir no'
was Kloans 'bracht. Dös koim
an jed'n amal passier'n-
aber mit dem Bubikopf-t
bin ganz ausanand — i mog
s gar nimmer oschaugn!-
Die Nachbarin, Frau Bleimschauer (zur Mutter): No,
beruhigen S' Ihnen doch, Frau ploderer, des is doch net so schlimm.
Eahna Rosl schaut ja so nett aus mit dem Bubikopf. Zehn Jahr'
jünger schaugt s aus. Und d' Mannsbilder sehng's jetzt aa ganz gern,
de Bubiköpf'. Mein Gott, a jede schaugt halt, daß s no' oan Verwischt.
De Bubiköpf' san halt jetzt a so modern. — Ihr' Rosl will halt aa
net so altbacka ausschaugn. — I möcht' mir ja koan scher'n lass'n, aber
bei Eahnerer Rosl is ja was anders. — Wenn oans a so net vui
Haar' hat, nachher is gar net amal so dumm...
Dieselbe (zur Frau Hausmeisterin): Ham S' d' ploderer Rosl
scho' gschng mit Ihran Bubikopf? Sie, i Hab' gmoant, i muaß mi'
am Stiagnglander ei'halt'n.
— Naa, wia sie se nur net
schaamt! Sie aa! Der übcr-
spannteZeltn,der überspannte!
Ja, de lassatn si' d' Ohrwaschln
aa wegschneid'n, wenn's mo-
dern werat. Jetzt siecht s'zünsti'
aus, de Rosl! — Wia a ob-
g'sress'ner Schnittlauchstock. —
Wiss'n S', für a so a über-
standigs Frau'nzimmer is des
doch erscht recht gräusli, wenn
sie si'...
Das Fräulein Rosl (zur Hausmeisterin): Wiss'n S' — es
is halt viel bequemer, als wie die langen Haar'. Die ewige Frisiererei
in der Früh'! Und dann Hab' i immer so einen g'spassig'n Druck aufn
Kopf g'habt. Der is jetzt ganz weg und de Arzte sag'n auch, daß
der Bubikopf des allerhy-hygienischte is, wo's gibt. Und was ma' nur
Kämm' und Haarnad'ln dabei spart! - Und ma' is all'weil ordent-
lich frisiert, und alle Arzte sag'n, daß 'as Haar viel besser wachst
und daß's gar nix G'sünder's für'n Haarbod'n gibt. — Wie meinen
S' denn, daß er mir steht?
Aber san S' ganz ehrlich,
Frau Hausmeister!
Die Hausmeisterin:
Ah, großartig, Fräul'n Rosl!
Alle Leut' sag'n, daß er Eahna
großartig steht! No, wenn aa
deBleimschauerin was dageg'n
sagt, da brauch« S' gar net
hi'hör n. De sagt über alle
Leut' was...
R o s l: Ja, für alte Weiber
is er freili' nix. ..
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I
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sie hat sich einen Bubikopf schneiden lassen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1926
Entstehungsdatum (normiert)
1921 - 1931
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 164.1926, Nr. 4218, S. 272
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg