Schicksalsverkettung
Die Regensburger mit Kraut sind
seit einiger Zeit auf dem Tisch ange-
langt, aber das Besteck fehlt noch. Die
Regensburger kann man mit den Fin-
ger» nehmen, aber das Kraut-
Huber wächst in seiner Wut zu un-
heimlicher Größe. Plötzlich wuchtet er
gegen sein Eheweib los: „Dös kommt
alles nur von dei'm damischen Bubikopf! Früher hätt' ma' ite’ a
Haarnadel g'habt!"
Der Affe zu Hause
Adalbert hat sich entschieden geweigert, seine junge Gattin aufs
Oktoberfest zu führen. Er läßt das Monokel aus dem Auge springen
und zitiert Goetbe: „Weil ich ein Feind von allem Rohen bin .. "
Aber Hedwig will unter allen Umständen aufs Oktoberfest. Und
wenn eS mit Fred, Adalberts Freund, fein muß. Fred willigt ein.
Auf der Oktoberwiese werden kleine Affen an Gummischnüren
seilgeboten. Fred steuert darauf los, um Hedwig einen zu schenken.
„Ach, bitte nein!" wehrt Hedwig ab, „ich
habe ja schon sooo einen großen Affen zu
Hause!"
Fred, perplex: „Um Himmelswillen, sprich
ehrerbietiger von Adalbert!" r.
Kleines Welt-K»russell
In Plötzensee, dem Berliner Gefängnis,
war ein schwerer Junge „verduftet," und er
konnte trotz genauer Durchsuchung der Straf-
anstatt nicht wieder gegriffen werden. Da ging
plötzlich ein Gewitter nieder, und staunend
sahen die Wärter im Hose, wie sich der Deckel
eines Abzugskanals hob, und siehe: der Kopf des Ausreißers kam
zum Vorschein. -- Das Waffer war durch den Regenfall nämlich so
gestiegen, daß es dem Durchbrenner, dem Sprichwort« getreu, „bis
zum Halse stand." Ein anderes Sprichwort ist dadurch aber ad ab-
surdum geführt worden: Die Sonne bringt alles an den Tag?
Unsinn: der Regen tut 's! —
Ein Kleid mit in den Rückenteil geschnittenem Fenster hat auf
einem Londoner Ball große Sensation erregt. — Die Dame, die es
trug, wollte anscheinend das Paradox möglich machen, daß man —
hinter ihrem Rücken mit ihr — fensterlt . . . ri>ri
Prahlerei
„Sie sind ja bei einer Hamburger Firma, Herr Hummel, nicht
wahr? Wie ist es in der Nach-
kriegszeit mit den Geschäften in
der Südsee?" — „Alles wieder
in flottem Betrieb."
„Was Sie nicht sagen? Kaum
glaublich!"
„Ganz bestimmt! Allein von
unserer Firma haben die Wilden
inzwischen schonwiederfünfReisen-
de ausgefreffen!"
Drastische Antwort
Vor der Tobbogan, wo Alte
und Junge, Dicke und Dünne
auf einem LaNfmechanismus
in die Höhe gezogen werden,
zuweilen den Kopf unter den
Schultern und die Beine in
die Höh', stauen sich die Zu-
schauer.
Von Zeit zu Zeit rasendes
Gelächter.
Ein Berliner, dem ein
Münchener Bekannter das Oktoberfest zeigt, steht da und verzieht
keine Miene —er „beobachtet die Volksseele." Den Freund „giftet"
das. Auf dem Lauftuch müht sich der kräftige „Aufzieher" mit einer
250 Pfündigen ab — aber es hilft nichts, sie fällt hin und dreht
mit den lustigsten Wendungen ihre Hinterfront ins Publikum.
Das Lachen nimmt kein Ende.
„Ick weeß nich, ick würde mir anstelle dieser Frau doch nich solchen
peinlichen Situationen auSsetzen," sagt der Berliner mit ernster
Miene, „warum tut die das?"
„Ja, fchaug," sagt der Freund ruhig, „weil
die Leit' bei uns hinten mehr Humor ham
wie du im Gesicht!"
Ein guter Kerl
Wendelin ist ein guter Kerl, der keinem
waS übel nimmt.
Darum ist Wendelin auch das willkommene
Scherzobjekt seiner Freunde, wenn sie guter
Laune sind.
Auf der Oktoberwiese kauft einer der Kum-
pane, als man schon etliche Maß verdrückt
hat, einen kleinen Teddybären und bindet ihn sachte Wendelin auf
den Rücken. Wendelin zieht zur Gaudi aller Wiesenwanderer un-
verdroffen und ohne was zu merken kreuz und quer.
Einem aus der lustigen Gesellschaft geht der Scherz zu weit, und
er meint, er muß Wendelin auf den Huckepack aufmerksam machen.
Als alle laut mit Wendelin konferieren, nähert er sich ihm und sagt
leise: „Man hat Ihnen einen Bären aufgebunden!"
„Ach, lasten Sie nur!" wehrt Wendelin bescheiden ab, „das bin
ich schon seit zehn Jahren gewöhnt!"
Mr. Pinkerstone im Hosbräuhaus
„Goddam, was sind die Deutschen sür unpraktische Leut! Hätten sie
jetzt nicht können aufhängen die Kunstschätze von München hier im Hof-
bräuhaus, hätte man zusammen
alles Schöne wie Leib und Seele."
Referenz
„Für diesen Aufseherinnenposten
gebrauche ich eine ältere, energische
Person, die sich Respekt zu ver-
schaffenweiß!" - „Soeine bin ich!
Fragen Sie mal mei-
in** nen Schwiegersohn!"
148
Die Regensburger mit Kraut sind
seit einiger Zeit auf dem Tisch ange-
langt, aber das Besteck fehlt noch. Die
Regensburger kann man mit den Fin-
ger» nehmen, aber das Kraut-
Huber wächst in seiner Wut zu un-
heimlicher Größe. Plötzlich wuchtet er
gegen sein Eheweib los: „Dös kommt
alles nur von dei'm damischen Bubikopf! Früher hätt' ma' ite’ a
Haarnadel g'habt!"
Der Affe zu Hause
Adalbert hat sich entschieden geweigert, seine junge Gattin aufs
Oktoberfest zu führen. Er läßt das Monokel aus dem Auge springen
und zitiert Goetbe: „Weil ich ein Feind von allem Rohen bin .. "
Aber Hedwig will unter allen Umständen aufs Oktoberfest. Und
wenn eS mit Fred, Adalberts Freund, fein muß. Fred willigt ein.
Auf der Oktoberwiese werden kleine Affen an Gummischnüren
seilgeboten. Fred steuert darauf los, um Hedwig einen zu schenken.
„Ach, bitte nein!" wehrt Hedwig ab, „ich
habe ja schon sooo einen großen Affen zu
Hause!"
Fred, perplex: „Um Himmelswillen, sprich
ehrerbietiger von Adalbert!" r.
Kleines Welt-K»russell
In Plötzensee, dem Berliner Gefängnis,
war ein schwerer Junge „verduftet," und er
konnte trotz genauer Durchsuchung der Straf-
anstatt nicht wieder gegriffen werden. Da ging
plötzlich ein Gewitter nieder, und staunend
sahen die Wärter im Hose, wie sich der Deckel
eines Abzugskanals hob, und siehe: der Kopf des Ausreißers kam
zum Vorschein. -- Das Waffer war durch den Regenfall nämlich so
gestiegen, daß es dem Durchbrenner, dem Sprichwort« getreu, „bis
zum Halse stand." Ein anderes Sprichwort ist dadurch aber ad ab-
surdum geführt worden: Die Sonne bringt alles an den Tag?
Unsinn: der Regen tut 's! —
Ein Kleid mit in den Rückenteil geschnittenem Fenster hat auf
einem Londoner Ball große Sensation erregt. — Die Dame, die es
trug, wollte anscheinend das Paradox möglich machen, daß man —
hinter ihrem Rücken mit ihr — fensterlt . . . ri>ri
Prahlerei
„Sie sind ja bei einer Hamburger Firma, Herr Hummel, nicht
wahr? Wie ist es in der Nach-
kriegszeit mit den Geschäften in
der Südsee?" — „Alles wieder
in flottem Betrieb."
„Was Sie nicht sagen? Kaum
glaublich!"
„Ganz bestimmt! Allein von
unserer Firma haben die Wilden
inzwischen schonwiederfünfReisen-
de ausgefreffen!"
Drastische Antwort
Vor der Tobbogan, wo Alte
und Junge, Dicke und Dünne
auf einem LaNfmechanismus
in die Höhe gezogen werden,
zuweilen den Kopf unter den
Schultern und die Beine in
die Höh', stauen sich die Zu-
schauer.
Von Zeit zu Zeit rasendes
Gelächter.
Ein Berliner, dem ein
Münchener Bekannter das Oktoberfest zeigt, steht da und verzieht
keine Miene —er „beobachtet die Volksseele." Den Freund „giftet"
das. Auf dem Lauftuch müht sich der kräftige „Aufzieher" mit einer
250 Pfündigen ab — aber es hilft nichts, sie fällt hin und dreht
mit den lustigsten Wendungen ihre Hinterfront ins Publikum.
Das Lachen nimmt kein Ende.
„Ick weeß nich, ick würde mir anstelle dieser Frau doch nich solchen
peinlichen Situationen auSsetzen," sagt der Berliner mit ernster
Miene, „warum tut die das?"
„Ja, fchaug," sagt der Freund ruhig, „weil
die Leit' bei uns hinten mehr Humor ham
wie du im Gesicht!"
Ein guter Kerl
Wendelin ist ein guter Kerl, der keinem
waS übel nimmt.
Darum ist Wendelin auch das willkommene
Scherzobjekt seiner Freunde, wenn sie guter
Laune sind.
Auf der Oktoberwiese kauft einer der Kum-
pane, als man schon etliche Maß verdrückt
hat, einen kleinen Teddybären und bindet ihn sachte Wendelin auf
den Rücken. Wendelin zieht zur Gaudi aller Wiesenwanderer un-
verdroffen und ohne was zu merken kreuz und quer.
Einem aus der lustigen Gesellschaft geht der Scherz zu weit, und
er meint, er muß Wendelin auf den Huckepack aufmerksam machen.
Als alle laut mit Wendelin konferieren, nähert er sich ihm und sagt
leise: „Man hat Ihnen einen Bären aufgebunden!"
„Ach, lasten Sie nur!" wehrt Wendelin bescheiden ab, „das bin
ich schon seit zehn Jahren gewöhnt!"
Mr. Pinkerstone im Hosbräuhaus
„Goddam, was sind die Deutschen sür unpraktische Leut! Hätten sie
jetzt nicht können aufhängen die Kunstschätze von München hier im Hof-
bräuhaus, hätte man zusammen
alles Schöne wie Leib und Seele."
Referenz
„Für diesen Aufseherinnenposten
gebrauche ich eine ältere, energische
Person, die sich Respekt zu ver-
schaffenweiß!" - „Soeine bin ich!
Fragen Sie mal mei-
in** nen Schwiegersohn!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Wiesenmass"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4286, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg