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Der kleine Junge
Daheim habe ich einen kleinen Jungen: ein
wilder Kerl mit fliegenden Haaren, mit treu-
herzigen Augen und mit vier Jahren. Ein
Junge, von ungestümer Freude umbraust. Ich
brauche ihn nur zu sehen, sofort bin ich wieder
ein mutwilliger Schuljunge. - —

Wenn ich diesen ewig flatternden Kinderkopf
zwischen meine Hände nehme, dann fange ich an
zu singen. Nichts kommt gegen diesen kleinen
Kerl an, keine Macht auf dieser Welt: Polizei-
präsidenten, Gerichtsvollzieher, Generäle und
Minister! Bei Gott, sie zerstieben unter dem
kindlichen Glücksgefübl dieses
kleinen Herzens. — —

Selbst der Tod verliert seine
einzige, kalte Grimaffe: Gestern
nämlich saust der kleine Kerl durch
die Stube. Wie ein verrückter
Kreisel springt und schnarrt er
umher. Ein Stuhl fliegt um. Der
Kleine liegt unterm Stuhl, zap-
pelt und jubelt: „Hurra, ich bin
tot!" - -

Nun Hab ich keine Angst mehr
vor meinem letzten Stündlein.

Mar Iungnickel

Wünsche

Wenigftenöein Dutzend Pulte
steht in dem Amtszimmer. Es
steht aber nicht an jedem Pulte
ein Beamter, obgleich ebensoviel
vorhanden sind. In Gruppen zu
zweien und dreien unterhalten sie
sich oder lösen Kreuzworträtsel.

Vor derSchranke,die die fleißige»

Arbeiter abschließt, drängt sich ei»
zahlreiches Publikum. Endlich
reißt einem der Wartenden die
Geduld. Er ruft: „Ist hier nie-
mand vorhanden, der die Wünsche
des Publikumsentgegen nimmt?"

Die Herren Beamten lasten sich
nicht stören. Nur einer schaut un-
willig auf, drückt dann aber doch
den Knopf einer elektrischen Klin-
gel. Ein Weilchen später erscheint
ein herkulischer Diener: „Wird
hier etwas gewünscht?"

„Da vorn wünscht jemand
hinaus geworfen zu werden."

D

en a

nd

eren

Laßt mir die kleinen Begeisterungen.
Die ich ins Große mir gesungen.

Seit ich die Ideale verloren!

Laßt mich, einen weisen Toren,
Kleine Altäre mir errichten!

Kleine Götter dazu erdichten!

Laßt mir meine Illusionen
Uber aller Wahrheit thronen.

Muß denn Alles wirklich sein?!

Eure Welt der Wirklichkeiten
Wäre mir doch viel zu klein!

Laßt mich über eurem Schreiten
Mit den Sternen jagen, auf Wolken

Hermann von Pfaundler reiten !

Beim Zahnziehen
„Mensch, Sie bringen mich
ja um!" — „Dafür kostet es
auch nur 50 Pfennige."

Olli und Polli

Eine schottische Fabel

Es waren einmal zwei dicke grüne Laubfrösche.
Der eine hieß Polli und war ein Pessimist. Der
andere hieß Olli und war ein Optimist. Eines
Tages geschah ein fürchterliches Unglück. Polli
fiel in eine große Kanne voll Milch. Polli hopste
und planschte wie toll in der Kanne umher.
Aber Polli war nun einmal ein Pessimist, und
so waren seine Anstrengungen von vornherein
matt und schlaff. Nach einer Weile versank
Polli, erstickt, in der Milch . . . Dasselbe aber
passierte Olli, dem Optimisten. Auch er fiel in
eine große Kanne voll Milch. Da
er aber ein gläubiges Herz hatte,
wurde er nicht müde, in dem
-weißen Schwimmbassin herum-
zutollen. Unaufhörlich zappelte
Olli. Und siehe da: Am andern
Tage saß Olli, der Optimist auf
einem Hügel glänzender gelber
Butter! Und mit einem Hupp
war er aus der Kanne draußen.

Der Anfänger
Pinokel ist Schauspieler. Seit
heute. Zum ersten Male steht er
auf dem Theaterzettel. Ein Die-
ner -Peter Pinokel. Seine

Rolle besteht aus vier Worten:
„Sie - kommen — noch - nicht."
Die Vorstellung beginnt. Pinokel
lehnt stichwortbereit an der Ku-
lisie. Kreidebleich. Nur den Auf-
tritt nicht verpaffen. Ängstlich
lauscht er. Nur den Auftritt nicht
verpaffen! Jetzt —. Er stürzt auf
die Bühne. „Sie kommen noch
nicht," flüstert rollengemäß der
Mann in der Souffleurkiste vor.
„Noch nicht?" erschrickt Pinokel.
Und sauft wieder hinaus.

Der joviale Patient
„Wenn es Sie beruhigt, will
ich noch einen zweiten Arzt hin-
zuziehen!"

„Unsinn, Doktor, das gibt nur
Streitigkeiten zwischen Ihnen;
wenn ich nachher tot bin, will 's
keiner gewesen sein!"

In der Renue. „Der Verfasser dieses Schmarrns nennt
sich Dichter, der sollte sich doch „ Remüterich“ nennen.“

Das Neueste
„Wissen Sie was das junge
Paar da vorn tanzt?" - „Ich
glaube, es ist der Veitstanz."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"In der Revue"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Geis, Josef
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4287, S. 162

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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