Auffassung
„Nu Sachen Se ma, scheenet Frollein,
mal meckat ihr denn hier eejentlich
for'n scheißhchen Dialekt ? ! Man va-
schteht ja keen Wort! Wat schprecht
ihr denn nidi ’ri riditijet Hoch-
deutsch wie mia in Berlin?“
U' 0*e>„
Nächtliche Sozia-Fahrt
Aus dem „Buch der Lieder“ von Heineridi
Zutat
„Haben Sie gehört? Der
Klemm will ein Haus baun?"
„Einen Sparren hat er
doch schon."
Wir fuhren allein im Dunkeln,
Ich vorn, Du hinter mir;
Wir sahen die Sterne funkeln,
Doch sah ich nichts von Dir.
Wir fuhren durch Löcher und Spalten
lm Finst’ren dahin wie der Blii
Ich hah’ mich am Steuer gehalten,
Du hopstest auf schmankem Sit?.
Gemütlich
Bettler: „Warum schimp-
fen S' denn so, wenn Sie
aus Ihrem Türvorleger stehen
haben: ^Willkommens"
Stadträtlich Pietät
In T wurde eine bekannte
Dame beerdigt. Ein Freund
des Hauses, ein bekannter
Tenor, sang ihrem letzten
Wunsch entsprechend ein Lied als Grabgesang. Als er geendet hatte,
überreichte ihm ein Friedhossbeamter nachstehende Quittung:
Lurussteuer für Grabgesang 2.— Mk. Stadtrat 3E.
Wir fuhren durch nächtlidien Dämmer,
Der Motor hat laut gebrummt;
Wir hörten sein mildes Gehämmer
Und mären längst verstummt.
Sprünge
„Unser Meister im Hoch-
sprung hat sich mit seinem
Trainer verkracht."
„Weshalb denn?"
„Dieser Trainer ist nämlich zugleich sein Geldmann, hält ihn
aber so knapp, daß er beim besten Willen keine hohen Sprünge
machen kann."
Und als der Morgen tagte,
Fast rührte midi da der Schlag!
Dein Fiat? mar leer, und ich fragte:
„ Wo sie mohl liegen mag?“ KIKI
Recht muh Recht bleiben oder Fiat justitia!
Das WaraSdiner Kreisgericht, das in einem Haus des Grafen
Beroldingen untergebracht ist, mußte in einer Räumungsklage dem
Grafen Recht geben. In seiner Eigenschaft als Mieter kümmerte
sich aber das Gericht nicht um seinen Beschluß. Daraufhin entschied
das Gericht als Gericht die sofortige Exmittierung des Mieters. Da
aber in ganz WaraSdin kein Raum frei ist, konnte der Mieter seinem
Gerichts-Beschluß nicht folgen, daraufhin . . .
Das ist aber eine verzwickte Geschichte! Man möchte nicht in der
Haut des Mieters stecken, wenn ein Gericht so rigoros ist, — aber
andrerseits wer möchte in der Haut eines Gerichts stecken, das sich
mit einem so widerspenstigem Mieter abgeben muß?
Das kommt davon, wenn man eine Binde vor den Augen tragen
muß und sich selbst nicht sehen darf.
Zwei Seelen wohnen — ach — in der Brust des Warasdiner
Kreisgerichtg. Wie nun, wenn das Gericht weiter geht und sich eines
Tages selbst beim Kragen nimmt und an die frische Luft setzt? —
Dann wird das Gericht natürlich wegen Angriff auf die Staats-
gewalt gegen das Gericht vergehen und sich selbst verknurren, aber
dann wird es aufs neue wegen Nötigung des Gerichts vor Gericht
kommen, und so wird der Fall einen Rattenkönig von Konflikten er-
zeugen, und das Gericht wird bis zum jüngsten Gericht sich mit dem
Gericht in den Haaren liegen.
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„Nu Sachen Se ma, scheenet Frollein,
mal meckat ihr denn hier eejentlich
for'n scheißhchen Dialekt ? ! Man va-
schteht ja keen Wort! Wat schprecht
ihr denn nidi ’ri riditijet Hoch-
deutsch wie mia in Berlin?“
U' 0*e>„
Nächtliche Sozia-Fahrt
Aus dem „Buch der Lieder“ von Heineridi
Zutat
„Haben Sie gehört? Der
Klemm will ein Haus baun?"
„Einen Sparren hat er
doch schon."
Wir fuhren allein im Dunkeln,
Ich vorn, Du hinter mir;
Wir sahen die Sterne funkeln,
Doch sah ich nichts von Dir.
Wir fuhren durch Löcher und Spalten
lm Finst’ren dahin wie der Blii
Ich hah’ mich am Steuer gehalten,
Du hopstest auf schmankem Sit?.
Gemütlich
Bettler: „Warum schimp-
fen S' denn so, wenn Sie
aus Ihrem Türvorleger stehen
haben: ^Willkommens"
Stadträtlich Pietät
In T wurde eine bekannte
Dame beerdigt. Ein Freund
des Hauses, ein bekannter
Tenor, sang ihrem letzten
Wunsch entsprechend ein Lied als Grabgesang. Als er geendet hatte,
überreichte ihm ein Friedhossbeamter nachstehende Quittung:
Lurussteuer für Grabgesang 2.— Mk. Stadtrat 3E.
Wir fuhren durch nächtlidien Dämmer,
Der Motor hat laut gebrummt;
Wir hörten sein mildes Gehämmer
Und mären längst verstummt.
Sprünge
„Unser Meister im Hoch-
sprung hat sich mit seinem
Trainer verkracht."
„Weshalb denn?"
„Dieser Trainer ist nämlich zugleich sein Geldmann, hält ihn
aber so knapp, daß er beim besten Willen keine hohen Sprünge
machen kann."
Und als der Morgen tagte,
Fast rührte midi da der Schlag!
Dein Fiat? mar leer, und ich fragte:
„ Wo sie mohl liegen mag?“ KIKI
Recht muh Recht bleiben oder Fiat justitia!
Das WaraSdiner Kreisgericht, das in einem Haus des Grafen
Beroldingen untergebracht ist, mußte in einer Räumungsklage dem
Grafen Recht geben. In seiner Eigenschaft als Mieter kümmerte
sich aber das Gericht nicht um seinen Beschluß. Daraufhin entschied
das Gericht als Gericht die sofortige Exmittierung des Mieters. Da
aber in ganz WaraSdin kein Raum frei ist, konnte der Mieter seinem
Gerichts-Beschluß nicht folgen, daraufhin . . .
Das ist aber eine verzwickte Geschichte! Man möchte nicht in der
Haut des Mieters stecken, wenn ein Gericht so rigoros ist, — aber
andrerseits wer möchte in der Haut eines Gerichts stecken, das sich
mit einem so widerspenstigem Mieter abgeben muß?
Das kommt davon, wenn man eine Binde vor den Augen tragen
muß und sich selbst nicht sehen darf.
Zwei Seelen wohnen — ach — in der Brust des Warasdiner
Kreisgerichtg. Wie nun, wenn das Gericht weiter geht und sich eines
Tages selbst beim Kragen nimmt und an die frische Luft setzt? —
Dann wird das Gericht natürlich wegen Angriff auf die Staats-
gewalt gegen das Gericht vergehen und sich selbst verknurren, aber
dann wird es aufs neue wegen Nötigung des Gerichts vor Gericht
kommen, und so wird der Fall einen Rattenkönig von Konflikten er-
zeugen, und das Gericht wird bis zum jüngsten Gericht sich mit dem
Gericht in den Haaren liegen.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Auffassung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1927
Entstehungsdatum (normiert)
1922 - 1932
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4287, S. 163
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg