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Liebenswürdigkeiten

„Meckere meinSwejen stundenlang, olle Zicke," sagte zärtlich Herr
Zawadil zu seiner Frau. „Det seht bei mir zu dem einen Obre rin
und zu dem andern wieder raus!" - „Na ja, es ist ja auch nichts
dazwischen, was es aushalten könnte!" bemerkte die Gattin.

Der Befund

Mein Freund Schneeberger hätte - nach langer Arbeitslosigkeit -
in einer chemischen Fabrik Unterkommen können. Doch benötigte er
biezu einen guten Lungenbesund.

So fuhr Schneeberger von seinem Wohnsitz Enzersdors nach Wien
und kriegte auf der Ersten Internen Klinik tatsächlich einen tadel-
losen Befund, der sogar den Ausdruck „Musterlunge" enthielt.
Frohgemut reiste Schneeberger wieder heimwärts. Und da
geschah es, daß ihm ein Kohlenstäubchen in die Luft-
röhre kam, worauf er den Fremdkörper nach einem
befreienden Hustenanfall jäh auf den Fuß
boden spuckte. Dies bemerkte der Zugs-
kondukteur. Und forderte unter Hin-
weis auf eine Tafel, wonach das
„freie Ausspucken wegen Tuberku-
losegefahr verboten und mit 2 Schil-
ling Geldstrafe zu ahnden sei", bare
Sühne. - „Waaaö?" hohnlachte
Schneeberger, griff nach der Brief-
tasche und hielt dem Kondukteur
einen Wisch unter die Nase. „Möcht'
wiffen, wo da a Tuber-


kulosegefahr is!"

DerOrdnungshüter las
den Zettel, las ihn noch
einmal und ein drittes
Mal. — „Na, so spucken
S' halt weiter in Gott'ö-
namen!" sagte er klein-
laut und drückte sich aus
dem Wagen. Tip.

Die Schattenseite

„Ichwünschte,ich könnte
mir auch einmal ein Ein-
familienhaus kaufen, das
muß doch etwas Herrliches
sein." — „Das sagen Sie
nicht. Wenn zum Beispiel
einmal der Gerichtsvoll-
zieher hineingeht, dann
sieht gleich jeder, zu wem
er kommt."

Im Wartezimmer

„Wer hat am längsten
gewartet?" — „Ich, Herr
Doktor! Ich wollte schon
vorvier Wochen kommen!"

A Sdilossa hot zwoa in da Lehr:

Mit dene hot er oft sei G’scheer,

Weil ’s net so lean mög'n, mi’r er moant;
Na bockt der oa, der ander moant,

Der Moasta redt glei mit der Hand
Und haut s’ und beutelt s’ umanand.

Bis daß der Sturm vorbei is, dann
Geht ’s wiederum von vorn halt an.

Doch daß i ’s richti sag'n tua:

Am meisten kriagt ’s der kloane Bua.
Der, mo der ärger is, der ander,

Den haut er net so umanander.

Warum jcßt dös ? Der gleicht eam mehr,
Der is derselbe Schroll, mia er.

Der, wenn der Moasta ebbes sagt
Oder eam gar a Schell’n otragt,

Der hängt eam glei ’as Maul recht o
Und sagt, daß er 's net miss’n ko,

Gutes Geschäft

„Bei der vorigen Treibjagd baben Sie mich geschoffen, Herr Graf."
„Na, ich habe Sie doch auch reichlich dafür entschädigt."

„Weiß ich ja. Nur nächste Woche ist wieder Treibjagd und da
wollte ich Sie um einen kleinen Vorschuß bitten . . ."

Der Glücksritter

Ein Bettelgreis, vom Zufall protegiert, fand einst im Rinnstein
einen Platinring. Der Reif war mit Brillanten reich verziert, doch
schien dem flüchtgen Blick sein Werl gering. Mit Gier befühlt der
Alte seinen Fund, der glanzlos und durch Straßenkot verklebt in
seiner Rechten liegt, und seinem Mund entfährt ein Fluch, darin
Verzweiflung bebt: „Verdammt! Wär' mir das Glück ein wenig
hold. — Der Teufel bol 's! Ich Hab' auch immer Pech! — so
fand ich jetzt ein Stück gediegen Gold und nicht den
Plunder hier von Glas und Blech!" Voll Wut
wirft er das seltne Kleinod fort, das über
eine nahe Mauer fliegt, dann jenseits
niederfällt, just ebendort, wo in dem
Gras ein Edelknabe liegt. Das
Ringlein springt dem Junker in den
Schoß, und während er verwundert
um sich schaut, tönt von der Gaffe ein
Trompetenstoß, und eines Herolds-
stimme meldet laut: „Des Fürsten
Durchlaucht Ihren Ring verlor, dem
keiner gleicht an Seltenheit und
Kunst. Dem Finder winkt
ein Beutel Louisdor und
Seiner Gnaden danker-
füllte Gunst!"

. . . Der Fant empfing
sofort den Ritterschlag.
Mit Würden überhäuft er
heimwärts zog und bald —
vergaß er, daß vor Jabr
und Tag ein Ring glück-
bringend in de» Schoß ihm
flog. Es ging ihm halt,
wie auch in unserer Zeit
gar manchem, der sich plötz-
lich sieht geehrt: Stolz
nannte er „Erfolg der

Der Lehrbua is glei voller Schreck
Und ziagt den Kopf ei mia ’r a Schneck ;
Er moaß, dös is grad mie beim Lehra,
Wenn oani fliagt, na fliagn no mehra.

Dem andern, dem derbarmt er fast,

II iar er si all ’s so gfall’n laßt,

Der helft a bist: „Dumma Bua,

Mach 's halt miar i, na hast dei Ruah.
Schaug’n o und tua eam ’s richti sag'n
Dös ko er nämli nöt vertrag’n,

Dös han i lang scho außogfunna,

Na ziagt er z’ruck und du hast grvunna.
Der Kloa kriagt Schneid und paßt nur blos
Auf Glegenheit, na legt er los.

Die is glei da: Der Moasta gront,

Weil er die Feil'n net bessa schont,

Er sagt: „Hast leicht dös aa vergess'n ?
Wia oft sag i: nach vorn mußt stöß’n!“

Wenn ’s eam net zoagt wird hi nt und vorn, Da sagt der Bua glei voller Zorn:

Dafür is er a Lehrbub morn;

Und schaugt dabei so frech und keck
Den Moasta o und der — schaugt meg
Und schmeißt den Hammer an die Wand
l nd ßuacht und hoaßt ’n allerhand
Und rührt'n mit koan Finger o;

Dafür kimmt na der ander dro,

Der feilt grod an am Schlüssel rum;

„Du Saubua du, dös wird ja krumm,
Siagst 'es denn nöt?“ „Ja, “ sagt, der Kloane,
„I hob ’s scho gsegn.“ Da ßiagt scho oane.

„ Wenn oannix g'sagt mirdhint und vorn“ ..
Und schaut so frech und keck er ko, —

Er ko's net recht - den Moasta o.

Den packt glei d’ Wuat und miar'n Dackel
Nimmt er beim Hals den kloana Lackel
Und schmeißt ’n außi vor die Tür:

„Du Saubub, du, jeß rebellier!“

Da steht er jetfta auf d'r Straß’n

Und schaut recht dumm und kann 's net fass ’n

No, mit der Zeit wird er 's scho inna:

Wer grob sei will, der muaß ’s a kinna!

H.d. Ering

Tüchtigkeit, was anderer
Leute — — Dummheit
ihm beschert! H. S»i>«

Alles hat seine
Grenzen

„Tiefer können wir das
Kleid nicht mebr ausschnei-
den, Gnädigste, außer wir
machen es dafür länger.
Es fehlt sonst rückwärts
die Verbindung."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vom Grobsein"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stockmann, Hermann
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1927
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 167.1927, Nr. 4295, S. 258

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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