von der Vertikalen und Horizontalen vorbleameln . . . Wenns der net
gfallt, da kinna ma was derlebn • . . ! Aber des Schönere kommt no!
— Mei Resl (de Tesiy) sagt mir gestern Abend pfeilgrad, daß sie st
mit demKunstmaler verlobt hat...
Des is a schöne Dreigab zu dem HochzeitSgschenk . • .
Morgn sruah kummt er, der Maler und holt aS Geld und kalt um
d' Rest o . . .
So kimmt ma in alle möglich» Kschicht» nei, wenn van Kinder über»
Kops wachsn.
Du muaßt as auSfreffn, sag i zu meiner Resl, wcnnst d' in d' Kunst
neiheirat'st. . . I bab mi oamal obgebn damit . . . Brauchst dir net
eibuidn, daß i mi zur goldnen Hochzeit no amal sechs Tag in an Fotöl
setz, wo oan t' Federn derartig ein, stecha ... I bab gnua von der
Kunst! - ' I. X...«
Lehmann lebt rückwärts
Herr Lehmann sprach: Ich finde immer,
Wenn früh ick in die Zeitung schau,
Es wird mit jedem Tage schlimmer
Auf unserm Erdteil, liebe Frau.
Und so entschloß ich mich denn eben:
Ab morgen, wo ick fünfzig Fahr,
Will ick, wenn möglich, - rückwärts leben.
Derweil es früher schöner war!
Frau Lehmann meinte, diese Wende
Sei wohl bedacht und von Verstand,
Und kaufte fünfzig Zeitungsbände,
Die miterlebt ihr Ferdinand.
Und immer nach dem Morgenschlummer,
Lag auf dem Frühstücktisch bereit
Für Lehmann eine Tagblatt-Nummer
Aus schönerer Vergangenheit.
Zuerst zwar mußt er viel erfahren
Von Politik und Kriegesnot.
Er las von bittren Hungerjahren
Und — lobte dann sein Butterbrot.
Er sprach: Hier steht es, man muß strecken
Die Nahrungsmittel, die man hat,
Doch ließ er sich die Semmel schmecken
Vor seinem Dotschen-Zeitungsblatt.
Die Jahre gingen, Tage kamen . . .
Begeistert sang, aus voller Brust,
Er »Deutschland über alles". Amen.
Es war beim Ausmarsch im August.
Und eine Woche später knallte
Er mit dem Mundtuch, das zerknüllt:
Wir haben wieder Frieden, Alte.
Hier stehts: Der Kaiser ist in Sylt.
O Gott, wie gut gings unserm Lehmann!
Derweil wir andern gries und grau,
Wird er aufs neue »Junger Ehmannn".
Da . . . „Iungvermählte." Er nebst Frau,
Bald ist er wieder Bub, der tollte,
An Sorgen frei um Gut und (Held,
Und — wenn er es erleben sollte,
Kommt er noch einmal auf die Welt ... Ri-Ri.
Ein Kenner
Am Odeonsplatz fragt ein Fremder einen Münchner
nach dem nächsten Weg zum Deutschen Museum.
Münchner: ,,Da kommen S' von da aus do net bi."
Fremder: „Warum denn nicht?"
Münchner: „Da müßten S' in der Näh vom Hos-
bräuhaus vorbei, und da reißt 's Eahna ja do eini."
Im Bilde geblieben
Herr: „Sie komnien wir vor wie ein überirdisches
Wesen!"
Junge Dame: „Stimmt! Ich bin im Luftschiff ge-
boren worden!"
Vorbereitung
„Sie bedrobten den Zeugen mit Totschlag. Haben
Sie ibn nicht auch verprügelt?"
„Jawohl! Ich wollte ihn schonend vorbereiten!"
Zeitglossr
Die Pyramide des 20. Jahrhunderts. Ein
nordamerikanischer Staat läßt eine 50 Meter höbe
Pyramide errichte», in deren Innerem ein vollständig
eingerichteter Raum in Zeitungsartikeln, Photos und
Dokumenten ein getreues Abbild unserer Zeit geben
soll. Der Raum soll vermauert werden und auf sein
Ausgleich Enldecktwerden durch spätere Generationen warten. —
„Sie effe» genau das Doppelte von dem, was Ihre Vorgängerin gegessen hat." Schade, daß nicht auch die alte» Ägnpter solche wahr-
„Na, berubiaen Sic sich nur, gnä Frau. Dafür bleibe ich bloß halb solang da." hast - pyramidale Ideen gehabt habe»! Ri-»,
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gfallt, da kinna ma was derlebn • . . ! Aber des Schönere kommt no!
— Mei Resl (de Tesiy) sagt mir gestern Abend pfeilgrad, daß sie st
mit demKunstmaler verlobt hat...
Des is a schöne Dreigab zu dem HochzeitSgschenk . • .
Morgn sruah kummt er, der Maler und holt aS Geld und kalt um
d' Rest o . . .
So kimmt ma in alle möglich» Kschicht» nei, wenn van Kinder über»
Kops wachsn.
Du muaßt as auSfreffn, sag i zu meiner Resl, wcnnst d' in d' Kunst
neiheirat'st. . . I bab mi oamal obgebn damit . . . Brauchst dir net
eibuidn, daß i mi zur goldnen Hochzeit no amal sechs Tag in an Fotöl
setz, wo oan t' Federn derartig ein, stecha ... I bab gnua von der
Kunst! - ' I. X...«
Lehmann lebt rückwärts
Herr Lehmann sprach: Ich finde immer,
Wenn früh ick in die Zeitung schau,
Es wird mit jedem Tage schlimmer
Auf unserm Erdteil, liebe Frau.
Und so entschloß ich mich denn eben:
Ab morgen, wo ick fünfzig Fahr,
Will ick, wenn möglich, - rückwärts leben.
Derweil es früher schöner war!
Frau Lehmann meinte, diese Wende
Sei wohl bedacht und von Verstand,
Und kaufte fünfzig Zeitungsbände,
Die miterlebt ihr Ferdinand.
Und immer nach dem Morgenschlummer,
Lag auf dem Frühstücktisch bereit
Für Lehmann eine Tagblatt-Nummer
Aus schönerer Vergangenheit.
Zuerst zwar mußt er viel erfahren
Von Politik und Kriegesnot.
Er las von bittren Hungerjahren
Und — lobte dann sein Butterbrot.
Er sprach: Hier steht es, man muß strecken
Die Nahrungsmittel, die man hat,
Doch ließ er sich die Semmel schmecken
Vor seinem Dotschen-Zeitungsblatt.
Die Jahre gingen, Tage kamen . . .
Begeistert sang, aus voller Brust,
Er »Deutschland über alles". Amen.
Es war beim Ausmarsch im August.
Und eine Woche später knallte
Er mit dem Mundtuch, das zerknüllt:
Wir haben wieder Frieden, Alte.
Hier stehts: Der Kaiser ist in Sylt.
O Gott, wie gut gings unserm Lehmann!
Derweil wir andern gries und grau,
Wird er aufs neue »Junger Ehmannn".
Da . . . „Iungvermählte." Er nebst Frau,
Bald ist er wieder Bub, der tollte,
An Sorgen frei um Gut und (Held,
Und — wenn er es erleben sollte,
Kommt er noch einmal auf die Welt ... Ri-Ri.
Ein Kenner
Am Odeonsplatz fragt ein Fremder einen Münchner
nach dem nächsten Weg zum Deutschen Museum.
Münchner: ,,Da kommen S' von da aus do net bi."
Fremder: „Warum denn nicht?"
Münchner: „Da müßten S' in der Näh vom Hos-
bräuhaus vorbei, und da reißt 's Eahna ja do eini."
Im Bilde geblieben
Herr: „Sie komnien wir vor wie ein überirdisches
Wesen!"
Junge Dame: „Stimmt! Ich bin im Luftschiff ge-
boren worden!"
Vorbereitung
„Sie bedrobten den Zeugen mit Totschlag. Haben
Sie ibn nicht auch verprügelt?"
„Jawohl! Ich wollte ihn schonend vorbereiten!"
Zeitglossr
Die Pyramide des 20. Jahrhunderts. Ein
nordamerikanischer Staat läßt eine 50 Meter höbe
Pyramide errichte», in deren Innerem ein vollständig
eingerichteter Raum in Zeitungsartikeln, Photos und
Dokumenten ein getreues Abbild unserer Zeit geben
soll. Der Raum soll vermauert werden und auf sein
Ausgleich Enldecktwerden durch spätere Generationen warten. —
„Sie effe» genau das Doppelte von dem, was Ihre Vorgängerin gegessen hat." Schade, daß nicht auch die alte» Ägnpter solche wahr-
„Na, berubiaen Sic sich nur, gnä Frau. Dafür bleibe ich bloß halb solang da." hast - pyramidale Ideen gehabt habe»! Ri-»,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ausgleich"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1928
Entstehungsdatum (normiert)
1923 - 1933
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 169.1928, Nr. 4345, S. 238
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg