Zeichnung von I Schutt
Backstsche „Verliebt war ich schon öfter als Else, aber ich beneide
sie doch: sie war nämlich schon mal unglücklich verliebt!"
Kalkulationen eines Schriftstellers
Von Peter Robinson
Ja, ein Schriftsteller möchte ich sein! Wie beneidenswert
ist doch das Dasein solch eines Menschen! Der kennt ja über-
haupt keine Sorgen; er hat immer, was er braucht, und kann
erlangen, was er begehrt, — wenn seine Wünsche nicht gar
zu ausschweifend sind. Gesetzt den Fall, er möchte sich was
Nettes anschaffen, einen eleganten Maßanzug oder einen
photographischen Apparat, einen Perserteppich oder einen
Brillantring oder ein künstliches Gebiß, oder er wünscht eine
schöne Reise zu machen, oder er will seiner Braut was schenken
-was tut dann so ein Schriftsteller? Er setzt sich mal an
seinen Schreibtisch, kritzelt ein bißchen herum, diktiert das dann
der Schreibmaschinendame oder tippt es auch selber ab, was
ja keine Lerkulesarbeit ist, und fertig ist ein Manuskript. Er
packt es ein, schickt es an eine Redaktion, und eine oder höch-
stens zwei Wochen später kriegt er eine stattliche Postanwei-
sung und auch noch einen liebenswürdigen Brief, in dem ihm ,
heißer Dank für seine geschätzte Arbeit ausgesprochen wird'
und der Wunsch, er möge doch recht bald wieder etwas schicken.
180
Ja, so machen es die Schriftsteller. Mein Vetter Walde-
mar hat es mir erzählt. Ein glücklicher Kerl! Er ist noch gar
nicht so lange Schriftsteller, kaum seit einem Vierteljahr. Vor-
her hat er immer im Kontor gesessen, bei seinem Onkel'Moritz,
der in Pritzbrück an der Pritze eine große Lolzschneidemühle
betreibt, manchmal mit den Wasserkräften der Pritze, manch-
mal auch mit Dampf, nämlich in trockenen Sommertagen,
wenn die Pritze zu wenig Wasser hat, und im strengen Winter,
wenn sie zugesroren ist. Waldemar hat dort ein gutes Gehalt
gehabt und dazu die Aussicht, einmal Teilhaber zu werden,
— wenn er Onkel Moritzens Tochter, die Kusine Klara, hätte
heiraten wollen, wozu aus ihrer Seite, wie er wohl ganz der
Wahrheit gemäß versichert, durchaus Neigung bestanden hat.
Aber ihm hat Pritzbrück nicht gepaßt. Onkel Moritz war zu
pedantisch. Er hatte ein Uhr, von der er behauptete, daß sie
auf die Sekunde genau ginge; nach ihr stellte er die Kontor-
uhr, und nach dieser wieder sollte Waldemar sich richten. Tat
lFortsehung Sette I8Z>
Backstsche „Verliebt war ich schon öfter als Else, aber ich beneide
sie doch: sie war nämlich schon mal unglücklich verliebt!"
Kalkulationen eines Schriftstellers
Von Peter Robinson
Ja, ein Schriftsteller möchte ich sein! Wie beneidenswert
ist doch das Dasein solch eines Menschen! Der kennt ja über-
haupt keine Sorgen; er hat immer, was er braucht, und kann
erlangen, was er begehrt, — wenn seine Wünsche nicht gar
zu ausschweifend sind. Gesetzt den Fall, er möchte sich was
Nettes anschaffen, einen eleganten Maßanzug oder einen
photographischen Apparat, einen Perserteppich oder einen
Brillantring oder ein künstliches Gebiß, oder er wünscht eine
schöne Reise zu machen, oder er will seiner Braut was schenken
-was tut dann so ein Schriftsteller? Er setzt sich mal an
seinen Schreibtisch, kritzelt ein bißchen herum, diktiert das dann
der Schreibmaschinendame oder tippt es auch selber ab, was
ja keine Lerkulesarbeit ist, und fertig ist ein Manuskript. Er
packt es ein, schickt es an eine Redaktion, und eine oder höch-
stens zwei Wochen später kriegt er eine stattliche Postanwei-
sung und auch noch einen liebenswürdigen Brief, in dem ihm ,
heißer Dank für seine geschätzte Arbeit ausgesprochen wird'
und der Wunsch, er möge doch recht bald wieder etwas schicken.
180
Ja, so machen es die Schriftsteller. Mein Vetter Walde-
mar hat es mir erzählt. Ein glücklicher Kerl! Er ist noch gar
nicht so lange Schriftsteller, kaum seit einem Vierteljahr. Vor-
her hat er immer im Kontor gesessen, bei seinem Onkel'Moritz,
der in Pritzbrück an der Pritze eine große Lolzschneidemühle
betreibt, manchmal mit den Wasserkräften der Pritze, manch-
mal auch mit Dampf, nämlich in trockenen Sommertagen,
wenn die Pritze zu wenig Wasser hat, und im strengen Winter,
wenn sie zugesroren ist. Waldemar hat dort ein gutes Gehalt
gehabt und dazu die Aussicht, einmal Teilhaber zu werden,
— wenn er Onkel Moritzens Tochter, die Kusine Klara, hätte
heiraten wollen, wozu aus ihrer Seite, wie er wohl ganz der
Wahrheit gemäß versichert, durchaus Neigung bestanden hat.
Aber ihm hat Pritzbrück nicht gepaßt. Onkel Moritz war zu
pedantisch. Er hatte ein Uhr, von der er behauptete, daß sie
auf die Sekunde genau ginge; nach ihr stellte er die Kontor-
uhr, und nach dieser wieder sollte Waldemar sich richten. Tat
lFortsehung Sette I8Z>
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Backfische"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4364, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg