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Zeichnung von 3. L.-R.

Die unwahrscheinliche Zahl
stahl sich oft auf ei» Viertelstünd-
chen zu ihr, um mit ihr zu plaudern,
etwas Neues zu erzählen oder erzählt
zu bekommen. Wenn sie dabei in aller
Larmlosigkeit auch etwas von Laber-
manns berichtete, gab Frau Füllsack
das in scheußlicher Entstellung und
Amdrehung an die ganze Nachbarschaft
weiter. Die gräßlichsten Fabeln über
Labermanns sind auf diese Weise ent-
standen. Es ist also begreiflich, daß
Labermanns schließlich dem Dienst-
mädchen Katharina einige Zurückhal-
tung gegenüber der Lausmeisterin
Füllsack empfohlen haben. Aber davon
hat sie nichts wissen wollen; das sei
ihre Privatangelegenheit, hat sie ge-
meint, und wie die Lausmeisterin sich
gegenüber der Lerrschast betrage, das
ginge sie gar nichts an, denn zu ihr
sei die Frau immer sehr nett gewesen.

Wie gesagt: so durfte das nicht
weiter gehen. Der Jahreswechsel schien
geeignet, dem unerfreulichen Zustande
ein Ende zu machen, tu einer wohl
überlegten Art, die jeden Versuch einer
Einwirkung auf Katharina entbehrlich
machte. Frau Füllsack erhielt von ein-
zelnen Parteien, die besonders furcht-
same Naturen waren, noch immer ein
Neujahrsgeld, fünf Mark von diesen,
zehn Mark von jenen. Labermanns
hatten schon seit zwei Jahren nichts
mehr gegeben, — seitdem die Laus-
meisterin Luft für sie geworden war,
jene schlechte, pestilenzialische Luft.

Diesmal aber nahm Lerr Labermann
neun ganz neue Einmarkstücke, die er
zum Aeberfluß noch einmal selber ge-
putzt hatte, und ging damit zu Katha-
rina, in dem klug ersehenen Augen-
blick, als diese eben die Milch auf's
Feuer gesetzt hatte. „Lier, Katharina,
springen Sie doch mal schnell zur Laus-
meisterin und geben Sie ihr dies als
Neujahrsgeld!" And damit legte er ihr
die neun Markstücke, ohite sie vorzu-
zählen, in einem Läuflein aus die Land.

Katharina war natürlich sehr er-
freut. Sie eilte, sie flog zur Lausmeisterin Füllsack. „Na, was
sagen Sie nun? Von .Labermanns —zu Neujahr!" And gerade
so, wie sie selber es empsaitgen hatte, schüttete sie nun der
Frau Füllsack das Geld in die Land, denn leider mußte sie
schleunigst wieder fort, — weil doch die Milch auf dem Feuer
war.--

Das war also am Neujahrstage, und in der Woche danach
hat es was gegeben. In der ganzen Straße und den Neben-
straßen, soweit der Kreis der Klatschinteressenten reicht, sind
alle Lausmeistersleute, alle Köchinnen, Stuben- und Kinder-
mädchen, die Milch- und Zeitungsfrauen, und wer sonst noch
Ohren dafür gehabt hat, von der Lausmeisterin Fttllsack unter-
richtet worden, daß sie mit der Katharina bei Labermanns
nie mehr etwas zu tun haben wolle. Denn was hätte diese
Person getan? Von Labermanns, die sich endlich auf ihre

Der Andere „Tut mir sehr leid. Ihnen nicht prolongieren zu können.

Ich selber würde es ja gern tun, aber Sie wissen ja: mein Geldgeber ist scharf."

„Fabeln Sie doch nicht immer von Ihrem anonymen Geldgeber, Lerr Knobbe!
Der sind Sie ja selber."

„Nu ja — — aber glauben Sie mir: wenn ich meinen Geldschrank aufmache,
werd' ich 'n ganz anderer."

Schuldigkeit besonnen hätten, hätte sie ihr, der Lausmeisterin,
ein Neujahrsgeld gebracht, aber davon hätte sie eine Mark
behalten, unterschlagen, gestohlen. Nur neun Mark hätte sie
abgeliesert, und das gäbe es natürlich nicht, denn selbstver-
ständlich hätten es zehn Mark sein sollen.

Ersah

„Können Sie mir sagen, was ein Grand mit Vierenj
schwarz kostet?"

„Seit wann haben Sie denn dafür Interesse? Ich denke.
Sie spielen gar nicht Skat."

„Nee, aber mein Schwager. Dem soll ich ihn nämlich be-
zahlen, weil ich ihn in der Stammkneipe neulich während des
Spiels an's Telephon Hab' rufen lassen."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Andere"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Loukota, Josef
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4373, S. 327

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