Der Nährstand
von Sulzing oder überhaupt die ganze medizinische Wissen-
schaft treffen. Die Hauptsache ist, daß es sitzt, und in dem
Punkt fehlt sich nichts. And es ist gut so; denn auf diese
Weise kommen die rabiaten Dickköpf', sagt der Anterwirt, am
schnellsten wieder zur Vernunft.
Aber freilich, sagt er weiter, der Anterwirt, an den blu-
tigen Köpfen ist nichts mehr zu ändern; die kommen vielmehr
alle, einer nach dem andern, zum Bader, und darum sind solche
Meinungsverschiedenheiten immer für den Bader von Sulzing
bares Geld. And nicht bloß für den Bader von Sulzing.
Auch für die Advokaten in der Stadt drinnen; denn das müßte
ein sauberer Bauer sein, der sich einen Maulaufreißer und
Lügenbeutel heißen und einen Maßkrug auf den Kopf setzen
oder auch nur ein Halbeglas ins Gesicht schmeißen ließe, ohne
advokatisch zu werden. And nicht bloß für die Advokaten.
Auch fürs ganze Gericht, Gerichtsherrn wie Schreiber. And
nicht bloß fürs Gericht. Nein, für die ganze Stadt, sagt der
Anterwirt. Denn, sagt er, schauen Sie nur einmal an dem
Gerichtstag, der diese Affäre
zum Austrag bringt, in die
Gasthäuser der Stadt hinein,
ob sie nicht voller Bauern sind,
und in die Kausiäden, ob nicht
auch da verbundene Bauern-
schädel aus und ein gehen!
Denn der Bauernstand, sagt
er, ist nun einmal der Nähr-
stand, und er bleibt es, auch
wenn der Doktor Pfahler und
der Doktor Obermaier, was
höchst wahrscheinlich ist, sich
vergleichen und die von
ihnen eingebrockte Suppeunsre
Bauern ganz allein auslöffeln
lassen.
Der Verliebte
„Morgens sind Sie mein
letzter und abends mein erster
Gedanke, Fräulein!"
„Amgekehrt ist's wohl?"
„Nein, ich bin Nachtwäch-
ter."
Doktor Hasenklein riet
dem Patienten: „Sie sollten
etwas mehr Körperpflege trei-
ben. Nur keine Scheu! Immer
'rein ins Wasser! Mindestens
dreimal die Woche."
„Das tu' ich ja, Herr Dok-
tor," erklärte der schlichte
Patient.
Doktor Hasenklein wollte
das nicht glauben und mit
gutem Grunde, denn er hatte
sich die Oberfläche des schlich-
ten Patienten daraufhin an-
gesehen. „Das kann nicht stim-
men, mein Lieber!"
„Oho, is ja mein Beruf."
„Nanu,wassind Sie denn?"
„Taucher, Äerr Doktor."
Harte Kost
„Wie kommt es, daß Sie schon so schadhafte Zähne
haben?"
„Ich führe es auf das Eisen zurück, das ich seit einigen
Jahren nehme!"
„Ist das denn nicht aufgelöst?"
Grätsch und Zierlack torkeln selig durch nächtlich einsame
Straßen und brüllen dabei, was die heiseren Kehlen hergeben
wollen. „Guter Mond, du gehst so stille," brüllen sie.
Au weh — — da naht ein Wächter. Schon greift er in
die Brusttasche nach dem Notizbuch.
Krätsch erkennt nicht nur die Situation, er ist sogar auf
ihrer Höhe. Fest packt er Zierlack am Arm, als müsse er ihn
sicher geleiten. „Ist ja nicht mehr weit, Exzellenz! Nur ei»
paar Minuten noch müssen Exzellenz sich zusammennehmen!
Gleich sind Exzellenz zu Hause."
Der Wächter verschwindet unauffällig. —°n.
Zeichnung von I. Schult
Die Braut „Daß dir der Hund so gefüllt, Bruno! Er ist doch recht häßlich."
„Ich sehe mehr aufs Gemüt als auf Schönheit."
„Na. erlaube mal — — I"
„U-
1 -- r'-
Piro
301
von Sulzing oder überhaupt die ganze medizinische Wissen-
schaft treffen. Die Hauptsache ist, daß es sitzt, und in dem
Punkt fehlt sich nichts. And es ist gut so; denn auf diese
Weise kommen die rabiaten Dickköpf', sagt der Anterwirt, am
schnellsten wieder zur Vernunft.
Aber freilich, sagt er weiter, der Anterwirt, an den blu-
tigen Köpfen ist nichts mehr zu ändern; die kommen vielmehr
alle, einer nach dem andern, zum Bader, und darum sind solche
Meinungsverschiedenheiten immer für den Bader von Sulzing
bares Geld. And nicht bloß für den Bader von Sulzing.
Auch für die Advokaten in der Stadt drinnen; denn das müßte
ein sauberer Bauer sein, der sich einen Maulaufreißer und
Lügenbeutel heißen und einen Maßkrug auf den Kopf setzen
oder auch nur ein Halbeglas ins Gesicht schmeißen ließe, ohne
advokatisch zu werden. And nicht bloß für die Advokaten.
Auch fürs ganze Gericht, Gerichtsherrn wie Schreiber. And
nicht bloß fürs Gericht. Nein, für die ganze Stadt, sagt der
Anterwirt. Denn, sagt er, schauen Sie nur einmal an dem
Gerichtstag, der diese Affäre
zum Austrag bringt, in die
Gasthäuser der Stadt hinein,
ob sie nicht voller Bauern sind,
und in die Kausiäden, ob nicht
auch da verbundene Bauern-
schädel aus und ein gehen!
Denn der Bauernstand, sagt
er, ist nun einmal der Nähr-
stand, und er bleibt es, auch
wenn der Doktor Pfahler und
der Doktor Obermaier, was
höchst wahrscheinlich ist, sich
vergleichen und die von
ihnen eingebrockte Suppeunsre
Bauern ganz allein auslöffeln
lassen.
Der Verliebte
„Morgens sind Sie mein
letzter und abends mein erster
Gedanke, Fräulein!"
„Amgekehrt ist's wohl?"
„Nein, ich bin Nachtwäch-
ter."
Doktor Hasenklein riet
dem Patienten: „Sie sollten
etwas mehr Körperpflege trei-
ben. Nur keine Scheu! Immer
'rein ins Wasser! Mindestens
dreimal die Woche."
„Das tu' ich ja, Herr Dok-
tor," erklärte der schlichte
Patient.
Doktor Hasenklein wollte
das nicht glauben und mit
gutem Grunde, denn er hatte
sich die Oberfläche des schlich-
ten Patienten daraufhin an-
gesehen. „Das kann nicht stim-
men, mein Lieber!"
„Oho, is ja mein Beruf."
„Nanu,wassind Sie denn?"
„Taucher, Äerr Doktor."
Harte Kost
„Wie kommt es, daß Sie schon so schadhafte Zähne
haben?"
„Ich führe es auf das Eisen zurück, das ich seit einigen
Jahren nehme!"
„Ist das denn nicht aufgelöst?"
Grätsch und Zierlack torkeln selig durch nächtlich einsame
Straßen und brüllen dabei, was die heiseren Kehlen hergeben
wollen. „Guter Mond, du gehst so stille," brüllen sie.
Au weh — — da naht ein Wächter. Schon greift er in
die Brusttasche nach dem Notizbuch.
Krätsch erkennt nicht nur die Situation, er ist sogar auf
ihrer Höhe. Fest packt er Zierlack am Arm, als müsse er ihn
sicher geleiten. „Ist ja nicht mehr weit, Exzellenz! Nur ei»
paar Minuten noch müssen Exzellenz sich zusammennehmen!
Gleich sind Exzellenz zu Hause."
Der Wächter verschwindet unauffällig. —°n.
Zeichnung von I. Schult
Die Braut „Daß dir der Hund so gefüllt, Bruno! Er ist doch recht häßlich."
„Ich sehe mehr aufs Gemüt als auf Schönheit."
„Na. erlaube mal — — I"
„U-
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Braut"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 170.1929, Nr. 4377, S. 391
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg