„Und hält i," vemerkte im Anschluß hieran
Frau Dustgesang zu ihrem Gatten, „an Balg
dem Malefizhasen abzogen, nacher waar er
dringlegen blaurot so saudumm in dö Lerings-
büxen, und a jeds von uns hätt iatz seine vier
Wochen droben; denn, i wett was, nur bloß
der Balg hat 'n nöt blau und rot wern lassen I"
Der Bettler
„Lier haben Sie 'ne Tasse Tee, daß Sie
warm werden, Aermster! Sie scheinen bessere
Tage gesehen zu haben?"
„Ach ja; ich ttank ihn immer mit Rum,
Madameken!"
Protest
„Weil Sie heute mit Ihrer Braut Ver-
lobung feiern wollen, soll ich Ihnen frei geben?
Da könnte jeder kommen!"
„Erlauben Sie, die nimmt noch lange nicht
jeden!"
Ein eigenartiger Fall
Tudichum angezogen und zu einer Laussuchung bei Dustgesang
veranlaßt. Er fand dort ein auf drei Leringsbüchsen verteiltes
Wesen in der Beize, in welchem er trotz Frau Dustgesangs
Bestreitung den verstorbenen Blümleinweiß zu erkennen glaubte,
sah jedoch, gerührt von den begehrlich-angstvollen Blicken der
Duftgesangischen Kinder und außerstande, die drei elenden Blech-
büchsen mit der Würde der Staatsgewalt zu vereinbaren, von
einer Beschlagnahme ab. Immerhin erstattete er, seiner Pflicht
zu genügen, Anzeige.
Lange vor der Gerichtsverhandlung, deren Unvermeidlichkeit
übrigens den Appetit der beteiligten Arbeiterfamilie nicht be-
einträchtigte, wurde Blümleinweiß im Lause Duftgesang genossen.
Nur das Geklirr der zahlreichen Gabeln und Messer und ein be-
glücktes Schmatzen erfüllten hiebei den bescheidenen Raum und
zuletzt allerdings auch noch Lerrn Dustgesangs inhaltschwere
Worte: „Also, nöt wahr, daß ihr's alle wißts: was mir iatz da
gessen Hamm, dös is fei unser Gockel gwesen!"
„Soso! Ei, ei!" sagte in der Lauptverhandlung, die das
schmachvolle Ende des Lasen Blümleinweiß sühnen sollte, der
Richter, „das eingebeizte Tier, Lerr Dustgesang, war Ihr Laus-
hahn! Nun, das läßt sich ia, Gott sei Dank, durch eine einzige
Frage an den Zeugen feststellen. Tudichum!"
Der Zeuge Tudichum trat vor.
„Nicht wahr, Lerr Wachtmeister, blaurot lag der Lase
zweifelsohne in der Beize!"
„Nein, Lerr Richter," erklärte der Wachtmeister Tudichum,
— „gelblich-bräunlich."
„Wie — ?"
„Gelblich-bräunlich."
„Aber es war doch ein Lase!"
Der Wachtmeister Tudichum zuckte die Achseln. „Meines
Erachtens allerdings."
„Ia, können Sie denn einen Lasen nicht mit voller Bestimmt-
heit von einem Gockel unterscheiden?"
„Im lebendigen Zustand, Lerr Richter, auf den ersten Blick.
Eingebeizt freilich — und auf drei Leringsbüchsen verteilt —"
„Wie kann man nur," sagte da der Richter ernst und streng,
„auf so lückenhaften zoologischen Kenntnissen eine Strafanzeige
aufbauen I" und sprach Lerrn und Frau Duftgesang frei.
100
Schöner Vorsatz
„Soll ich den Lerrschaften die Aebergarderobe bei-
seite legen? Dann können Sie sie selber nehmen, wenn
Andrang ist."
„Nicht nötig, — wir gehen ganz zuletzt weg."
Verfrüht
„Wie waren Sie mit dem Erfolg Ihrer Leiratsannonce
zufrieden?"
„Das kann ich noch nicht beurteilen; morgen ist erst
die Lochzeit!"
„Almosen gebe ich nicht, aber Sie sollen ein Mittag-
essen haben, wenn Sie mir diesen Teppich klopfen."
„Laben Sie nicht einen kleineren wie diesen? Soviel
Lunger habe ich heute nicht!"
Frau Dustgesang zu ihrem Gatten, „an Balg
dem Malefizhasen abzogen, nacher waar er
dringlegen blaurot so saudumm in dö Lerings-
büxen, und a jeds von uns hätt iatz seine vier
Wochen droben; denn, i wett was, nur bloß
der Balg hat 'n nöt blau und rot wern lassen I"
Der Bettler
„Lier haben Sie 'ne Tasse Tee, daß Sie
warm werden, Aermster! Sie scheinen bessere
Tage gesehen zu haben?"
„Ach ja; ich ttank ihn immer mit Rum,
Madameken!"
Protest
„Weil Sie heute mit Ihrer Braut Ver-
lobung feiern wollen, soll ich Ihnen frei geben?
Da könnte jeder kommen!"
„Erlauben Sie, die nimmt noch lange nicht
jeden!"
Ein eigenartiger Fall
Tudichum angezogen und zu einer Laussuchung bei Dustgesang
veranlaßt. Er fand dort ein auf drei Leringsbüchsen verteiltes
Wesen in der Beize, in welchem er trotz Frau Dustgesangs
Bestreitung den verstorbenen Blümleinweiß zu erkennen glaubte,
sah jedoch, gerührt von den begehrlich-angstvollen Blicken der
Duftgesangischen Kinder und außerstande, die drei elenden Blech-
büchsen mit der Würde der Staatsgewalt zu vereinbaren, von
einer Beschlagnahme ab. Immerhin erstattete er, seiner Pflicht
zu genügen, Anzeige.
Lange vor der Gerichtsverhandlung, deren Unvermeidlichkeit
übrigens den Appetit der beteiligten Arbeiterfamilie nicht be-
einträchtigte, wurde Blümleinweiß im Lause Duftgesang genossen.
Nur das Geklirr der zahlreichen Gabeln und Messer und ein be-
glücktes Schmatzen erfüllten hiebei den bescheidenen Raum und
zuletzt allerdings auch noch Lerrn Dustgesangs inhaltschwere
Worte: „Also, nöt wahr, daß ihr's alle wißts: was mir iatz da
gessen Hamm, dös is fei unser Gockel gwesen!"
„Soso! Ei, ei!" sagte in der Lauptverhandlung, die das
schmachvolle Ende des Lasen Blümleinweiß sühnen sollte, der
Richter, „das eingebeizte Tier, Lerr Dustgesang, war Ihr Laus-
hahn! Nun, das läßt sich ia, Gott sei Dank, durch eine einzige
Frage an den Zeugen feststellen. Tudichum!"
Der Zeuge Tudichum trat vor.
„Nicht wahr, Lerr Wachtmeister, blaurot lag der Lase
zweifelsohne in der Beize!"
„Nein, Lerr Richter," erklärte der Wachtmeister Tudichum,
— „gelblich-bräunlich."
„Wie — ?"
„Gelblich-bräunlich."
„Aber es war doch ein Lase!"
Der Wachtmeister Tudichum zuckte die Achseln. „Meines
Erachtens allerdings."
„Ia, können Sie denn einen Lasen nicht mit voller Bestimmt-
heit von einem Gockel unterscheiden?"
„Im lebendigen Zustand, Lerr Richter, auf den ersten Blick.
Eingebeizt freilich — und auf drei Leringsbüchsen verteilt —"
„Wie kann man nur," sagte da der Richter ernst und streng,
„auf so lückenhaften zoologischen Kenntnissen eine Strafanzeige
aufbauen I" und sprach Lerrn und Frau Duftgesang frei.
100
Schöner Vorsatz
„Soll ich den Lerrschaften die Aebergarderobe bei-
seite legen? Dann können Sie sie selber nehmen, wenn
Andrang ist."
„Nicht nötig, — wir gehen ganz zuletzt weg."
Verfrüht
„Wie waren Sie mit dem Erfolg Ihrer Leiratsannonce
zufrieden?"
„Das kann ich noch nicht beurteilen; morgen ist erst
die Lochzeit!"
„Almosen gebe ich nicht, aber Sie sollen ein Mittag-
essen haben, wenn Sie mir diesen Teppich klopfen."
„Laben Sie nicht einen kleineren wie diesen? Soviel
Lunger habe ich heute nicht!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Vorbedingung" "Almosen gebe ich nicht..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4385, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg