Zeichnung von 8. Kirchner
Der Analphabet
im Thalmosergütl können Sie nöt."
„Warum nicht?"
„Weil i Eahne sofort wieder
nausschmeiß. 's erste Mal vorn, 's
zweite Mal hinten und so fort der
Reih nach. Damit Sie Ihren Grund-
besitz wenigstens von allen Seiten
kennen lernen, wenn Sie vielleicht
nöt lieber sofort wieder abdampfen."
Der Kauflustige, dem über diesen
rauhen Worten alle Lust vergangen
war, wählte die letztere Möglichkett
und dampfte mit dem nächsten Zug
wieder ab. Der Großvater jedoch
trank sich voller Gift und Gall im
Dorswirtshaus einen den Amständen
angemessenen Laarbeutel her und
räsonnterte noch auf seinem späten
Leimweg immer wieder vor sich hin:
„Jetzt Hab i mir doch dö Pelzhauben
als garantiert undurchlässig kauft,
und trotzdem hat der Lausbua. der
miserablige,a jedsWörtl durchghört!
Wost halt hinschaugst heutzutag, nix
als Schwindel. And es is scho bald
nur bloß mehr dös oane wahr: der
Mensch, der nöt lesen und schreiben
ko, — für an jeden hergloffnen Spitz-
buam is er der Lansdampf."
Der Bettler
„Sie riechen nach Schnaps, des-
halb mag ich Ihnen nichts geben!"
„Ich dreh' mich so lange um,
Madameken!"
Stilblüte
„Das Ei des Kolumbus" brummte
der Ingenieur, die sinnreiche Erfin-
dung betrachtend, setzte sich darauf
hin und versank in Brüten!
vorsichtig schlich der Einbrecher
in die Wohnung. Aber nicht vor-
sichtig genug. Denn plötzlich hörte
er die Stimme einer Frau hinter
der Tür:
„Zieh' dir gefälligst die Schuhe
aus, ehe du reinkommst! Seit früh
regnet es, und du trampelst mit dei-
nen dreckigen Schuhen über meine
Teppiche! Mach, scher dich rein und
zieh dir die Schuhe aus."
Wortlos machte der Einbrecher
kehrt. Aber er zog nicht die Schuhe
aus, sondern ging auf die Straße.
And sein Komplize sah eine Träne
in seinem Auge blitzen.
„In dem Laus kann ich nichts
stehlen," sagte er. „Es erinnert mich
zu sehr an zu Lause."
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Der Analphabet
im Thalmosergütl können Sie nöt."
„Warum nicht?"
„Weil i Eahne sofort wieder
nausschmeiß. 's erste Mal vorn, 's
zweite Mal hinten und so fort der
Reih nach. Damit Sie Ihren Grund-
besitz wenigstens von allen Seiten
kennen lernen, wenn Sie vielleicht
nöt lieber sofort wieder abdampfen."
Der Kauflustige, dem über diesen
rauhen Worten alle Lust vergangen
war, wählte die letztere Möglichkett
und dampfte mit dem nächsten Zug
wieder ab. Der Großvater jedoch
trank sich voller Gift und Gall im
Dorswirtshaus einen den Amständen
angemessenen Laarbeutel her und
räsonnterte noch auf seinem späten
Leimweg immer wieder vor sich hin:
„Jetzt Hab i mir doch dö Pelzhauben
als garantiert undurchlässig kauft,
und trotzdem hat der Lausbua. der
miserablige,a jedsWörtl durchghört!
Wost halt hinschaugst heutzutag, nix
als Schwindel. And es is scho bald
nur bloß mehr dös oane wahr: der
Mensch, der nöt lesen und schreiben
ko, — für an jeden hergloffnen Spitz-
buam is er der Lansdampf."
Der Bettler
„Sie riechen nach Schnaps, des-
halb mag ich Ihnen nichts geben!"
„Ich dreh' mich so lange um,
Madameken!"
Stilblüte
„Das Ei des Kolumbus" brummte
der Ingenieur, die sinnreiche Erfin-
dung betrachtend, setzte sich darauf
hin und versank in Brüten!
vorsichtig schlich der Einbrecher
in die Wohnung. Aber nicht vor-
sichtig genug. Denn plötzlich hörte
er die Stimme einer Frau hinter
der Tür:
„Zieh' dir gefälligst die Schuhe
aus, ehe du reinkommst! Seit früh
regnet es, und du trampelst mit dei-
nen dreckigen Schuhen über meine
Teppiche! Mach, scher dich rein und
zieh dir die Schuhe aus."
Wortlos machte der Einbrecher
kehrt. Aber er zog nicht die Schuhe
aus, sondern ging auf die Straße.
And sein Komplize sah eine Träne
in seinem Auge blitzen.
„In dem Laus kann ich nichts
stehlen," sagte er. „Es erinnert mich
zu sehr an zu Lause."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die klassische Linie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1929
Entstehungsdatum (normiert)
1924 - 1934
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 171.1929, Nr. 4390, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg