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„Mein schönes Fräulein, darf ich wagen-— ?

„Ei ja! Man immer galant!"

„Verzeihung — — ich habe nur Goethe zitiert."
„Oller Dussel!"

Wo?

Leute ist es ja einfach: ein Wink, ein Zuruf
des in deiner Lilflosigkeit dich begleitenden Freun-
des, und die Daxidroschke hält lautlos vor dir.

Aber in der Faschingsnacht von ehedem, wenn
einer sich so tief in die Sektfreuden eingelassen
hatte, daß Magen und Beine nicht mehr wollten
wie ihr Lerr, da verstrichen oft genug bange
Viertel-, ja halbe Stunden, bis vier steife Pferde-
füße, vier scheppernde Wagenräder und ein ver-
schlafener Kutscher der Verfrachtung des Ge-
nießers sich widmeten. And doch waren auch
diesen weit zurückliegenden Anvollkommenheite»
des Transportwesens Vorzüge eigen, die heute
einer vergebens sucht.

Lerr Anton Stemmer z. B., dem noch als
Philosophiestudierenden eine vermögliche Anver-
wandte eine ausgiebige Erbportion zu hinterlasse»
so unvorsichtig gewesen war, der Stemmer Toni
würde sich heute wahrscheinlich erfolglos um die
Aufnahme in ein Taxi bewerben; die Aufnahme
in eine Pferdedroschke hingegen wurde ihm, gerade
auf Grund einer Einrichtung des Pferdebetriebs,
und nachdem der erste Versuch glänzend sich be-
währt hatte, sogar gerne gewährt; denn Anton
Stemmer pflegte geleistete Dienste zu belohnen, wie es eben
einem lachenden Erben zukommt.

Jener erste Versuch aber hatte sich also abgespielt: Der
Droschkenkutscher erklärte und blieb dabei: „Ja, i fahr den
Saufaus scho hoam, aber nur wenn . . ." und er nannte die
Bedingung, und der Lerrn Stemmer verbeistandende Freund

Zwischenfall „Was gibt's denn? Auf einmal suchen so viele
Lerren in ihren Taschen herum?" — „Eben ist ausgerufen worden,
daß ein Erwerbslosen-Stempelbuch gefunden worden ist."

akzeptierte sie für diesen. „Denn," fuhr der umsichtige Kut-
scher fort, „an ganzen Tag Hab i 's letze Mal an mein
Wagen hinputzen müassen, und noch is er nöt ganz sauber."
And so wurde denn Lerr Anton Stemmer unter genauer
Einhaltung der ihm auferlegten Bedingung vor seine Wohnung
gefahren und Lerrn Stemmers Lauswirtin vom Kutscher
herausgeschellt, auf daß sie ihren Zimmerherrn in Empfang
nehme. Die gute Frau, jählings aus ihrem Witwenschlummer
geschreckt, erschien, erklärte jedoch, der trübe Fahrgast sei nicht
der Philosoph Stemmer.

„Er is 's scho. Warten S' nur!" erklärte indes der weit-
blickende Kutscher und enthüllte seinen Passagier. Er hatte
diesem nämlich, um nicht wiesser einen vollen Arbeitstag der
Reinigung des Wagens opfern zu müssen, für unliebsame
Zwischenfälle, und zwar mit dem besten Erfolg, das sogenannte
Futtersackl vorgebunden, aus dem die geduldigen Droschken-
gäule jener Frühzeit auf dem Droschken-Standplatz ihre kargen
Mahlzeiten einzunehmen pflegten.

Wo ist nun im heutigen Automobilbetrieb für durch-
schlcmmte Karnevalsnächte die gemeinnützige Einrichtung, die
mit dem so mannigfach verwendbaren Futtersackl von damals
sich messen könnte? L. Jobs.

Drei Damen

Dies haben Kurt und Lerbert auf der ersten Rcdoute erlebt.

Kurt hat eine blutjunge Schöne entdeckt. „Darf ich dein
Kavalier sein. Kleine?"

„Gern, aber jetzt noch nicht. Meine Mama ist auch da;
erst muß die einen Lerrn haben."

„Das werden wir gleich haben, Kindchen. Wo ist sie denn?
Die Dame drüben an der Säule. Schön-ein Momentchen!"

Kurt eilt zu Lerbert. „Tu mir den Gefallen und nimm dich
der Dame an, die da drüben an der Säule sitzt. Ich werde
dich segnen dafür."

Lerbert ist ein guter Kerl. Er begibt sich zu jener Dame.
„Schöne Maske, willst du diesen viel versprechende» Abend
an meiner Seite genießen?"

„Mit Vergnügen, mein Kavalier! Aber ich muß noch warten;
meine Mama ist auch da - erst muß die eine» Lerrn haben." -°n.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kleines Zwiegespräch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Storch, Carl
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4410, S. 87

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