Zeichnung von 2 Reiser
Der Sophist »Mit der Larve kenn ich dich nun. Ohne Larve kenn
ich dich noch nickt. Wenn du mir also noch länger u»
bekannt bleiben willst, dann tu die Larve runter!"
Dr. Kolbe, der junge Historiker, hat sich als Bacchus in die Alhambra begeben.
Etwas schüchtern von Gemüt, vermag er nicht gleich den so wohltätige» Anschluß
zu finden. Aber siehe-da sitzt eine einsame Schöne in griechischer Gewandung.
Das patzt ja vortrefflich.
Dr. Kolbe schwingt grützend den Thyrsos. „Verlassene Ariadne, laß' dich von
Bacebus trösten!"
„Ach nee, trinken mag ich noch nicht. Erst möcht' ich was effen."
Einblick
Ich habe immer gedacht.
Ich weih nicht, wie ich äarauf kam —
In meiner Hose Schacht
wär wie in nächtgem Laufgra m
Nur Nacht.
Man soll nicht denken — nie!
INir ist ein Blick gelungen
San; plötzlich heute früh:
Ls baäen Bein unä Rnie
In sanften vämmerungen.
Blickt man (von oben) rein,
£s herrscht — auf Ehre —
Um das gesamte Bein
Sowas wie Morgenschein
In dieser Röhre.
Ls ist wie in der Untergrund:
Oes Lebens obre Schicht lacht
vom Rnöchel bis zum Hosenbund
Herein durch manchen Lichtschacht.
In diesem Oubus-Ltui
Herrscht seltsam Leben, Brüder!
wer weih es denn, vielleicht singt die
Rniekehle Morgenlieder.
Und gäbs da irgendwo ein Skr,
Lin Ohr ähnlich wie oben,
wir hörten dumpf im Hosenrohr
ven oberirdischen Rumor,
Oie Rutohupen toben.
Befriedigt häng ich Lräger ein,
verschlieh das Vach der Weste.
Vas Leben ist so bunt und fein:
INan sieht nicht überall hinein —
Und das ist wohl das Beste.
A. W.
Kostüme
Oberlehrer Trillekopp begab sich in das
große Maskenverleih-Institut.
„Eine römische Maske, bitte!" sagte er.
„Gewiß, mein Herr. Legen Eie, bitte, Rock und
Weste ab."
Nach zwei Minuten war Oskar Trillekopp,
Studienrat und Ordinarius der Untersekunda,
in eine wallende Toga gehüllt und hatte einen
Lorbeerkranz auf seiner Billardkugel.
„Was ist denn das?" fragte er kritisch und
wischte die beschlagenen Brillengläser.
„Das ist eine sehr beliebte Maske,
inein Herr: Julius Cäsar. Trillekopp wehrte
energisch ab.
„Nein, nein, paßt nicht zu mir. Wissen Sie,
in meinem Charakter und meinem Wesen ist
nichts Cäsarisches, eher möchte ich sagen .. .."
Aber schon drückte der psychologisch geschulte
Verkäufer dem Studienrat eine elende Lyra aus
Tannenholz und Blumendraht in den linken Arm.
„Das ist unser anderes sehr beliebtes rö-
misches Kostüm, das Ihrer Wesensart durch-
aus entspricht: Vergill" A. W.
116
Der Sophist »Mit der Larve kenn ich dich nun. Ohne Larve kenn
ich dich noch nickt. Wenn du mir also noch länger u»
bekannt bleiben willst, dann tu die Larve runter!"
Dr. Kolbe, der junge Historiker, hat sich als Bacchus in die Alhambra begeben.
Etwas schüchtern von Gemüt, vermag er nicht gleich den so wohltätige» Anschluß
zu finden. Aber siehe-da sitzt eine einsame Schöne in griechischer Gewandung.
Das patzt ja vortrefflich.
Dr. Kolbe schwingt grützend den Thyrsos. „Verlassene Ariadne, laß' dich von
Bacebus trösten!"
„Ach nee, trinken mag ich noch nicht. Erst möcht' ich was effen."
Einblick
Ich habe immer gedacht.
Ich weih nicht, wie ich äarauf kam —
In meiner Hose Schacht
wär wie in nächtgem Laufgra m
Nur Nacht.
Man soll nicht denken — nie!
INir ist ein Blick gelungen
San; plötzlich heute früh:
Ls baäen Bein unä Rnie
In sanften vämmerungen.
Blickt man (von oben) rein,
£s herrscht — auf Ehre —
Um das gesamte Bein
Sowas wie Morgenschein
In dieser Röhre.
Ls ist wie in der Untergrund:
Oes Lebens obre Schicht lacht
vom Rnöchel bis zum Hosenbund
Herein durch manchen Lichtschacht.
In diesem Oubus-Ltui
Herrscht seltsam Leben, Brüder!
wer weih es denn, vielleicht singt die
Rniekehle Morgenlieder.
Und gäbs da irgendwo ein Skr,
Lin Ohr ähnlich wie oben,
wir hörten dumpf im Hosenrohr
ven oberirdischen Rumor,
Oie Rutohupen toben.
Befriedigt häng ich Lräger ein,
verschlieh das Vach der Weste.
Vas Leben ist so bunt und fein:
INan sieht nicht überall hinein —
Und das ist wohl das Beste.
A. W.
Kostüme
Oberlehrer Trillekopp begab sich in das
große Maskenverleih-Institut.
„Eine römische Maske, bitte!" sagte er.
„Gewiß, mein Herr. Legen Eie, bitte, Rock und
Weste ab."
Nach zwei Minuten war Oskar Trillekopp,
Studienrat und Ordinarius der Untersekunda,
in eine wallende Toga gehüllt und hatte einen
Lorbeerkranz auf seiner Billardkugel.
„Was ist denn das?" fragte er kritisch und
wischte die beschlagenen Brillengläser.
„Das ist eine sehr beliebte Maske,
inein Herr: Julius Cäsar. Trillekopp wehrte
energisch ab.
„Nein, nein, paßt nicht zu mir. Wissen Sie,
in meinem Charakter und meinem Wesen ist
nichts Cäsarisches, eher möchte ich sagen .. .."
Aber schon drückte der psychologisch geschulte
Verkäufer dem Studienrat eine elende Lyra aus
Tannenholz und Blumendraht in den linken Arm.
„Das ist unser anderes sehr beliebtes rö-
misches Kostüm, das Ihrer Wesensart durch-
aus entspricht: Vergill" A. W.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Sophist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4412, S. 116
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg