Zeichnungen von E. Croissant
Nach Maß
FlippaFluppa, der Filmstar, die immer die dämonischen Weiber spielt,
rang mit dem Regisseur, haderte mit einer Gruppe von Lerren, die als
unverantwortliche Autoren für den Film verantwortlich zeichneten.
„Niemals!" sagte sie. „Die Rolle spiele ich nicht! Verheiratete Frau
und die Gattin eines Obersekretärs — das ist mir zu doof!"
D>e Lerren rangen verzweifelt die Lände.
„Beruhigen Sie sich, Flippa," sagte schließlich der Regisseur, „ich
werde Ihre Ehe auf ein Minimum zufammenstreichen. Ich garantiere
Ihnen: Sie sind im ganzen nur 20 Meter lang verheiratet." A. W.
>96
iAfatsdafaffädö Von Deter Robinson
Banz und Schellhase sitzen in einem musiklosen
kleinen Kaffeehause, noch dazu ganz ungestört in einem
behaglichen Winkel, wo sie also munter geistvolle
Rede und Gegenrede fließen lassen könnten. Aber
Schellhase hat dazu keine Lust; er löst Kreuzwort-
rätsel. Gewandt und sicher ist er dabei, geradezu
genial trifft er sofort das Richtige. Spanischer Feld-
Herr mit 4 Buchstaben: Alba; Raubvogel mit 3 Buch-
staben: Aar, Europäische Lauptstadt mit 3 Buchstaben:
Rom. - Fabelhaft, wie Schellhase das so im Land-
umdrehen herauskriegt, nicht wahr?
Banz aber ärgert fich darüber. Er schätzt ein
vernünftiges Männergespräch, bei dem wohlbedachte
Meinungen lichtvoll vorgetragen und klug verteidigt
werden, und auch hin und wieder zur Bekräftigung
mit der Faust auf den Tisch gehauen wird. „Lorn-
ochse!" denkt Banz von Schellhase. „Idiot! Trauriges
Kamel!" — Aebrigens löst Schellhase in diesem
Augenblick gerade: Schiff der Wüste — Kamel.
Da macht Banz den Mund aus und spricht, nicht
zu Schellhase, sondern mehr für sich, als bestätige
er sich selber eine eben angestellte Aeberlegung: „Rein,
die Sache ist doch zu unwahrscheinlich. Man kann
sich schwer entschließen, sowas zu glauben."
Schellhase stößt einen Laut aus, der ein Frage-
zeichen darstellt, sieht aber weiter auf sein Rätsel.
Banz redet weiter, an Schellhase vorbei: „Mir
wenigstens geht die Geschichte nicht ein. Dieses Aeber-
maß an Schweinerei und dann der plumpe Betrug
mit der hanebüchenen Briefschreiberei."
Schellhase läßt den Bleistift sinken. „Aebermaß
an Schweinerei — pah, daran sind wir doch gewöhnt.
Da kann man alles glauben, da gibt es nichts An-
wahrscheinliches."
Banz sieht nachdenklich zu Boden und spricht
zu seinen Stiefeln: „Gut, den Krach zwischen Vater
und Sohn verstehe ich. Der Vater, ein allerhöchster
Beamter, aufgestiegen durch dunkle Machinationen,
durch Verbrechen und Fälschungen, bei denen ihn
sein Sekretär unterstützt hat — —"
Schellhase wird jetzt aufmerksam. „Welchen Fall
meinen Sie denn? Davon ist mir noch nichts bekannt."
Banz läßt sich nicht stören. „Dieser skrupellose
Vater wollte also seinen einzigen Sohn, der ein höchst
anständiger junger Mann ist, auch in die Löhe
bringen; er hatte eine zu diesem Zweck vortreffliche
Partie für ihn mit einer sehr einflußreichen Dame,
die aber allerhand Dreck am Stecken hatte-"
Schellhase nickt eifrig. „Ja, so eine Partie kann
mächtig fördern. Manche Karriere ist im Boudoir
gemacht worden: das weiß man ja. Aber wer sind
denn die Leute?"
Banz läßt seinen rechten Fuß wippen, als höre
dieser besonders aufmerksam zu. „Es leuchtet mir ein,
daß der junge Mann von dieser Leirat nichts wissen
wollte. Erstens paßte ihm die Partie überhaupt nicht,
und zweitens war er bis über die Ohren verliebt in
ein einfaches Mädchen aus dem Volke, ein blutjunges,
reizendes Ding — das schönste Exemplar einer
Blondine wird sie genannt."
Schellhase nickt wieder. „Kommt vor. Ich Hab'
einen Reffen, mit dem hat es wegen so einer Sache
auch großen Krach gegeben. Er hatte sich mit der
(Fortsetzung Seite ISN
Nach Maß
FlippaFluppa, der Filmstar, die immer die dämonischen Weiber spielt,
rang mit dem Regisseur, haderte mit einer Gruppe von Lerren, die als
unverantwortliche Autoren für den Film verantwortlich zeichneten.
„Niemals!" sagte sie. „Die Rolle spiele ich nicht! Verheiratete Frau
und die Gattin eines Obersekretärs — das ist mir zu doof!"
D>e Lerren rangen verzweifelt die Lände.
„Beruhigen Sie sich, Flippa," sagte schließlich der Regisseur, „ich
werde Ihre Ehe auf ein Minimum zufammenstreichen. Ich garantiere
Ihnen: Sie sind im ganzen nur 20 Meter lang verheiratet." A. W.
>96
iAfatsdafaffädö Von Deter Robinson
Banz und Schellhase sitzen in einem musiklosen
kleinen Kaffeehause, noch dazu ganz ungestört in einem
behaglichen Winkel, wo sie also munter geistvolle
Rede und Gegenrede fließen lassen könnten. Aber
Schellhase hat dazu keine Lust; er löst Kreuzwort-
rätsel. Gewandt und sicher ist er dabei, geradezu
genial trifft er sofort das Richtige. Spanischer Feld-
Herr mit 4 Buchstaben: Alba; Raubvogel mit 3 Buch-
staben: Aar, Europäische Lauptstadt mit 3 Buchstaben:
Rom. - Fabelhaft, wie Schellhase das so im Land-
umdrehen herauskriegt, nicht wahr?
Banz aber ärgert fich darüber. Er schätzt ein
vernünftiges Männergespräch, bei dem wohlbedachte
Meinungen lichtvoll vorgetragen und klug verteidigt
werden, und auch hin und wieder zur Bekräftigung
mit der Faust auf den Tisch gehauen wird. „Lorn-
ochse!" denkt Banz von Schellhase. „Idiot! Trauriges
Kamel!" — Aebrigens löst Schellhase in diesem
Augenblick gerade: Schiff der Wüste — Kamel.
Da macht Banz den Mund aus und spricht, nicht
zu Schellhase, sondern mehr für sich, als bestätige
er sich selber eine eben angestellte Aeberlegung: „Rein,
die Sache ist doch zu unwahrscheinlich. Man kann
sich schwer entschließen, sowas zu glauben."
Schellhase stößt einen Laut aus, der ein Frage-
zeichen darstellt, sieht aber weiter auf sein Rätsel.
Banz redet weiter, an Schellhase vorbei: „Mir
wenigstens geht die Geschichte nicht ein. Dieses Aeber-
maß an Schweinerei und dann der plumpe Betrug
mit der hanebüchenen Briefschreiberei."
Schellhase läßt den Bleistift sinken. „Aebermaß
an Schweinerei — pah, daran sind wir doch gewöhnt.
Da kann man alles glauben, da gibt es nichts An-
wahrscheinliches."
Banz sieht nachdenklich zu Boden und spricht
zu seinen Stiefeln: „Gut, den Krach zwischen Vater
und Sohn verstehe ich. Der Vater, ein allerhöchster
Beamter, aufgestiegen durch dunkle Machinationen,
durch Verbrechen und Fälschungen, bei denen ihn
sein Sekretär unterstützt hat — —"
Schellhase wird jetzt aufmerksam. „Welchen Fall
meinen Sie denn? Davon ist mir noch nichts bekannt."
Banz läßt sich nicht stören. „Dieser skrupellose
Vater wollte also seinen einzigen Sohn, der ein höchst
anständiger junger Mann ist, auch in die Löhe
bringen; er hatte eine zu diesem Zweck vortreffliche
Partie für ihn mit einer sehr einflußreichen Dame,
die aber allerhand Dreck am Stecken hatte-"
Schellhase nickt eifrig. „Ja, so eine Partie kann
mächtig fördern. Manche Karriere ist im Boudoir
gemacht worden: das weiß man ja. Aber wer sind
denn die Leute?"
Banz läßt seinen rechten Fuß wippen, als höre
dieser besonders aufmerksam zu. „Es leuchtet mir ein,
daß der junge Mann von dieser Leirat nichts wissen
wollte. Erstens paßte ihm die Partie überhaupt nicht,
und zweitens war er bis über die Ohren verliebt in
ein einfaches Mädchen aus dem Volke, ein blutjunges,
reizendes Ding — das schönste Exemplar einer
Blondine wird sie genannt."
Schellhase nickt wieder. „Kommt vor. Ich Hab'
einen Reffen, mit dem hat es wegen so einer Sache
auch großen Krach gegeben. Er hatte sich mit der
(Fortsetzung Seite ISN
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Speisen Karte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4417, S. 196
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg