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Zärtliche Libelle gaukelt,

Reime flattern im Geäft,

Und das Vorhemd, windgefchaukelt,
Wippt im Takt des Anapäft.

Bunter Strom erhabner Bilder
Fließt in Verfe, niegehört,
Seiner Hufe Unraft stillt der
Pegafus, das Mufenpferd.

Doch auch Feinde guter Lyrik
Pirschen sich durchs Paradies:
Leife, zielbewußt und rührig
Wetzt der Ameis feinen Spieß.

Und mit frifchgefchliffnem Pfeile,
Aber ohne Waffenschein,
Stellen fleh in aller Eile
2—3 Hornissen ein.

Auf des Dichters Hirngehäufe
Teils im Paßgang, teils im Trab
Halten ein'ge Blätterläufe
Offenbar ein Derby ab.

Von der Menfchheit Höhn nach unten
Raffelt der Poet — o Schmerz!

Grad in feinen Weiheftunden
Rickft ihn was mit scharfem Sterz.

Mit den klammernden Organen
Nahn fleh Arthropoden meist,
Wenn er grade hoher Ahnen
Seliges Gefild bereift.

Ameis wird zum Mitarbeiter
Manches Dichters (o — zu dumm!
Und für viele bleibt er leider
Auch das einzge Publikum.

a. w.

Wurzelmüller kontra Bobvy

Bobby ließ sich das nicht zweimal
sagen und trabte mit der ganzen Ge-
wichtigkeit seiner 5 Jährchen aus Fräu-
lein Wurzelmüllers Schlafzimmer los.
Sie schloß mit einem Aufschrei die
Tür. —

„Um Gotteswillen, mein Knabe!
Lier darfst du doch nicht herein!"

„'s werd nix so Fürchterliches drinne
sein," meinte Bobby.

Er nahm mit beachtenswerter Selbst-
verständlichkeit an Fräulein Wurzel-
müllers kleinem Küchentische Platz und
bediente sich mit entsprechender An-
geniertheit aus Zuckerdose und Brot-
körbchen.

Seine Augen strahlten.

„Bin ich jetzt Besuch?" fragte er,
und Fräulein Wurzelmüller nickte
abwesend.

„Fein!" schmatzte Bobby, „dat ge-
fällt mir!"

„Gell," forschte er dann, „Ihr hent
kein' Mann?"

Fräulein Wurzelmüller verneinte
mit schlechtverhehltem Bedauern.

„Noch nicht," lispelte sie errötend. —

„Auch kein' Batter?"

Fräulein Wurzelmüller flüsterte:
„Nicht mehr".

„Auch kein' Kusäng?"

Fräulein Wurzelmüller beteuerte
entrüstet, nie einen besessen zu haben.

„Aber dann hent Ihr doch en Lund?"

Nein, — nicht einmal zu einem
Lunde hatte sie es gebracht.

„Da könntet Ihr mich ja ganz gut
brauche," meinte Bobby, im Lochge-
fühl, das einzige männliche Wesen in
dieser auf Zärte gestimmten Umgebung
zu sein.

Fräulein Wurzelmüller dankte ent-
schieden.

„Nit der wert," machte Bobby höf-
lich, wie er es von den Erwachsenen
gehört hatte — „wenn mal e' Räuber
kiinmt — ich kann schieße!"

„Am Gotteswillen!" schrie Fräulein
Wurzelinüller.

„Ich könnt 'n ja auch erschlage,"
schlug Bobby vor, „hent Ihr denn e
Beilche?"

And wenn auch — bemerkte sie
streng — so sei es nicht für kleine
Knaben zum Spielen. —

„Spiele," machte Bobby gering-
schätzig — „ich könnt Euch ja auch gleich
den Dings da zu Kleinholz hacke." —
Er wies auf ihren Sorgenstuhl, der,
obwohl vom Zahn der Zeit heftig be-
nagt, immerhin noch ei» dekoratives
und zweckentsprechendes Möbelstück
(Fortsetzung Seite 280)

278
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lyrik und Ameisensäure"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4422, S. 278

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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