„Mein Bräutigam gibt zu viel Geld für Blumen aus; jeden Tag kommt er mit einem kost-
baren Strauß. Wenn ich ihm das nur abgewöhnen könnte!" — „Sieh zu, daß bald Lochzeit ist!"
Gelehrtenstreit
Von Alfred Manns
Beim Abendschoppen zu zweien fragte Professor Worzig:
„Sagen Sie, lieber Kollege, haben Sie die Untersuchungen
über den Charakter Karls des Großen von unserem Freunde
K. E. Munger gelesen?"
„Jawohl," antwortete Geheimrat Ikel in seiner kurzen
Art, „gelesen, jawohl. Ein verfluchter Kerl, der Karl!"
Worzig sah sein Gegenüber erstaunt an. „Verfluchter
Kerl? Verzeihen Sie, Lerr Kollege, vom Standpunkte" des
historischen Wissenschaftlers aus kann ich mich mit diesem rusti-
kalen Ausdruck aus Ihrem Munde nicht so ganz zurechtfinden."
„Aber, verehrtester Professor, warum denn solch feierliche
Töne? Ich meine ohne Selbstüberhebung! das haben wir beide
doch nicht nötig."
„Na ja, man gilt etwas, aber immerhin, der Vergleich —
— ich weiß doch nicht-freilich, rein menschlich genommen
muß man ja sagen — eine blutige Skrupellosigkeit kann man
ihm nicht absprechen."
„Ich verstehe Sie nun ganz und gar nicht; wenn Sie an
das Blutbad von Verden denken, so meine ich doch, daß die
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Dinge genommen werden müssen, wie sie waren." „Blutbad
ist eben Blutbad," so fiel Ikel kopfschüttelnd dem Kollegen ins
Wort.
Der Professor aber schüttelte noch stärker. „Mein lieber
Ikel, das ist es ja eben, was sein zweifellos großes Werk denn
doch sehr stark mindert — — ich für meine Person vermag
auch bei noch so bedeutenden Persönlichkeiten das fehlende
ethische Moment niemals zu entschuldigen. Und eben in Ihren
Aeußerungen gaben Sie das einerseits zu, während die ersten
Worte das zu negieren scheinen. Ich kann nicht anders, ich
muß noch weiter gehen. Mag es auch hier und da geleugnet
werden, der Leumund scheint doch mit Recht dem Familien-
leben dieses Mannes kein allzu glänzendes Zeugnis auszustellen.
Ich meine, als Schöpfer eines derartigen Werkes sollte ein
Mensch schon im Linblick auf die Mitwelt und Nachwelt der-
artige Flecken dem eigenen Lebensbild fernhalten."
Jetzt wurde Ikel ernstlich ungehalten. „Lieber Worzig, in
einem Atem erkennen Sie das Werk rückhaltlos an und über-
treiben dabei den Wert desselben in einer Form, die durchaus
baren Strauß. Wenn ich ihm das nur abgewöhnen könnte!" — „Sieh zu, daß bald Lochzeit ist!"
Gelehrtenstreit
Von Alfred Manns
Beim Abendschoppen zu zweien fragte Professor Worzig:
„Sagen Sie, lieber Kollege, haben Sie die Untersuchungen
über den Charakter Karls des Großen von unserem Freunde
K. E. Munger gelesen?"
„Jawohl," antwortete Geheimrat Ikel in seiner kurzen
Art, „gelesen, jawohl. Ein verfluchter Kerl, der Karl!"
Worzig sah sein Gegenüber erstaunt an. „Verfluchter
Kerl? Verzeihen Sie, Lerr Kollege, vom Standpunkte" des
historischen Wissenschaftlers aus kann ich mich mit diesem rusti-
kalen Ausdruck aus Ihrem Munde nicht so ganz zurechtfinden."
„Aber, verehrtester Professor, warum denn solch feierliche
Töne? Ich meine ohne Selbstüberhebung! das haben wir beide
doch nicht nötig."
„Na ja, man gilt etwas, aber immerhin, der Vergleich —
— ich weiß doch nicht-freilich, rein menschlich genommen
muß man ja sagen — eine blutige Skrupellosigkeit kann man
ihm nicht absprechen."
„Ich verstehe Sie nun ganz und gar nicht; wenn Sie an
das Blutbad von Verden denken, so meine ich doch, daß die
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Dinge genommen werden müssen, wie sie waren." „Blutbad
ist eben Blutbad," so fiel Ikel kopfschüttelnd dem Kollegen ins
Wort.
Der Professor aber schüttelte noch stärker. „Mein lieber
Ikel, das ist es ja eben, was sein zweifellos großes Werk denn
doch sehr stark mindert — — ich für meine Person vermag
auch bei noch so bedeutenden Persönlichkeiten das fehlende
ethische Moment niemals zu entschuldigen. Und eben in Ihren
Aeußerungen gaben Sie das einerseits zu, während die ersten
Worte das zu negieren scheinen. Ich kann nicht anders, ich
muß noch weiter gehen. Mag es auch hier und da geleugnet
werden, der Leumund scheint doch mit Recht dem Familien-
leben dieses Mannes kein allzu glänzendes Zeugnis auszustellen.
Ich meine, als Schöpfer eines derartigen Werkes sollte ein
Mensch schon im Linblick auf die Mitwelt und Nachwelt der-
artige Flecken dem eigenen Lebensbild fernhalten."
Jetzt wurde Ikel ernstlich ungehalten. „Lieber Worzig, in
einem Atem erkennen Sie das Werk rückhaltlos an und über-
treiben dabei den Wert desselben in einer Form, die durchaus
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mein Bräutigam gibt zu viel Geld für Blumen aus;..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 172.1930, Nr. 4426, S. 342
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg