Prestissimo
„Multi, wieviel Fische sind denn im
Meer?" —
„Das weiß niemand." —
„Machen denn die Fischer nicht jedes
Jahr Inventur?"
Wirt (zum Klavierspieler): „Während ich
den Fisch serviere, spielen Sie, bitte, etwas
recht Flottes, Lerr Kapellmeister — der muh
schnell gegessen werden!"
Er (unten, beschwörend): „So springe doch
um Äimmelswillen in das Sprungtuch, Liebste,
daß du nicht verbrennst! Ich habe dir 's doch
vorgemacht!"
Sie: „Roch einmal, Alfred!"
„Der Meister hat gesagt, ich muß hier
bleiben, bis Sie bezahlt haben!"
„Lat er dich denn auch ordnungsgemäß
abgemeldet. Junge?"
„Also, Amalie, Luv ist die Windseite,
Lee die Windschattenseite." —
„Das stimmt nicht, Oskar!" —
„Ganz gewiß!" —
„Ra, ich habe bei dieser Dampferfahrt
nur Schattenseiten gefunden."
Beim Brande
Zäh
Eine T e e - LI n t e r h a l t u n g
Don Peker Roblnson
Zinnwalds halten jetzt den Dr. Martin Laubenfreund für
verrückt. Aber warum? Rur, weil er das getan hat, was sie selber
auch getan haben. So sind die Menschen!
Dr. Martin Laubenfreund, von Beruf Bibliothekar, noch un-
beweibt und ein stiller, seinen Mitmenschen freundlich aber nicht
unkritisch begegnender Mann, war mit Zinnwalds durch Röber,
mit dem zusammen er an einem Privatmittagstisch speist, bekannt
gemacht worden. Es hatte ihm nichts an der Bekanntschaft ge-
legen. Er hatte zufällig zwei Theaterkarten gehabt, hatte Röber
mitgenommen, und in der Pause war man auf Zinnwalds ge-
stoßen, mit denen Röber irgendwie verwandt ist. Dr. Laubenfreund
»ahm an, Frau Zinnwald müßte eine ältere Kusine Röbers sein.
Röber stellte vor, und Zinnwalds waren sehr liebenswürdig. „Sie
müssen uns mal das Vergnügen machen, Lerr Doktor," lud Frau
Zinnwald ein, als man durch das Klingelzeichen getrennt wurde,
und weil Laubenfreund kein sehr glückliches Gesicht machte, fügte
sie hinzu: „Ganz zwanglos, zum Tee nur im Familienkreise."
„Sehr gern, gnädige Frau!" hatte Laubenfreund darauf ge-
sagt, aber nachher natürlich nicht mehr daran gedacht. Drei Wochen
später aber war er dem Ehepaar Zinnwald aus der Promenade
in die Arme gelaufen. „Ei, ei, Äerr Doktor, Sie haben sich ja
doch nicht sehen lassen!" hatte Frau Zinnwald getadelt, und Lerr
Zinnwald hatte gesagt: „Wir werden Sie jetzt mal durch Röber
heranschleifen lassen." Röber hatte das auch wirkich getan, und
so war Laubenfreund nun zu Zinnwalds gekommen.
Es war tatsächlich nur ein Familienkreis: das Ehepaar Zinn-
wald, Frau Bold, eine Schwester des Lausherrn, ein alter Onkel,
Fräulein Stenzel, eine jüngere Schwester der Frau Zinnwald,
und der Vetter Röber. Dr. Martin Laubenfreund war der ein-
zige Fremde. Aber alle begrüßten ihn sehr freundlich. „Da haben
wir Sie ja!" sagte Lerr Zinnwald, und Frau Zinnwald goß ihm
als erstem den Tee ein und schob ihm die Schüssel mit Hausge-
backenen kleinen Mürbekuchen hin, die Laubenfreund recht gerne
sah. Das war doch was — wenn es dazu auch keine besondere
Unterhaltung geben würde.
Eine eifrige Unterhaltung mußte aber schon vorher im Gange
gewesen sein. Frau Zinnwald wandte sich jetzt gleich an den
Vetter Röber. „Wir haben eben von Moritz gesprochen. Weißt
du schon?"
Der Vetter Röber nickte heftig. „Natürlich; er hat mir ja
auch geschrieben."
„Das haben wir uns gedacht," sagte Lerr Zinnwald. „Ein
doller Kerl! Schöne Zumutung, was?" «Fortsetzung Seite U8>
„Es heißt immer, man soll dem Magen was
zu tun geben, dann wird man nicht seekrank.
Schade, daß der Magen nicht sieht, was nian
ihm anbietet, sonst würde ich 'ne illustrierte
Gurke essen."
116
Äer Prokurist der Bank bat den Chef
um einen Erholungsurlaub. Er litte seit
kurzem an nervösem Kopfschütteln.
„Ausgeschlossen!" sagte der Chef,
„ich kann Sie jetzt nach dem großen
Tresoreinbruch weniger entbehren denn
je. Aber ich will Ihnen entgegen-
kommen: Sie kriegen den Platz am
Auskunftsschalter, wo die Leute immer
fragen, ob wir Schadenersatz leisten."
Im Gasthof
Geschäftsreisender: „Ich reise in
Insektenpulver!"
„So? Dann empfehle ich Ihnen,
diese Nacht Ihren Musterkoffer mit in's
Bett zu nehmen!"
„Mensch, nu kriechen Sie doch envlich
in Ihre Koje, es führen doch vier Sprossen
hinauf!" —
„Det is zu wenig. Ich wollte Sie man
bloß fragen, ob Sie mir nich ’tt paar von
Ihre Sommersprossen leihen können."
„Multi, wieviel Fische sind denn im
Meer?" —
„Das weiß niemand." —
„Machen denn die Fischer nicht jedes
Jahr Inventur?"
Wirt (zum Klavierspieler): „Während ich
den Fisch serviere, spielen Sie, bitte, etwas
recht Flottes, Lerr Kapellmeister — der muh
schnell gegessen werden!"
Er (unten, beschwörend): „So springe doch
um Äimmelswillen in das Sprungtuch, Liebste,
daß du nicht verbrennst! Ich habe dir 's doch
vorgemacht!"
Sie: „Roch einmal, Alfred!"
„Der Meister hat gesagt, ich muß hier
bleiben, bis Sie bezahlt haben!"
„Lat er dich denn auch ordnungsgemäß
abgemeldet. Junge?"
„Also, Amalie, Luv ist die Windseite,
Lee die Windschattenseite." —
„Das stimmt nicht, Oskar!" —
„Ganz gewiß!" —
„Ra, ich habe bei dieser Dampferfahrt
nur Schattenseiten gefunden."
Beim Brande
Zäh
Eine T e e - LI n t e r h a l t u n g
Don Peker Roblnson
Zinnwalds halten jetzt den Dr. Martin Laubenfreund für
verrückt. Aber warum? Rur, weil er das getan hat, was sie selber
auch getan haben. So sind die Menschen!
Dr. Martin Laubenfreund, von Beruf Bibliothekar, noch un-
beweibt und ein stiller, seinen Mitmenschen freundlich aber nicht
unkritisch begegnender Mann, war mit Zinnwalds durch Röber,
mit dem zusammen er an einem Privatmittagstisch speist, bekannt
gemacht worden. Es hatte ihm nichts an der Bekanntschaft ge-
legen. Er hatte zufällig zwei Theaterkarten gehabt, hatte Röber
mitgenommen, und in der Pause war man auf Zinnwalds ge-
stoßen, mit denen Röber irgendwie verwandt ist. Dr. Laubenfreund
»ahm an, Frau Zinnwald müßte eine ältere Kusine Röbers sein.
Röber stellte vor, und Zinnwalds waren sehr liebenswürdig. „Sie
müssen uns mal das Vergnügen machen, Lerr Doktor," lud Frau
Zinnwald ein, als man durch das Klingelzeichen getrennt wurde,
und weil Laubenfreund kein sehr glückliches Gesicht machte, fügte
sie hinzu: „Ganz zwanglos, zum Tee nur im Familienkreise."
„Sehr gern, gnädige Frau!" hatte Laubenfreund darauf ge-
sagt, aber nachher natürlich nicht mehr daran gedacht. Drei Wochen
später aber war er dem Ehepaar Zinnwald aus der Promenade
in die Arme gelaufen. „Ei, ei, Äerr Doktor, Sie haben sich ja
doch nicht sehen lassen!" hatte Frau Zinnwald getadelt, und Lerr
Zinnwald hatte gesagt: „Wir werden Sie jetzt mal durch Röber
heranschleifen lassen." Röber hatte das auch wirkich getan, und
so war Laubenfreund nun zu Zinnwalds gekommen.
Es war tatsächlich nur ein Familienkreis: das Ehepaar Zinn-
wald, Frau Bold, eine Schwester des Lausherrn, ein alter Onkel,
Fräulein Stenzel, eine jüngere Schwester der Frau Zinnwald,
und der Vetter Röber. Dr. Martin Laubenfreund war der ein-
zige Fremde. Aber alle begrüßten ihn sehr freundlich. „Da haben
wir Sie ja!" sagte Lerr Zinnwald, und Frau Zinnwald goß ihm
als erstem den Tee ein und schob ihm die Schüssel mit Hausge-
backenen kleinen Mürbekuchen hin, die Laubenfreund recht gerne
sah. Das war doch was — wenn es dazu auch keine besondere
Unterhaltung geben würde.
Eine eifrige Unterhaltung mußte aber schon vorher im Gange
gewesen sein. Frau Zinnwald wandte sich jetzt gleich an den
Vetter Röber. „Wir haben eben von Moritz gesprochen. Weißt
du schon?"
Der Vetter Röber nickte heftig. „Natürlich; er hat mir ja
auch geschrieben."
„Das haben wir uns gedacht," sagte Lerr Zinnwald. „Ein
doller Kerl! Schöne Zumutung, was?" «Fortsetzung Seite U8>
„Es heißt immer, man soll dem Magen was
zu tun geben, dann wird man nicht seekrank.
Schade, daß der Magen nicht sieht, was nian
ihm anbietet, sonst würde ich 'ne illustrierte
Gurke essen."
116
Äer Prokurist der Bank bat den Chef
um einen Erholungsurlaub. Er litte seit
kurzem an nervösem Kopfschütteln.
„Ausgeschlossen!" sagte der Chef,
„ich kann Sie jetzt nach dem großen
Tresoreinbruch weniger entbehren denn
je. Aber ich will Ihnen entgegen-
kommen: Sie kriegen den Platz am
Auskunftsschalter, wo die Leute immer
fragen, ob wir Schadenersatz leisten."
Im Gasthof
Geschäftsreisender: „Ich reise in
Insektenpulver!"
„So? Dann empfehle ich Ihnen,
diese Nacht Ihren Musterkoffer mit in's
Bett zu nehmen!"
„Mensch, nu kriechen Sie doch envlich
in Ihre Koje, es führen doch vier Sprossen
hinauf!" —
„Det is zu wenig. Ich wollte Sie man
bloß fragen, ob Sie mir nich ’tt paar von
Ihre Sommersprossen leihen können."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mutti, wieviel Fische sind denn im Meer? ..." "Also, Amalie, Luv ist die Windseite, ..." "Es heißt immer, man soll dem Magen was zu tun geben, ..." "Mensch, nu kriechen Sie doch endlich in Ihre Koje, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4438, S. 116
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg