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Serenissimus sagt

Als ich bei Serenkssimo
Noch Flügeladjutant,

Kam Durchlaucht einst pre8ki88imo
Unfürstlich angerannt.

„Wir gehen heute auf die Birsch!"
Sprachen „Mach Er sich frei!

Ich schieß bei Gott auf Reh und Hirsch
Noch viel zu oft vorbei.

Im Winter wars 02/03,

Und alle Bäume nackt,

Dann aber hat der junge Mai
Sein Grünzeug ausgepackt.

Da sprach die Durchlaucht und erbleicht',
Sein Auge blickt entsetzt:

„Im Winter war die Chose leicht —
Doch wohin ziel ich jetzt?

Da jeder Strauch und jeder Baum
So viele Blätter hat,

Kommt mirs wahrhaftig nicht im Traum —
Sag Er: auf welches Blatt?!"

Archibalv Wiedehopf

Mit diesem Stümpern ist jetzt Schluß
Nun zeig Er, was Er kann:
Trainier Er mich auf Meisterschuß,
Mein lieber Kindermann!

Er ist ja sonst nicht unbegabt,

Kann allerlei — äh — nkch?"

— Wenn Durchlaucht einen Wunsch gehabt,
War das Befehl für mich.

Sogleich postierten wir im Forst
Rotwild, „Schweiß" ward vettropft,
Auch Adler auf der Klippe Horst -
Und alles ausgestopft.

Das Hifthorn gellt, die Büchse raucht,
Die Sache ging sehr glatt
Ich stand stets halblinks
von Durchlaucht
Und kommandiert':

„Aufs Blatt!"

Und Durchlaucht
knallten — ho und hei!

Die wilde Meute kläfft.

Der Wildprethändler Hinkeldey,
Der machte ein Geschäft!

Tantalus

Direktor Baldrian, der nicht aus den gern zitierten Rosen
gebettete Leiter der Schauspielbühne in der freundlichen und
betriebsamen Mittelstadt, führte den „Faust" auf. Natürlich nur
den ersten Teil und auch den nur mit ganz bedeutenden Kür-
zungen, sonst hätte sich das gar nicht machen lassen. Es geschah
auch keineswegs aus künstlerischem Ehrgeiz oder zur Erfüllung
einer gebieterischen Forderung des Kulturlebens der Mittelstadt,
sondern lediglich, damit Direktor Beldrian fich nächstens dem
Stadtrat gegenüber auf das hohe Niveau seiner Bühne berufen
könnte. Wenn er nämlich wieder einen neuen Zuschuss verlangen
mußte.

Den Faust gab Karl Egon Spiehanke, eine seit Jahrzehnten
bewährte Säule des Stadttheaters. Welche Anmaffe Rollen hat
der Mann in all den Jahren schon hingelegt! Kein leichtes Leben,
meine Herrschaften! Man kann es Spiehanke nicht verdenken,
daß er sich angewöhnt hat, jeden Abend sich zu stärken und an-
zufeuern. Das darf man nicht gleich Saufen nennen.

Karl Egon Spiehanke spielt wacker. Immer in den ersten
Szenen ist er am besten, denn da beherrscht er noch den Text.
So hat er jetzt in seinem engen gotischen Zimmer geklagt, daß
kein Lund länger so leben möchte, er hat den Erdgeist beschworen,
er hat fich mit Wagner unterhalten und streckt nun endlich die
Land aus nach der den Auszug aller tödlich feinen Kräfte ent-
haltenden Phiole, daß er sie mit Andacht herunterhole. Auch die kristallne
reine Schale — sie ist aber nur aus Preßglas — nimmt er aus dem alten
Futterale und füllt sie mit dem letzten Trunk, den er als festlich hohen
Gruß dem Morgen zubringen will.

Spiehanke spielt jetzt wirklich großartig. Mit welcher Wonne, mit
welcher Sehnsucht setzt er die Schale an den Mund! Da — — hinter der
Szene ertönen Glockenklang und Chorgesang. Faust muß die Schale ab-
setzen, ohne getrunken zu haben. „Welch tiefes Summen, welch ein Heller
Ton zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde?" spricht er, und
man spürt, daß da wirklich eine Gewalt vorliege, denn nur sehr wider-
strebend entfernt er das Glas von seinen Lippen, die verlangend zucken,
ja beinahe schmatzen. Und dreimal noch setzt er, während er sich über die
holden Klänge und Gesänge ausführlich äußert, das Glas an, eine Land-
lung, die doch die Wirkung seiner Rede empfindlich stört, und als er es
schließlich endgültig fortsetzen muß, weil die Träne quillt und die Erde ihn

wieder hat-da merkt man deutlich: Faust ist sehr unzufrieden.

Der Vorhang fällt. Karl Egon Spiehanke stürzt hinter die Szene,
rast zu den Kollegen ins Konversationszimmer und brüllt: „Welcher verfluchte Satan hat denn

Er fuhr in aller Frühe raus
— Das war mein bester Trick —
Und legte dort die Strecke aus,

So fünfzehn, zwanzig Stück.

So etwa nach der zehnten Birsch
Kriegt ich von Durchlauchts Hand
Den Orden vom Schileeweißen Hirsch
Mit Kreuz am blauen Band.

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Cherry Brandy in die Buddel gefüllt?"

Mißverständnis

„Latten Sie mal an, Schaffner! Fahren Sie
am Gefängnis vorbei?"

„Jawohl! Es ist aber alles besetzt!"

„Macht nichts! Ich will nur jemanden ab-
holen!"

Unüberlegt

Im Park. „Wie unsinnig, auf die Bank zu
schreiben: ,Nicht für kleine Kinder' — kleine Kin-
der können ja noch nicht lesen — schreiben Sie
doch: ,Nur für Erwachsene'."

Der schuldige Apparat

„Bei den jungen Lühnern, die in meiner
Brutmaschine ausgebrütet worden sind, be-
fand sich eins mit drei Beinen."

„Das darf nicht Vorkommen, da müssen
Sie die Brutmaschine mal Nachsehen lassen."

Peter Robinson

Der Patient

„Laben Sie Ihren eigensinnigen Gatten end-
lich dazu bewogen, mit seinen schlimmen Beinen
zum Arzt zu gehen?"

„Nur mit einem geht er hin; das andere be-
handelt er nach wie vor selbst."

Lohnende Zession

„An den Destillateur Mischer habe ich eine
Forderung, die ich verkaufen möchte."

„Ist der Mann gut?"

„Lin, zahlen tut er allerdings nicht, aber Sie
kriegen jedesmal 'n Schnaps, wenn Sie die
Rechnung vorzeigen,"

Logische Frage

„Die Krause und die Lehmann sagen sich ent-
setzliche Dinge nach."

„Wie? So — befreundet waren sie früher?"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Serenissimus jagt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4439, S. 132

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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