,,Üm 5 hatte ich mich mit dem Direktor verabredet, der mich
als Naive engagieren wollte. Der kommt natürlich 'ne Stunde
zu spät."
„Wieso? Am 5 warst du doch auch nicht mehr naiv/
Eigentlich richtig
Krempel wird in der Kneipe ein Lotterielos angeboten —
mit der Empfehlung: „Die Ziehung ist bereits morgen!"
Krempel lehnt ab. „Nee, da danke ich! Wenigstens ein paar
Woche» will ich doch die Hoffnung haben."
Es war einmal ....
Märchen, neu herausgegeben von A. W.
Die gute Fee
Es lebte einmal ein kleines Mädchen in einer großen Stadt.
Die war so arm, daß sie immer mit der Elektrischen statt mit dem
Kleinkraftwagen fahren mußte. Sie weinte manchmal die ganze
Nacht und war sehr unglücklich, weil sie kein Geld hatte, um sich
wie die reichen Leute einen Punktroller zu kaufen.
Da plötzlich stand eines Tages eine Frau vor ihr im Zimmer,
die sprach: „Kleines Mädchen, ich bin die Fee Accumulata und gebe
dir drei Wünsche frei. Ueberlege wohl und wähle nicht töricht!"
Das kleine Mädchen sagte: „Ra, nu sowat!" und ging ans
Telephon. Drei Minuten später war das Aeberfallkommando da.
Aber die Fee konnte sich ausweisen. Sie hatte ordnungsmäßig
gestempelte Feenpapiere bei sich.
„Schnappen Se man bloß »ich ein!" sagte das kleine Mäd-
chen. „Man muß sich vorsehen. Na also, denn kann der Zauber
ja losjehn. Wenn Sie det wirklich können, ick mach da keene lange
Menkenke: ick möchte erstens un zweitens un drittens zum Film!"
212
Häusel und Gretel
Als die Knusperhexe den armen Länsel nun in das
Ställchen gesperrt hatte, fütterte sie ihn mit Zuckerbrot,
Mandeln und Rosinen, damit er rasch fett werden sollte.
Die Gretel zerbrach sich unterdessen den Kopf, wie sie dem
hänsel helfen könne, denn der Junge fraß wie verrückt.
Am sechsten Tage nahm die hexe Gretel mit zu Länsels
Käfig, weil sie das Futter für hänsel nicht allein er-
schleppen konnte.
„hänsel," raunte die Gretel, „du bist wohl plem-plem!
Wenn du soviel issest, dann ist es bald aus mit dir, denn
sobald du fett bist-"
„Zeig mir dein Fingerchen!" krächzte die hexe. und
hänsel streckte einen Finger heraus. Aber fett war er noch
lange nicht.
„Hab nur keine Angst, Gretel!" flüsterte Ransel. „Fett
werde ich nicht. Eh wir in den Wald gingen, habe ich
Mutters Büchlein ,Iß gut und bleib schlank!' in die
Tasche gesteckt."
Bon einem, der auszog, das Gruseln zu lernen
„10000 Dollars. Gemacht!" sagte der Vertreter des In-
stituts „Gruselia" zu Mr. Hopkins, der alles in der Welt
kannte, nur das Gruseln noch nicht. Die Gruselia war
eine Unterabteilung des internationalen Sensationsbüros,
das zahlenden Kunden jeden Nervenkitzel von der Löwen-
jagd bis zum Zahnziehen verschaffte.
Der Vertreter führte Mr. Hopkins in die Katakomben
von Rom, die von der Gesellschaft gemietet waren. Er
öffnete eineFalltüre und ließ Mr.ÄopkinsschlÜpfrige Stufen
hinuntersteigen. Dann ließ er die Türe zufallen, und Hopkins
war allein.
Plötzlich flammte elektrisches Licht auf und ließ die
Amgebung erkennen: eine mit Totenschädeln angefüllte
Steinkammer. Mr. Hopkins nahm vier davon und baute
sein Reisegrammophon darauf auf. „I wonder, where my baby
1s to-night“ ließ er spielen.
Als der Vertreter nach einer halben Stunde die Falltüre
öffnete, warf Mr. Hopkins mit einem Tokenbein nach ihm. schimpfte
über das lange Warten und verlangte stürmisch einen Manhat-
tan-Eocktail.
Der Vertreter erbleichte.
Weiter gingen sie und kamen an eine Haltestelle der
Straßenbahn, und es stellte sich heraus, daß hier Dempsey als
Schaffner angestellt war und der Mann, der das Gruseln lernen
wollte, bloß einen 100-Dollarschein bei sich hatte.
Trambahnschaffner wechseln nur ungern. Schon krempelte
Dempsey die Aermel auf.
„Na," fragte der Impresario, „wie wirds Ihnen, Mr. Hopkins ?"
„My dear boy,“ antwortete Mr. .Hopkins und zog nun sei-
nerseits den Rock aus, „das ist überhaupt nichts. Ich bin jahre-
lang in München mit der Straßenbahn gefahren, und da habe
ich ganz andere Sachen erlebt."
„Well, Mr. Hopkins, wir zahlen Ihnen Ihr Geld zurück.
Das waren unsre stärksten Attraktionen, bei denen bisher noch
jeder mit den Zähnen geklappert Hot. Die Firina erklärt sich
außerstande. Ihnen das Gruseln beizubringen."
Vierzehn Tage später kabelte Mr. Hopkins aus New 'Jork
an die Gesellschaft:
Soeben Gruseln gelernt. Labe zugesehen, wie meine Groß-
mutter Black Bottom tanzte. Empfehle Ihnen diese Sache!
kvpkinS.
als Naive engagieren wollte. Der kommt natürlich 'ne Stunde
zu spät."
„Wieso? Am 5 warst du doch auch nicht mehr naiv/
Eigentlich richtig
Krempel wird in der Kneipe ein Lotterielos angeboten —
mit der Empfehlung: „Die Ziehung ist bereits morgen!"
Krempel lehnt ab. „Nee, da danke ich! Wenigstens ein paar
Woche» will ich doch die Hoffnung haben."
Es war einmal ....
Märchen, neu herausgegeben von A. W.
Die gute Fee
Es lebte einmal ein kleines Mädchen in einer großen Stadt.
Die war so arm, daß sie immer mit der Elektrischen statt mit dem
Kleinkraftwagen fahren mußte. Sie weinte manchmal die ganze
Nacht und war sehr unglücklich, weil sie kein Geld hatte, um sich
wie die reichen Leute einen Punktroller zu kaufen.
Da plötzlich stand eines Tages eine Frau vor ihr im Zimmer,
die sprach: „Kleines Mädchen, ich bin die Fee Accumulata und gebe
dir drei Wünsche frei. Ueberlege wohl und wähle nicht töricht!"
Das kleine Mädchen sagte: „Ra, nu sowat!" und ging ans
Telephon. Drei Minuten später war das Aeberfallkommando da.
Aber die Fee konnte sich ausweisen. Sie hatte ordnungsmäßig
gestempelte Feenpapiere bei sich.
„Schnappen Se man bloß »ich ein!" sagte das kleine Mäd-
chen. „Man muß sich vorsehen. Na also, denn kann der Zauber
ja losjehn. Wenn Sie det wirklich können, ick mach da keene lange
Menkenke: ick möchte erstens un zweitens un drittens zum Film!"
212
Häusel und Gretel
Als die Knusperhexe den armen Länsel nun in das
Ställchen gesperrt hatte, fütterte sie ihn mit Zuckerbrot,
Mandeln und Rosinen, damit er rasch fett werden sollte.
Die Gretel zerbrach sich unterdessen den Kopf, wie sie dem
hänsel helfen könne, denn der Junge fraß wie verrückt.
Am sechsten Tage nahm die hexe Gretel mit zu Länsels
Käfig, weil sie das Futter für hänsel nicht allein er-
schleppen konnte.
„hänsel," raunte die Gretel, „du bist wohl plem-plem!
Wenn du soviel issest, dann ist es bald aus mit dir, denn
sobald du fett bist-"
„Zeig mir dein Fingerchen!" krächzte die hexe. und
hänsel streckte einen Finger heraus. Aber fett war er noch
lange nicht.
„Hab nur keine Angst, Gretel!" flüsterte Ransel. „Fett
werde ich nicht. Eh wir in den Wald gingen, habe ich
Mutters Büchlein ,Iß gut und bleib schlank!' in die
Tasche gesteckt."
Bon einem, der auszog, das Gruseln zu lernen
„10000 Dollars. Gemacht!" sagte der Vertreter des In-
stituts „Gruselia" zu Mr. Hopkins, der alles in der Welt
kannte, nur das Gruseln noch nicht. Die Gruselia war
eine Unterabteilung des internationalen Sensationsbüros,
das zahlenden Kunden jeden Nervenkitzel von der Löwen-
jagd bis zum Zahnziehen verschaffte.
Der Vertreter führte Mr. Hopkins in die Katakomben
von Rom, die von der Gesellschaft gemietet waren. Er
öffnete eineFalltüre und ließ Mr.ÄopkinsschlÜpfrige Stufen
hinuntersteigen. Dann ließ er die Türe zufallen, und Hopkins
war allein.
Plötzlich flammte elektrisches Licht auf und ließ die
Amgebung erkennen: eine mit Totenschädeln angefüllte
Steinkammer. Mr. Hopkins nahm vier davon und baute
sein Reisegrammophon darauf auf. „I wonder, where my baby
1s to-night“ ließ er spielen.
Als der Vertreter nach einer halben Stunde die Falltüre
öffnete, warf Mr. Hopkins mit einem Tokenbein nach ihm. schimpfte
über das lange Warten und verlangte stürmisch einen Manhat-
tan-Eocktail.
Der Vertreter erbleichte.
Weiter gingen sie und kamen an eine Haltestelle der
Straßenbahn, und es stellte sich heraus, daß hier Dempsey als
Schaffner angestellt war und der Mann, der das Gruseln lernen
wollte, bloß einen 100-Dollarschein bei sich hatte.
Trambahnschaffner wechseln nur ungern. Schon krempelte
Dempsey die Aermel auf.
„Na," fragte der Impresario, „wie wirds Ihnen, Mr. Hopkins ?"
„My dear boy,“ antwortete Mr. .Hopkins und zog nun sei-
nerseits den Rock aus, „das ist überhaupt nichts. Ich bin jahre-
lang in München mit der Straßenbahn gefahren, und da habe
ich ganz andere Sachen erlebt."
„Well, Mr. Hopkins, wir zahlen Ihnen Ihr Geld zurück.
Das waren unsre stärksten Attraktionen, bei denen bisher noch
jeder mit den Zähnen geklappert Hot. Die Firina erklärt sich
außerstande. Ihnen das Gruseln beizubringen."
Vierzehn Tage später kabelte Mr. Hopkins aus New 'Jork
an die Gesellschaft:
Soeben Gruseln gelernt. Labe zugesehen, wie meine Groß-
mutter Black Bottom tanzte. Empfehle Ihnen diese Sache!
kvpkinS.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Um 5 hatte ich mich mit dem Direktor verabredet, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4444, S. 212
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg