Zeichnung von E. Crotssoni
Die Laterne
Ich weiß nicht, wie's geschah — mein Wort!
Ich tat cs auch nicht gerne.
Es zog mich cinsach mystisch fort
Zu jener Gaslaterne.
Ich sagte mir: „Heut tu ichs, heur!"
Es ärgerte mich ihr Glänzen.
Kein Zweifel: ich litt nach Sigmund Freud
An ältesten Reminiszenzen.
„Es ist doch Unsinn, daß sie brennt!"
Ich konnte einfach nicht gehen.
Ich spürte wie ehemals als Student
Den Trieb, sie auszudrehen.
Ich spürte die Freude, wenn sie erlischt.
Es zog mich immer stärker.
Auch sagte ich mir: wenn man dich erwischt.
Es kostete früher drei Märker.
Doch dann gebrach es mir an Mut.
Ich wunderte verdrossen
Und Hab mir für io Mark Rebenblut
Hinter die Binde gegossen.
Dräns kehrte ich zurück direkt
tlud fand: noch bin nicht Mann ich!
Ich trank noch eine Pulle Sekt
Und fühlte gleich: jetzt kann ich!
Doch oben, vis-ä-vis dem Strumpf,
Sah ich eine neue Erfindung.
Ich war geprellt um uieinen Triumph:
Es war eine Selbstfernzündung.
Ein gänzlich neuer Laternentyp
Und nichts daran zum Drehen.
Und unten empfing mich ein Polyp,
Der hakte alles gesehen.
Ich war von den Kosten etwas erschreckt.
Ich kann darin keine Vernunft fehn:
io Mark für Rottvein, 12 für Sekt
Und Latcrnenerklettern heut fünfzehn!
Ich werde daraus eine Lehre ziehn —
Das darf nicht wieder passieren!
Ich glaube, ich lasse bei Freud in Wien
Mich psychoanalysieren.
Ich hoffe, er macht mich von Trieben frei
Und bringt mir gänzlich weg fe.
Denn für mich ist heute die Zeit vorbei
Für Laternenausörehkomplepe.
A. W.
Kritik
„Wie heißt das Lied, das Sie eben
einüben?"
„Stille Liebe!"
„Warum schreien Sie dann so?"
Der strenge Chef
„Warum waren Sie gestern nicht im
Geschäft?"
„Ich habe mich verheiratet!"
„Den ganzen Tag?"
„Das ist das neueste Modell in Kleinautos. Wenn Sie die
Kühlerhaube abnehmen und sich 'n Grammophon dazu kaufen, können Sie
den Wagen als Christbaumständer mit Musik verwenden."
„Ich lasse mir ein drehbares Laus bauen. —"
„Wirklich? Das hat man doch schon längst wieder verlassen. —"
„Ist aber praktisch! Wenn ich abends nach Lause komme, dreht sich immer alles
rechts rum, nu laß ich das Laus links rotieren,
und dann steht die Lanstür still."
Jetzt Hab ich den Schlüssel ver-
gessen, Malvine. Gib mir rasch
ne Laarnadel, damit kriege ich
vielleicht die
Tür auf." C' - s:)j 1 J J
„Was ist
denn eine
Laarnadel,
Gustav?"
„Unser neues Mädchen ist hoffnungslos, Emil.
Sie dreht den Spinat durch den Staubsauger
und wichst die Stiefel mit dem Lautsprecher."
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Die Laterne
Ich weiß nicht, wie's geschah — mein Wort!
Ich tat cs auch nicht gerne.
Es zog mich cinsach mystisch fort
Zu jener Gaslaterne.
Ich sagte mir: „Heut tu ichs, heur!"
Es ärgerte mich ihr Glänzen.
Kein Zweifel: ich litt nach Sigmund Freud
An ältesten Reminiszenzen.
„Es ist doch Unsinn, daß sie brennt!"
Ich konnte einfach nicht gehen.
Ich spürte wie ehemals als Student
Den Trieb, sie auszudrehen.
Ich spürte die Freude, wenn sie erlischt.
Es zog mich immer stärker.
Auch sagte ich mir: wenn man dich erwischt.
Es kostete früher drei Märker.
Doch dann gebrach es mir an Mut.
Ich wunderte verdrossen
Und Hab mir für io Mark Rebenblut
Hinter die Binde gegossen.
Dräns kehrte ich zurück direkt
tlud fand: noch bin nicht Mann ich!
Ich trank noch eine Pulle Sekt
Und fühlte gleich: jetzt kann ich!
Doch oben, vis-ä-vis dem Strumpf,
Sah ich eine neue Erfindung.
Ich war geprellt um uieinen Triumph:
Es war eine Selbstfernzündung.
Ein gänzlich neuer Laternentyp
Und nichts daran zum Drehen.
Und unten empfing mich ein Polyp,
Der hakte alles gesehen.
Ich war von den Kosten etwas erschreckt.
Ich kann darin keine Vernunft fehn:
io Mark für Rottvein, 12 für Sekt
Und Latcrnenerklettern heut fünfzehn!
Ich werde daraus eine Lehre ziehn —
Das darf nicht wieder passieren!
Ich glaube, ich lasse bei Freud in Wien
Mich psychoanalysieren.
Ich hoffe, er macht mich von Trieben frei
Und bringt mir gänzlich weg fe.
Denn für mich ist heute die Zeit vorbei
Für Laternenausörehkomplepe.
A. W.
Kritik
„Wie heißt das Lied, das Sie eben
einüben?"
„Stille Liebe!"
„Warum schreien Sie dann so?"
Der strenge Chef
„Warum waren Sie gestern nicht im
Geschäft?"
„Ich habe mich verheiratet!"
„Den ganzen Tag?"
„Das ist das neueste Modell in Kleinautos. Wenn Sie die
Kühlerhaube abnehmen und sich 'n Grammophon dazu kaufen, können Sie
den Wagen als Christbaumständer mit Musik verwenden."
„Ich lasse mir ein drehbares Laus bauen. —"
„Wirklich? Das hat man doch schon längst wieder verlassen. —"
„Ist aber praktisch! Wenn ich abends nach Lause komme, dreht sich immer alles
rechts rum, nu laß ich das Laus links rotieren,
und dann steht die Lanstür still."
Jetzt Hab ich den Schlüssel ver-
gessen, Malvine. Gib mir rasch
ne Laarnadel, damit kriege ich
vielleicht die
Tür auf." C' - s:)j 1 J J
„Was ist
denn eine
Laarnadel,
Gustav?"
„Unser neues Mädchen ist hoffnungslos, Emil.
Sie dreht den Spinat durch den Staubsauger
und wichst die Stiefel mit dem Lautsprecher."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Technik! Technik! Technik!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4446, S. 247
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg