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Zeichnung von H. Frank

„Last net den Loisinger g'sehn? Beim letzten Markt hat er mi mit der Sau begaunert — — jetzt will i eahn verhauen."
„Na, g'sehn Hab' i eahn net. Aber i helf dir suchen."

Der Begrlißungsabend

stand, als bis des Rösleins Schicksal erfüllt war. Dann aber
beglückwünschte man sich wechselseitig, und das weltkundige Fräu-
lein Ella meinte sogar, die Produktion erinnere an die musika-
lischen Ausführungen der Malaien auf Sumatra. Da man nicht
wußte, ob hierin Lob oder Tadel sich auswirke, ging man mit
gedoppeltem Eifer zur nächsten Nummer iiber.

Doch wo die reine Freude weilt, fühlt sich nicht selten ge-
rade die Verworfenheit angezogen und angesichts dieser unum-
stößlichen Erfahrung ist es höchstens noch staunenswert, wie licht-
scheues Gesindel nur immer sofort es in die Nase kriegt, wo eben
sein Weizen blüht. Kurzum, indes drinnen das deutsche Volks-
lied mit einer Innigkeit gepflegt wurde, daß dem Postsekretär
Vollauf hinter seiner launischen Flöte bereits die Lalsadern
fingerdick ausquollen, stiegen draußen zwei aus der Nacht heraus-
tauchende Mannsgestalten zum offenen Fenster eines der oben
erwähnten Schlafzimmer ein, während zwei andere unter dem
Fenster zurückblieben. And unter den gemütstiefen Klängen „Das
Wandern ist des Müllers Lust, das Wandern" wanderten also-
gleich Kopfkissen und Federbett, Bettdecke und Matratze, ja so-
gar ein Lehnstuhl und die zerlegte Bettstatt selber zum Fenster
hinaus, allwo die zwei zurückgebliebenen Kumpane sie empfingen
und ihnen durch das Gartendunkel und die rückwärtige Pforte
das Ehrengeleite zu einem harrenden Auto gaben.

Man spricht nicht umsonst von der bezwingenden Macht, die
keinen mehr aus ihrem Bann entlaffe, der sich einmal dem deut-
schen Volkslied ergeben. Denn im Schutz dieser Eigenschaft und
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unter den ergreifenden Akkorden von „So leb denn wohl, du
stilles Laus!" und „Morgen muß ich fort von hier" räumten die
Lalunken auch noch das andere Schlafzimmer aus und sprach zu
guter Letzt der Rädelsführer zu den Konsorten: „Ranu, Hab ich's
nich jesagt, wir Wern bei dem Spektakel 'n wunnervolles Arbei-
ten Ham! Denn war ooch, was wa hier jehört Ham, nich
jerade die absolute Sphärenmusik, so hat es doch unser Vor-
haben janz unjeheuer jefördert. Es wäre deshalb verflucht un-
höflich von uns, wollten wir uns zurückziehen, ohne drn begei-
sterten Musikfreunden unfern tiefjesühlten Dank auszudrücken und
ooch unserseits das Fräulein Ella Köppke in der Leimat herzlich
willkommen zu heißen. Ich schlaje darum vor, ein Plakat dieses
Inhalts am Fensterrahmen hier zurückzulassen." And also ge-
schah es.

Ein treuer Diener

„Leute habe ich sämtliche Bilder im Atelier versichert."

„Das war praktisch, Lerr Professor. Soll ich diese Nacht
's Fenster mal offen lassen?"

Ein eifriger Leser

„Ein Geburtstagsgeschenk für den achtzehnjährigen Sohn?
Schenken Sie ihm dieses Konversationslexikon! Da hat er was
fürs Leben!"

„Laben Sie 'ne Ahnung! Mit den fünfzehn Bünden ist er
in vier Wochen durch!"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Hast net den Loisinger g'sehn? ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Markt
Stadt <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4450, S. 312

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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