Zeichnung von C. I. Bauer
„Aber, Else, was lese ich hier in deinem Laushaltsbuch? ,Fünf Mark an Gustav für Wirr-
schaftsgeld Gibst du denn deinem Mann das Wirtschaftsgeld? —"
„Für die Lauswirtschaft bekomme ich's von ihm, für die Gastwirtschaft bekommt er's von mir."'
Kleine Neujahrsgeschichten Von Per«r Robinson
Pelikans fangen das neue Jahr mit einer neuen Lausgehilfin
an; im vergangenen Jahre haben sie dreizehn Stück gehabt. Ja,
mit dieser Unglückszahl ist viel Aerger verknüpft gewesen.
Aber vielleicht wird es mit der Neuen was. Sie kommt aus
einem kleinen Städtchen, da kann man ja hoffen, und außerdem: sie
zieht schon am 1. Januar zu und nicht erst nach diesem Feiertage,
was doch sonst so leicht keinem Mädchen einfällt. Pelikans sind froh.
Sie werden noch froher, als
Auguste, nachdem sie ihre fahrende
Labe untergebracht und ein Laus-
gewand angelegt hat, bescheidenen
Schrittes erscheint und nicht ohne
Lerzlichkeit, wenn auch etwas leiernd,
verkündet: „Ich wünsche den Lerr-
schaften auch ein gutes neues Jahr."
„Danke, danke, Augustei" sagt
Lerr Pelikan, und Frau Pelikan
setzt hinzu: „Das wünschen wir
Ihnen auch."
Ja, das scheint erledigt. Aber
Auguste rührt sich nicht; stramm
steht sie da und wartet aus irgend-
was. „Gehen Sie nur in die Küche!"
sagt Frau Pelikan; „ich komme gleich.
Ihnen Bescheid sagen."
Da leiert Auguste noch einmal:
„Ich wünsche den Lerrschaften auch
ein gutes neues Jahr." '
„Danke, danke, Auguste!" sagt
Frau Pelikan. Aber Auguste rührt
sich auch jetzt noch nicht.
„Möchten Sie noch was?" fragt
Frau Pelikan.
Da streckt Auguste die Land aus:
„Na ja — — das Neujahrs-Trink-
geld I"
Treffpunkt hat eine niederträch-
tige Karte gekriegt — mit diesen
Versen:
Ich wünsche dir zum neuen Jahre
Die Pleite und die Beulenpest
And sonst noch alles Schauderbare,
Das sich nur irgend denken läßt.
Fahr' in der Lölle tiefsten Schlund,
Du ganz verfluchter Schweinehund!
„Also das ist doch zum Platzen!"
stöhnt Treffpunkt. „Entsetzlich, was
es doch für gemeine Menschen gibt!"
„Ekelhaft!" sagt Frau Treffpunkt.
„Aber sowas beachtet man nicht, das
schmeißt man sofort in's Feuer." And
schon nimmt sie die Karte und will sie in den Ofen befördern.
Aber da schreit Treffpunkt: „Lalt-gib her! Ich werd'
mir doch das Gedicht abschreibe». Das kann ich vielleicht zum
nächsten Neujahr gebrauchen."
Zeitgrün macht einen Neujahrs-Vormittagsspaziergang mit
seinem Dobermann. Zeitgrün befindet sich wohl und munter; er
(Fortsetzung Seite 407)
Me Glocke dröhnt. Der Seft macht kleine Blasen.
Die Zeit steht einen Augenblick lang still.
Man sagt betreten ein paar nette Phrasen-
Zwölf Monde raffeln klanglos in den Müll.
Sie sind vorbei, sie werden „Kleine Chronik"
Und haben höchstens noch statistisch Werk.
Zwölf andere versprechen reinen Honig,
Den jene nicht ganz unverfälscht beschert.
prost Neujahr!
Und Lhronos haspelt eine neue Spule
Mit seinen alturalten Chosen voll.
Da stehn wir vor ihm, ganz wie in der Schule,
Und haben wieder alle-
Was stellt er wieder für verzwickte Fragen,
Auf die wir miserabel präpariert?
Und den und jenen nimmt er stramm beim Kragen,
Worauf er ihm was saures appliziert.
Und Frau Fortuna heißt die Gouvernante,
Die mit uns Federball spielt — ping und pong —
Und mit den Launen einer alten Tanke
Mal Schläge austeilt und mal ein Bonbon.
Vergiß nicht, heute kräftig auszulatschen!
Denn der Betrieb beginnt schon morgen stütz:
Vielleicht um acht hast du die ersten Watschen —
Jla prost! Das Reifezeugnis kriegst du nie.
Curry
404
„Aber, Else, was lese ich hier in deinem Laushaltsbuch? ,Fünf Mark an Gustav für Wirr-
schaftsgeld Gibst du denn deinem Mann das Wirtschaftsgeld? —"
„Für die Lauswirtschaft bekomme ich's von ihm, für die Gastwirtschaft bekommt er's von mir."'
Kleine Neujahrsgeschichten Von Per«r Robinson
Pelikans fangen das neue Jahr mit einer neuen Lausgehilfin
an; im vergangenen Jahre haben sie dreizehn Stück gehabt. Ja,
mit dieser Unglückszahl ist viel Aerger verknüpft gewesen.
Aber vielleicht wird es mit der Neuen was. Sie kommt aus
einem kleinen Städtchen, da kann man ja hoffen, und außerdem: sie
zieht schon am 1. Januar zu und nicht erst nach diesem Feiertage,
was doch sonst so leicht keinem Mädchen einfällt. Pelikans sind froh.
Sie werden noch froher, als
Auguste, nachdem sie ihre fahrende
Labe untergebracht und ein Laus-
gewand angelegt hat, bescheidenen
Schrittes erscheint und nicht ohne
Lerzlichkeit, wenn auch etwas leiernd,
verkündet: „Ich wünsche den Lerr-
schaften auch ein gutes neues Jahr."
„Danke, danke, Augustei" sagt
Lerr Pelikan, und Frau Pelikan
setzt hinzu: „Das wünschen wir
Ihnen auch."
Ja, das scheint erledigt. Aber
Auguste rührt sich nicht; stramm
steht sie da und wartet aus irgend-
was. „Gehen Sie nur in die Küche!"
sagt Frau Pelikan; „ich komme gleich.
Ihnen Bescheid sagen."
Da leiert Auguste noch einmal:
„Ich wünsche den Lerrschaften auch
ein gutes neues Jahr." '
„Danke, danke, Auguste!" sagt
Frau Pelikan. Aber Auguste rührt
sich auch jetzt noch nicht.
„Möchten Sie noch was?" fragt
Frau Pelikan.
Da streckt Auguste die Land aus:
„Na ja — — das Neujahrs-Trink-
geld I"
Treffpunkt hat eine niederträch-
tige Karte gekriegt — mit diesen
Versen:
Ich wünsche dir zum neuen Jahre
Die Pleite und die Beulenpest
And sonst noch alles Schauderbare,
Das sich nur irgend denken läßt.
Fahr' in der Lölle tiefsten Schlund,
Du ganz verfluchter Schweinehund!
„Also das ist doch zum Platzen!"
stöhnt Treffpunkt. „Entsetzlich, was
es doch für gemeine Menschen gibt!"
„Ekelhaft!" sagt Frau Treffpunkt.
„Aber sowas beachtet man nicht, das
schmeißt man sofort in's Feuer." And
schon nimmt sie die Karte und will sie in den Ofen befördern.
Aber da schreit Treffpunkt: „Lalt-gib her! Ich werd'
mir doch das Gedicht abschreibe». Das kann ich vielleicht zum
nächsten Neujahr gebrauchen."
Zeitgrün macht einen Neujahrs-Vormittagsspaziergang mit
seinem Dobermann. Zeitgrün befindet sich wohl und munter; er
(Fortsetzung Seite 407)
Me Glocke dröhnt. Der Seft macht kleine Blasen.
Die Zeit steht einen Augenblick lang still.
Man sagt betreten ein paar nette Phrasen-
Zwölf Monde raffeln klanglos in den Müll.
Sie sind vorbei, sie werden „Kleine Chronik"
Und haben höchstens noch statistisch Werk.
Zwölf andere versprechen reinen Honig,
Den jene nicht ganz unverfälscht beschert.
prost Neujahr!
Und Lhronos haspelt eine neue Spule
Mit seinen alturalten Chosen voll.
Da stehn wir vor ihm, ganz wie in der Schule,
Und haben wieder alle-
Was stellt er wieder für verzwickte Fragen,
Auf die wir miserabel präpariert?
Und den und jenen nimmt er stramm beim Kragen,
Worauf er ihm was saures appliziert.
Und Frau Fortuna heißt die Gouvernante,
Die mit uns Federball spielt — ping und pong —
Und mit den Launen einer alten Tanke
Mal Schläge austeilt und mal ein Bonbon.
Vergiß nicht, heute kräftig auszulatschen!
Denn der Betrieb beginnt schon morgen stütz:
Vielleicht um acht hast du die ersten Watschen —
Jla prost! Das Reifezeugnis kriegst du nie.
Curry
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aber Else, was lese ich hier in deinem Haushaltssbuch?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1930
Entstehungsdatum (normiert)
1920 - 1940
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 173.1930, Nr. 4456, S. 404
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg