„Warum geht Max jedes Jahr wieder als Odysseus?
„Damit er einen Vorwand für seine Irrfahrten hat."
Was du ererbt von deinen Vätern hast . . .
Krenkenbaum hat mal fo eine Visage. Nie wieder geht er
im Frack in den Fasching. Denn kaum naht er sich, dann hagelt
es gleich von allen Seiten aus ihn ein: „Wo bleibt der Sekt,
Ober? — Bitte noch 18 Paar Würstchen! — Der Haut Sauternes
schmeckt nach Kork!"
Am ganz sicher zu gehen,
ist Krenkenbaum diesmal als
Fridericianischer Offizier los-
gezogen.
Kaum betritt er den Vor
raum des Ballokals, da strömt
eine junge hübsche Dame auf
ihn zu.
„Laben Sie meine Karte?"
„Sie irren sich!" sagt Kren-
kenbaum, aber nicht unfreund-
lich.
„Wo ist denn Ihr Kollege?"
„Wieso Kollege?"
„Na, der andere Portier!"
A. W.
Der Herzog
Willy Stichling ist von einem
Freunde zum Ballfest des
„KaufmännischenVereins Mer-
kur" mitgenommen worden. Eigentlich gehört er da nicht hinein,
denn er ist kein Kaufmann, sondern Kämmereiassistent beim
Magistrat.
Willy Stichling ist aber Mitglied eines anderen Vereins,
nämlich der „Liebhaberbühne Thalia", und da spielt er nicht nur
eine, sondern viele große Rollen. Sein heißestes Sehnen wäre
erfüllt, wenn er einmal den Wallenslein spielen könnte. Aber
das läßt sich doch nicht machen; für den „Wallenstein" reichen die
Kräfte der „Liebhaberbühne Thalia" nicht aus.
Aber wenigstens auf dem Ball des „Kaufmännischen Vereins
Merkur" erscheint Willy Stichling jetzt als Wallenstein. Nun
freilich: man könnte auch auf manchen andern großen Lerrn
jener Zeiten raten; der Spitzbart, den Willy sich angekleistert
hat, macht's nicht alleine aus. Aber er selber ist überzeugt, ein
echtes historisches Porträt zu liefern, und das ist ja die Laupt-
sache.
Dem alten Moritz Scheingold, dem Vorstand des Vereins,
der jedes Mitglied auch in der Maskierung kennt, fällt der
fremde junge Mann auf. Er macht sich an ihn heran. „Er-
lauben Sie-wer Sind Sie eigentlich?"
Zeichnung von Eugen Croissant
Willy Stichling lächelt stolz. „Ich bin doch der Lerzog von
Friedland."
Der alte Scheingold ist zufrieden. „Ah so - — ein Gast!
Aber sagen Sie, bitte: sind Sie der Sohn vom Julius Herzog
in Preußisch - Friedland oder der vom Selmar Äerzog in
Deutsch-Friedland?" —on.
Kraftleistung
„Wer mag der wüste Kerl da sein, der anscheinend den
Simson darstellen will?"
„Das ist Strammke, der Vorstand vom Verein der Amateur-
Athleten."
„Aha-darum tyebt er einen Kognak nach dem andern."
Meide auch den Schein!
Ziebold ist ein Muster der Solidität und sonstiger bürger-
licher Tugenden. Aber das braucht ihm gar nicht hoch ange-
rechnet zu werden. Ziebold hat sich auf die Bahn gerechten
Wandels keineswegs durch den kategorischen Imperativ komman-
dieren lassen; er hält sich nur ängstlich auf ihr, weil sein zaghaftes
Gemüt sich da am sichersten fühlt. Ziebold ist eigentlich gar
kein netter Mensch.
Ziebold also kommt mit
seiner Taschenuhr zum Ahr-
macher Murkser, dessen Kunde
er schon seit Jahren ist. „Nicht
so einfach diesmal," erklärt
Murkser; „es dauert vierzehn
Tage".
„O weh, o weh!" sagt Zie-
bold. „Dann müssen Sie mir
aber eine Bescheinigung geben,
daß die Ahr bei Ihnen in Re-
paratur ist."
Der Ahrmacher ist gekränkt.
„Wo wir uns schon so lange
kennen —-?"
„Nicht Ihretwegen, bester
Herr Murkser," sagt Ziebold
eifrig. „Bloß damit meine
Kollege» im Büro nicht be-
haupten können, ich hätte jetzt
im Fasching meine Ahr ver-
setzt." Piro
„San aa koane schlechten dabei, bei die Maroni?"
„Alle san's prima, Herr. Des is 's neuste im heurigen
Fasching: Maroni mit Reißverschluß, daß ma vorher nein-
schau'n kann."
Fasching in Bums a. d. Polter
„Du bist doch der Prinz Karneval, Oskar, du mußt jetzt
unbedingt für Stimmung sorgen!"
„Noch mehr? Ich Hab doch schon einmal ,Iuhu!' geschrien!"
51
„Damit er einen Vorwand für seine Irrfahrten hat."
Was du ererbt von deinen Vätern hast . . .
Krenkenbaum hat mal fo eine Visage. Nie wieder geht er
im Frack in den Fasching. Denn kaum naht er sich, dann hagelt
es gleich von allen Seiten aus ihn ein: „Wo bleibt der Sekt,
Ober? — Bitte noch 18 Paar Würstchen! — Der Haut Sauternes
schmeckt nach Kork!"
Am ganz sicher zu gehen,
ist Krenkenbaum diesmal als
Fridericianischer Offizier los-
gezogen.
Kaum betritt er den Vor
raum des Ballokals, da strömt
eine junge hübsche Dame auf
ihn zu.
„Laben Sie meine Karte?"
„Sie irren sich!" sagt Kren-
kenbaum, aber nicht unfreund-
lich.
„Wo ist denn Ihr Kollege?"
„Wieso Kollege?"
„Na, der andere Portier!"
A. W.
Der Herzog
Willy Stichling ist von einem
Freunde zum Ballfest des
„KaufmännischenVereins Mer-
kur" mitgenommen worden. Eigentlich gehört er da nicht hinein,
denn er ist kein Kaufmann, sondern Kämmereiassistent beim
Magistrat.
Willy Stichling ist aber Mitglied eines anderen Vereins,
nämlich der „Liebhaberbühne Thalia", und da spielt er nicht nur
eine, sondern viele große Rollen. Sein heißestes Sehnen wäre
erfüllt, wenn er einmal den Wallenslein spielen könnte. Aber
das läßt sich doch nicht machen; für den „Wallenstein" reichen die
Kräfte der „Liebhaberbühne Thalia" nicht aus.
Aber wenigstens auf dem Ball des „Kaufmännischen Vereins
Merkur" erscheint Willy Stichling jetzt als Wallenstein. Nun
freilich: man könnte auch auf manchen andern großen Lerrn
jener Zeiten raten; der Spitzbart, den Willy sich angekleistert
hat, macht's nicht alleine aus. Aber er selber ist überzeugt, ein
echtes historisches Porträt zu liefern, und das ist ja die Laupt-
sache.
Dem alten Moritz Scheingold, dem Vorstand des Vereins,
der jedes Mitglied auch in der Maskierung kennt, fällt der
fremde junge Mann auf. Er macht sich an ihn heran. „Er-
lauben Sie-wer Sind Sie eigentlich?"
Zeichnung von Eugen Croissant
Willy Stichling lächelt stolz. „Ich bin doch der Lerzog von
Friedland."
Der alte Scheingold ist zufrieden. „Ah so - — ein Gast!
Aber sagen Sie, bitte: sind Sie der Sohn vom Julius Herzog
in Preußisch - Friedland oder der vom Selmar Äerzog in
Deutsch-Friedland?" —on.
Kraftleistung
„Wer mag der wüste Kerl da sein, der anscheinend den
Simson darstellen will?"
„Das ist Strammke, der Vorstand vom Verein der Amateur-
Athleten."
„Aha-darum tyebt er einen Kognak nach dem andern."
Meide auch den Schein!
Ziebold ist ein Muster der Solidität und sonstiger bürger-
licher Tugenden. Aber das braucht ihm gar nicht hoch ange-
rechnet zu werden. Ziebold hat sich auf die Bahn gerechten
Wandels keineswegs durch den kategorischen Imperativ komman-
dieren lassen; er hält sich nur ängstlich auf ihr, weil sein zaghaftes
Gemüt sich da am sichersten fühlt. Ziebold ist eigentlich gar
kein netter Mensch.
Ziebold also kommt mit
seiner Taschenuhr zum Ahr-
macher Murkser, dessen Kunde
er schon seit Jahren ist. „Nicht
so einfach diesmal," erklärt
Murkser; „es dauert vierzehn
Tage".
„O weh, o weh!" sagt Zie-
bold. „Dann müssen Sie mir
aber eine Bescheinigung geben,
daß die Ahr bei Ihnen in Re-
paratur ist."
Der Ahrmacher ist gekränkt.
„Wo wir uns schon so lange
kennen —-?"
„Nicht Ihretwegen, bester
Herr Murkser," sagt Ziebold
eifrig. „Bloß damit meine
Kollege» im Büro nicht be-
haupten können, ich hätte jetzt
im Fasching meine Ahr ver-
setzt." Piro
„San aa koane schlechten dabei, bei die Maroni?"
„Alle san's prima, Herr. Des is 's neuste im heurigen
Fasching: Maroni mit Reißverschluß, daß ma vorher nein-
schau'n kann."
Fasching in Bums a. d. Polter
„Du bist doch der Prinz Karneval, Oskar, du mußt jetzt
unbedingt für Stimmung sorgen!"
„Noch mehr? Ich Hab doch schon einmal ,Iuhu!' geschrien!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Warum geht Max jedes Jahr wieder als Odysseus?" "Fasching in Bums a.d. Polter" "San aa koane schlechten dabei, bei die Maroni?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4460, S. 51
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg