Kinkerlitzchen
In der „Apotheker-Zeitung" war un-
längst unter der Rubrik „Gestorben" u. a.
ein „Apotheker Oskar Albert, früher In-
Haber der Kümmel-Apotheke in Leipzig-
Eutritzsch", ausgesührt. Das war aber ein
kleiner Irrtum, denn bei der „Kümmel-
Apotheke" auf dem Eutriyscher Markt han-
delt es sich um eine beliebte Studenten-
kneipe, und Oskar Albert war ein Gastwirt.
Vielleicht berichtet die „Apotheker-Zei-
tung" nun noch nachträglich, daß jener
wackere Kümmel-Apotheker hauptsächlich,
aber in durchaus legaler Weise, Rauschgifte
verabfolgt hat. *
In Preußen sind die Preise für Orden
ermäßigt worden — nämlich für die vielen
Orden aus der Zeit vor dem Amsturz, die
nach dem Tode des Inhabers bekanntlich
zurückgegeben werden müssen, aber auch
von den Erben als Andenken käuflich er-
worben werden können. Für den Kronen-
orden IV. Klasse z. B. sind jetzt nur noch
23 Mark 80, für den Noten Adlerorden
IV. Klasse gar nur 9 Mark 60 zu zahlen.
Ein Preisabbau für Ehrenzeichen ist
nicht so wichtig. Aber Ehrenzeichen für
Preisabbau wären vielleicht sehr angezeigt.
Aus Berlin
In der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde ein
Schreiben des bekannten Zirkusdirektors Stosch-Sarrasani ver-
lesen, in dem er sich um den Posten des Oberbürgermeisters von
Berlin bewarb; im Falle seiner Wahl soll sein Sohn den Zirkus
weiterführen.
Diese Bewerbung ist wohl nur eine Reklame. Für den
Zirkus natürlich-keineswegs für Berlin!
Immerhin: vielleicht wäre gerade ein so bewährter Zirkus-
direktor der Mann, dem etwas verwahrlosten Berliner Bären
die rechte Pflege angedeihen zu lassen.
Am die Berliner Schupokasernen behaglicher zu gestalten,
soll jetzt für je sechzig Polizisten eine ältere Frau als „Laus-
mutter" angestellt werden, die auch auf die Verpflegung achtet,
auch mal Knöpfe annäht, Strümpfe stopft usw.
Wenn die Schupoleute es nun gut „bei Muttern" haben,
werden sie auch das Publikum mehr bemuttern. Ptro
Im Dusel
„Was red'ste immer von Gedränge, Mensch — hier ist keen
Gedränge — du hast bloß 'n Mantel an, der dir zu eng ist!"
124
Als Charakteristikum für die ungeheure Aeberfülle der in
Lollywood beschäftigungslos dasirenden Filmstatisten wird be-
richtet, daß dort allein 3800 Männer mit langen Bärten den
Regisseuren zur Verfügung stehen.
Natürlich können von dieser Unmenge nur die allerwenigsten
aus Verdienst rechnen. Wozu haben sich also diese bedauerns-
werten Komparsen den Bart wachse» lassen, wenn ihnen die
Regisseure nicht darum zu gehen brauchen? - on.
★
Aschermittwoch
Zur Warnung
Ein gewisser Eichbock kam am Vormittag des Aschermitt-
wochs in einem unsäglich verbummelten Zustande zum Photo-
graphen Knippser. And so, als menschliches Wrack, verlangte
er photographiert zu werden. „Ein treues Bild ohne Retusche!"
„Aber das geht doch nicht!" widersetzte sich der Lichtbild-
künstler.
„Machen Sie mir das Bild!" befahl Eichbock. „Ich will
mir's ausheben-und wenn nächstes Jahr wieder Fasching
anfängt, dann seh' ich's mir an!"
Sein Standpunkt „Doktor Balzer hat uns
doch fest versprochen, nach dem Theater zu kommen, und ist ausgeblieben, das
ist wirklich recht rücksichtslos von ihm." — „Rücksichtsvoll — meinst du doch!"
Das „Theater am Schiffbauerdamm" in
Berlin hat jetzt seine Preise genau auf die
Lälfte herabgesetzt und gleichzeitig alle Vor-
zugskarten abgeschafft. Wer nun in dieses
Theater geht, braucht nicht mehr das ver-
drießliche Gefühl zu haben, daß andere
Leute für gleiche Plätze viel weniger be-
zahlt haben.
Damit ist endlich die erste Bresche in
die Billettmißwirtschaft der Theater ge-
legt. And durch diese Bresche soll nun
das Publikum ins Theater gelangen.
—on
In der „Apotheker-Zeitung" war un-
längst unter der Rubrik „Gestorben" u. a.
ein „Apotheker Oskar Albert, früher In-
Haber der Kümmel-Apotheke in Leipzig-
Eutritzsch", ausgesührt. Das war aber ein
kleiner Irrtum, denn bei der „Kümmel-
Apotheke" auf dem Eutriyscher Markt han-
delt es sich um eine beliebte Studenten-
kneipe, und Oskar Albert war ein Gastwirt.
Vielleicht berichtet die „Apotheker-Zei-
tung" nun noch nachträglich, daß jener
wackere Kümmel-Apotheker hauptsächlich,
aber in durchaus legaler Weise, Rauschgifte
verabfolgt hat. *
In Preußen sind die Preise für Orden
ermäßigt worden — nämlich für die vielen
Orden aus der Zeit vor dem Amsturz, die
nach dem Tode des Inhabers bekanntlich
zurückgegeben werden müssen, aber auch
von den Erben als Andenken käuflich er-
worben werden können. Für den Kronen-
orden IV. Klasse z. B. sind jetzt nur noch
23 Mark 80, für den Noten Adlerorden
IV. Klasse gar nur 9 Mark 60 zu zahlen.
Ein Preisabbau für Ehrenzeichen ist
nicht so wichtig. Aber Ehrenzeichen für
Preisabbau wären vielleicht sehr angezeigt.
Aus Berlin
In der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurde ein
Schreiben des bekannten Zirkusdirektors Stosch-Sarrasani ver-
lesen, in dem er sich um den Posten des Oberbürgermeisters von
Berlin bewarb; im Falle seiner Wahl soll sein Sohn den Zirkus
weiterführen.
Diese Bewerbung ist wohl nur eine Reklame. Für den
Zirkus natürlich-keineswegs für Berlin!
Immerhin: vielleicht wäre gerade ein so bewährter Zirkus-
direktor der Mann, dem etwas verwahrlosten Berliner Bären
die rechte Pflege angedeihen zu lassen.
Am die Berliner Schupokasernen behaglicher zu gestalten,
soll jetzt für je sechzig Polizisten eine ältere Frau als „Laus-
mutter" angestellt werden, die auch auf die Verpflegung achtet,
auch mal Knöpfe annäht, Strümpfe stopft usw.
Wenn die Schupoleute es nun gut „bei Muttern" haben,
werden sie auch das Publikum mehr bemuttern. Ptro
Im Dusel
„Was red'ste immer von Gedränge, Mensch — hier ist keen
Gedränge — du hast bloß 'n Mantel an, der dir zu eng ist!"
124
Als Charakteristikum für die ungeheure Aeberfülle der in
Lollywood beschäftigungslos dasirenden Filmstatisten wird be-
richtet, daß dort allein 3800 Männer mit langen Bärten den
Regisseuren zur Verfügung stehen.
Natürlich können von dieser Unmenge nur die allerwenigsten
aus Verdienst rechnen. Wozu haben sich also diese bedauerns-
werten Komparsen den Bart wachse» lassen, wenn ihnen die
Regisseure nicht darum zu gehen brauchen? - on.
★
Aschermittwoch
Zur Warnung
Ein gewisser Eichbock kam am Vormittag des Aschermitt-
wochs in einem unsäglich verbummelten Zustande zum Photo-
graphen Knippser. And so, als menschliches Wrack, verlangte
er photographiert zu werden. „Ein treues Bild ohne Retusche!"
„Aber das geht doch nicht!" widersetzte sich der Lichtbild-
künstler.
„Machen Sie mir das Bild!" befahl Eichbock. „Ich will
mir's ausheben-und wenn nächstes Jahr wieder Fasching
anfängt, dann seh' ich's mir an!"
Sein Standpunkt „Doktor Balzer hat uns
doch fest versprochen, nach dem Theater zu kommen, und ist ausgeblieben, das
ist wirklich recht rücksichtslos von ihm." — „Rücksichtsvoll — meinst du doch!"
Das „Theater am Schiffbauerdamm" in
Berlin hat jetzt seine Preise genau auf die
Lälfte herabgesetzt und gleichzeitig alle Vor-
zugskarten abgeschafft. Wer nun in dieses
Theater geht, braucht nicht mehr das ver-
drießliche Gefühl zu haben, daß andere
Leute für gleiche Plätze viel weniger be-
zahlt haben.
Damit ist endlich die erste Bresche in
die Billettmißwirtschaft der Theater ge-
legt. And durch diese Bresche soll nun
das Publikum ins Theater gelangen.
—on
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Sein Standpunkt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4464, S. 124
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg