„Mensch, 200 Emm läßt btt dir von mir geben, und mt° rückst btt doch auf! Laste kein Ehrgefühl?"
„Lab' ich — — aber der verdammte Gaul auch."
Zehn Kinder
sprachlos nach, er hatte es gewohnheitsmäßig mit Feiglingen zu
tun, und die Kühnheit der Jungfrau imponierte ihm. Aber er
riß auch noch den Mund auf, denn Fräulein Medea kehrte wieder
um, sie hatte sich nur beim Portier kleines Geld besorgt, zehn
einzelne Groschenstücke; die warf sie nacheinander in den Auto-
maten neben dem Eingang zum Lotel. Sie zog zehn Tafeln
Schokolade, reichte sie Kiyke und entfloh dann eilig in edler Scheu
vor der eigenen Güte.-
Nun wird Kitzke aus dieser Geschichte entlaffen bis zum
Ende, dort wird er noch einmal erwähnt, denn er bildet immerhin
den Rahmen.
Es ist elf Uhr nachts.
Im Lotel schlafen die meisten Gäste bereits. Unten in der
Lalle brennt nur noch das Pflichtläntpchen.
Eben läßt der Portier, das treue Auge des Laufes, einen
Gast ein, begrüßt ihn, fährt ihn im Lift auf, wünscht gute Nacht,
fährt wieder nach unten und fetzt sich zu einem Nickerchen zurecht.
DerPortier heißt Puckpack, und der späte Gast ist LerrPichelstein.
Aus dem Nickerchen wird vorerst nichts, denn das Laustcle-
fon läutet. Lerr Pichelstein ist am Apparat.
„So, so-ja—a—a, ich komme gleich." Puckpack runzelt
unwillig die Stirn, die Angelegenheit paßt ihm nicht. Nun, er
begibt sich nach oben.
Lerr Pichelstein stand in seinem Zimmer, die Land am Ohr.
Lerr Puckpack stellte sich neben ihn und tat desgleichen.
„Jawohl," sagte Lerr Puckpack schließlich, „es rauscht neben-
an, es fließt Wasser."
„Diese verdammten Badezimmer mit W. C. als Zubehör zu
den Schlafräumen sind unästhetisch und ruhestörend," äußerte sich
230
Lerr Pichelstein; denn er war nicht sehr wohlhabend und konnte
sich kein Appartement mit Bad leisten — Fräulein Medea Nuckel-
mann konnte es und tat es.
Puckpack lächelte verbindlich, er war über die Ursache der
Entrüstung im Bilde. Aber hier war er vor eine wichtige Auf-
gabe gestellt. Er mußte sich selbst die Fragen beantworten: Würde
sich die jungfräuliche Gastin über ihn beschweren, wenn er sie
weckte und bäte, den stramm laufenden Wafferleitungshahn zu
schließen? Andererseits, wenn er sie nicht weckte, würde die Dame
die Wasserrechnung bezahlen? Er rechnete fieberhaft: Ein Eimer
Wasser jede Minute, 15 Liter, macht pro Stunde beinahe ein
Kubikmeter und in der Rächt 10000 Liter, macht rund 4 Mark.
Schließlich kam Puckpack zu dem Ergebnis, daß soviel der
unschuldige Schlaf einer Jungfrau wert sei.
Lerr Pichelstein, im Grunde eine gutmütige Seele, meinte
das schließlich auch. „Na ja, das Rauschen und Plätschern ist
ja schließlich nicht angenehm, aber ich ziehe mir die Decke über
die Ohren."
Lerr Puckpack wünschte gute Nacht und ging, kehrte aber
in der Tür noch einmal wieder um, die Fülle der Verantwortung
überwältigte ihn.
„Es kann ja nichts passieren," sagte er, halb im Tone der
Frage, halb in dem der Behauptung.
„I wo," war die Antwort, „und wenn schon, sobald das Wasser
die Treppe hinunkerlüust, merken Sie es ja im Parterre."
Das leuchtete Lerrn Puckpack ein. Er ging in sein Portier-
stübchen und nickte ein.
Wilde Träume durchtobten des Portiers sonst durchaus nicht
zu Exzessen geneigte Phantasie.
Der ein wenig kalauerhaft unpassende Witz des Lerrn Pichet-
„Lab' ich — — aber der verdammte Gaul auch."
Zehn Kinder
sprachlos nach, er hatte es gewohnheitsmäßig mit Feiglingen zu
tun, und die Kühnheit der Jungfrau imponierte ihm. Aber er
riß auch noch den Mund auf, denn Fräulein Medea kehrte wieder
um, sie hatte sich nur beim Portier kleines Geld besorgt, zehn
einzelne Groschenstücke; die warf sie nacheinander in den Auto-
maten neben dem Eingang zum Lotel. Sie zog zehn Tafeln
Schokolade, reichte sie Kiyke und entfloh dann eilig in edler Scheu
vor der eigenen Güte.-
Nun wird Kitzke aus dieser Geschichte entlaffen bis zum
Ende, dort wird er noch einmal erwähnt, denn er bildet immerhin
den Rahmen.
Es ist elf Uhr nachts.
Im Lotel schlafen die meisten Gäste bereits. Unten in der
Lalle brennt nur noch das Pflichtläntpchen.
Eben läßt der Portier, das treue Auge des Laufes, einen
Gast ein, begrüßt ihn, fährt ihn im Lift auf, wünscht gute Nacht,
fährt wieder nach unten und fetzt sich zu einem Nickerchen zurecht.
DerPortier heißt Puckpack, und der späte Gast ist LerrPichelstein.
Aus dem Nickerchen wird vorerst nichts, denn das Laustcle-
fon läutet. Lerr Pichelstein ist am Apparat.
„So, so-ja—a—a, ich komme gleich." Puckpack runzelt
unwillig die Stirn, die Angelegenheit paßt ihm nicht. Nun, er
begibt sich nach oben.
Lerr Pichelstein stand in seinem Zimmer, die Land am Ohr.
Lerr Puckpack stellte sich neben ihn und tat desgleichen.
„Jawohl," sagte Lerr Puckpack schließlich, „es rauscht neben-
an, es fließt Wasser."
„Diese verdammten Badezimmer mit W. C. als Zubehör zu
den Schlafräumen sind unästhetisch und ruhestörend," äußerte sich
230
Lerr Pichelstein; denn er war nicht sehr wohlhabend und konnte
sich kein Appartement mit Bad leisten — Fräulein Medea Nuckel-
mann konnte es und tat es.
Puckpack lächelte verbindlich, er war über die Ursache der
Entrüstung im Bilde. Aber hier war er vor eine wichtige Auf-
gabe gestellt. Er mußte sich selbst die Fragen beantworten: Würde
sich die jungfräuliche Gastin über ihn beschweren, wenn er sie
weckte und bäte, den stramm laufenden Wafferleitungshahn zu
schließen? Andererseits, wenn er sie nicht weckte, würde die Dame
die Wasserrechnung bezahlen? Er rechnete fieberhaft: Ein Eimer
Wasser jede Minute, 15 Liter, macht pro Stunde beinahe ein
Kubikmeter und in der Rächt 10000 Liter, macht rund 4 Mark.
Schließlich kam Puckpack zu dem Ergebnis, daß soviel der
unschuldige Schlaf einer Jungfrau wert sei.
Lerr Pichelstein, im Grunde eine gutmütige Seele, meinte
das schließlich auch. „Na ja, das Rauschen und Plätschern ist
ja schließlich nicht angenehm, aber ich ziehe mir die Decke über
die Ohren."
Lerr Puckpack wünschte gute Nacht und ging, kehrte aber
in der Tür noch einmal wieder um, die Fülle der Verantwortung
überwältigte ihn.
„Es kann ja nichts passieren," sagte er, halb im Tone der
Frage, halb in dem der Behauptung.
„I wo," war die Antwort, „und wenn schon, sobald das Wasser
die Treppe hinunkerlüust, merken Sie es ja im Parterre."
Das leuchtete Lerrn Puckpack ein. Er ging in sein Portier-
stübchen und nickte ein.
Wilde Träume durchtobten des Portiers sonst durchaus nicht
zu Exzessen geneigte Phantasie.
Der ein wenig kalauerhaft unpassende Witz des Lerrn Pichet-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mensch, 200 Emm läßt du dir von mir geben, und ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1931
Entstehungsdatum (normiert)
1926 - 1936
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 174.1931, Nr. 4471, S. 230
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg