Fliegende Blätter (175.1931 (Nr. 4483-4509) = 87. Jahrg.)

Treppengeländer 'runterrutsche."

Kinkerlitzchen

In der kleinen märkischen Stadt Berlinchen wollte man zum Einsammeln der
für die Winternothilfe gespendeten Sachen das städtische Feuerwehrauto benutzen. Das
mußte aber unterbleiben: das Finanzamt wollte das Auto für diesen Fall besteuern,
weil es nur für Zwecke der Feuerwehr steuerfrei wäre.

Das Feuerwehrauto wäre aber durchaus in feinem Beruf geblieben. Das
Finanzamt hat eben nicht begriffen, daß die Not brennend geworden ist.

Stimmen der Zeit

Von Peter Kringel

Hilfe ist nah!

Niemand kann es recht entdecken,

Warum wir im Drecke stecken.

Und selbst der Experte spricht:

Nichts genaues weiß man nicht.

Dieser sagt nur: Ei, ei, ei!

Jener meint: es ist Versailles.

Und ein dritter, voll Negierung,

Gibt die Schuld der Neichsrcgierung.

Andern gilt das Kapital
Als der Sündenbock, und mal
Lört man je nach Art und Wesen
Auch noch weit entferntste Thesen.

Aber ein gewisser Bogisch
Faßt es afiro-psychologisch.

Denn nach ihm kommt das Malör
Von den Sonnenflecken her.

Bogisch lehrt: In diesen Sachen
Kann man einfach nur was machen,

Wenn (man akklamiert verdutzO
Man die Svnnenflecken putzt.

Wie wir hören, hat auch Genf
Zugesttmmt zu Bogischs Senf,

Und der Weisheit letzter Schluß:
Sonnenfleckenputzausschuß.

Demaskierung

Jeden Tag fällt einem Prominentichen
Eine schöne Maske vom Gesicht,
Einem von den wirklich Wohlanständichen,
Und man sieht — na ja, er war es nicht.

*

Wenn ein Autofahrer eine nicht an Ort und Stelle zu behebende Panne hat,
hilft ihm oft ein freundlicher Kollege, der dann mit seinem eigenen Auto den kranken
Wagen abschleppt. Das hat jetzt das Bayerische Oberste Landcsgericht als unzulässig
und strafbar erklärt, mit der Begründung, der abgeschleppte Wagen stelle einen
„Anhänger" des ersten dar, und Anhänger dürsten nur mit besonderer polizeilicher
Erlaubnis gefahren werden.

Ein Autofahrer, der in solchem Fall mit seinem Wagen nicht auf der Landstraße
liegen bleiben will, wird sich also ein Paar Ochsen besorgen müssen. Das Gericht
ist eben dafür, daß alles langsam dahingeschleppt werde.

Tja, da liegt die Ehrenmannsfaffade,

Und entblößt steht da ein nackter Mahr,
Der den schönen Schein trug zur Parade,
Dem das Sein nicht weiter wichtig war.

Der ein Raffer war, ein Schelm und Gauner
Unter seiner Biedermannsfrisur —

Und wir andern stehn als krasse Stauner,
Und es regnet, regnet Masken nur.

Siebe, Staatsanwalt, mit deinen Seihern!
Die nicht durchgehn, zwei sinds oder drei —
Warum sollen wir nicht Fasching feiern?
Die honettsten Masken sind ja frei.

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