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Belästigung „Ich kann nicht weiter mit Ihnen reden, Lerr Maiswurm,

wenn Sie immer auf meine Füße sehn. Das macht mich ner-
vös, das halte ich nicht aus. Jeder Mensch denkt dann natürlich,
daß an seinen Schuhen was nicht in Ordnung ist."

„Aber darüber regt man sich doch nicht so auf."

„Ich schon — ich kann doch meine Füße nicht sebn."

Immer wieder

Immer wieder geht die Maus der Tücke
In die Falle, stürzt die muntre Mücke
Glanzgeblendet in das offne Licht:
Immer wieder hält die Fliege Leim
Ohne Grund für süßen Honigseim;
Immer wieder läuft der Has im Feld
Einem Jäger vor das Flintenrohr;
Immer wieder hält um eine Hand
Einer an, der sich vom Ehestand
Arglos etwas Besseres verspricht.

Dies heißt allgemein der Lauf der Welt,

Oder nenn es auch nach Nietzsches Lehr'
Schönei noch die ewige Wiederkehr:
Immer aber ist’s ein andrer Tor.

Richard von Schaukal

Das kommt manchmal vor

Der sehr junge Pleßner reist nach
Berlin. Zufällig hat er Gesellschaft: das
ältere Fräulein Kränzlein, eine Freundin
seiner Mutter. Nun, man muß verstehen,
so etwas mit Anstand über sich ergehen
zu kaffen. Der junge Pleßner bemüht sich,
nett zu sein.

Beim Mittagessen im Speisewagen
haben Fräulein Kränzlein und der junge
Pleßner einen kleinen Tisch. Zum Schluß
kommt, eilig wie immer, der Oberkellner
zum Kassieren. Die Dame und der Lerr
scheinen ihm zusammen zu gehören, also
wendet er sich an den Lerrn: „Zwei
Diners-"

Das gefällt Fräulein Kränzlein nicht;
sie hebt einen schon in Bereitschaft ge-
haltenen Zwanzigmarkschein hoch. „Aber
bitte-"

Der Oberkellner wendet sich zu ihr.
„Entschuldigen gnädige Frau! Also zwei
Diners -—" — on.

Persönliche Bekanntschaft

Von Daniel Docht

Das Drama war fertig geschrieben, das Drama, besser die
Tragödie, oder um es ganz genau zu sagen: die Tragikomödie,
denn Ernst und Scherz waren ja in diesem Erstlingswerk des
jugendlichen Lerrn Damke bunt wie im menschlichen Leben durch-
einander gewirbelt. Grund genug, um den Erfolg von vornherein zu
sichern, und zugleich eine gute Gelegenheit für alle Mitglieder
des Stadttheaters, also auch für die beliebten Vertreter komischer
Rollen, mit neuen Glanzleistungen auszuwarten. Von dieser
äußeren Auswertung des Stückes abgesehen, mußte aber schon
das Lesen der in fünffüßigen Jamben geschriebenen Verse über-
zeugen, daß hier endlich wieder einmal Stoff und Behandlung
einander ebenbürtig, um nicht zu sagen kongenial waren. Dazu
die unwiderstehliche Wirkung des mittelalterlichen Kostüms, kurz
der Autor selbst konnte sich beim Aeberfliegen des fertigen Werkes
dem Eindruck nicht entziehen, daß ihm hier noch mehr gelungen
war, als er selbst in dem Augenblick erwartete, da er die Feder
zum erstenmal eintauchte, um die vier Verse aus dem künftigen
fünften Akt zu Papier zu bringen, die ihm während eines
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abendlichen Spazierganges gleichsam zugeflogen waren. Diese
vier Verse, in denen mit wirkungsvollster Tonmalerei die dumpfe
Atmosphäre eines Kerkerverließes unübertrefflich wiedergegeben
wurde, hatten gewissermaßen den Kern gebildet, um den herum
die fünf Akte zu schreiben einfach Pflicht ihres poetischen Er-
zeugers geworden war. Lind er war dieser Pflicht, des Gottes
voll, in einer Weise nachgekommen, daß ihm jetzt lediglich noch
Zweifel aufstiegen, ob er nicht eigentlich verpflichtet war, das
fertige Werk gleich auf der Bühne der Landeshauptstadt zur
Araufführung zu bringen, statt es einfach dem heimischen Stadt-
theater zu überlassen. Wenn er sich doch zu dessen Gunsten ent-
schied, so bestimmte ihn vor allem die Erwägung, daß die Rolle
der Leldin bestimmt in guten Länden war, wenn sie von der
jugendlichen Liebhaberin der städtischen Bühne verkörpert wurde.
Ob die wahrscheinlich mehr mondänen Darstellerinnen in der Laupt-
stadt über die gleiche rührende Innigkeit verfügten, durch die
hier die letzte Zriny-Aufführung ein so großer Erfolg geworden

(Fortsetzung auf Seite 38)
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Belästigung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Loukota, Josef
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4512, S. 36

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