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Zack hin und her, wir san doch keine Hanswurschtn!"

„Entschuldigen Sie, Sir; ich bin nicht aus dem Lande," sagte Eduard.
„Pflegen sich die Leute in Kanada gegen allerhand Schäden zu versichern?"

Der Bartender war verwundert; aber er nickte: „O yes.“

„Das freut mich aufrichtig," sagte Eduard. „Aber wie ist nun dieses:
Erhalten Beamte Schmerzensgeld, wenn sie im Dienste zu Schaden kommen?"

„Sie fragen sehr merkwürdig, Gentleman. Nein, ich glaube nicht." Damit
erhob sich der Barmann und wich weiteren Fragen aus.

Eduard wackelte trübsinnig mit dem Kopfe. „Ich finde, das ist eine be-
dauerliche Lücke in der Gesetzgebung. — Es tut mir sehr leid; aber ich bin
unschuldig daran."

Nach diesen Worten zahlte Eduard und ging.

Der Bar gegenüber befand sich das Warenhaus von Lameggtown, das
einzige Gebäude mit großen Schaufenster-Spiegelscheiben.

Eduard wartete, bis der Revierpoliceman gerade an dem einen Schau-
fenster vorübergehen wollte, und warf einen dicken Stein in das Glas, das
laut klirrend zersplitterte. Schon stürzte sich der Policeman auf Eduard; aber
da dieser sich nicht, wie der Beamte, im Stadium der Verblüffung befand, so
konnte er dem Ordnungswächter den drohend erhobenen Gummiknüppel ent-
winden und ihm hiermit einige derbe Schläge auf das Rückenende ver-
setzen, die zwar unschädlich waren, doch schmerzten wie die Tritte eines Roffes.

Dann kam Verstärkung, und Eduard wurde verhaftet.

Das Arteil ließ nicht lange auf sich warten; es lautete: Drei Monate
Gefängnis; und mit diesem Strafmaß war zugleich Ausweisung und Rück-
transport in die .Heimat verbunden.

Die gute Führung

Tatsachen. Man riffe sich dort drüben um deutsche Ar-
beiter — so hatte der Agent gesagt — und der Boß,
dem es glücke, einen zu bekommen, der behandle ihn
wie ein rohes Ei, bezahlte ihm fabelhaft hohe Löhne
und gäbe es nur widerwillig zu, daß der ersehnte An-
kömmling wirklich arbeite.

Diese Vorstellung hatte sich, hinsichtlich der wenigen
Arbeit, als richtig erwiesen. Damit hätte sich Eduard
zur Not abgefunden. Nur der Mangel an Bargeld
wirkte sich katastrophal aus.

So jumpte er denn, der Landessitte gemäß, im
Kronlande Kanada hin und her; von Halifax nach
Vancouvcr, von Winnipegy nach Toronto, und so weiter.

Dieses Jumpen besteht darin, sich, von einem Güter-
zug auf den andern übergehend, motorisch fortzube-
wegen; meist in Gesellschaft von 4ll—50 Gleichgesinnten,
die alle den sonderbaren, durch nichts berechtigten
Optimismus hatten, daß es dort, wohin sie wollten,
besser sei, als woher sie kamen.

Sofern diese Leute Gepäck hatten, schickten sie es
als Frachtgut voraus. Die Kanadier unter diesen
Tramps fuhren außer dem Proviantpaket gänzlich un-
belastet. Die Ausländer, besonders aber die Deutschen,
hatten indessen eine schwere Last zu tragen, und die
hieß: Heimweh.

O deutscher Jüngling, wenn du nicht eine sichere
Anstellung hast, zieh nicht nach Kanada! Lebensbe-
dingungen sind nicht vorhanden, die Landschaft erdrückt
dich, und der kanadische Winter bringt dich um!

Auch Eduard in der Schenke hatte zehrendes Heim-
weh, und deshalb hatte er vor einigen Wochen dem
Hunde den Wecker unter den Bauch gebunden. — —
Einen Augenblick, lieber Leser!

Der Bartender, just ohne Beschäftigung, setzte sich aus
Langerweile zu Eduard. Der sah ihn erwartungsvoll an,
und es entwickelte sich folgendes, eigenartiges Gespräch.

„Das ewige Zanken zwischen Ihnen und der Köchin muß aufhören, Betty.

Ich hätte Lust, einer von Ihnen zu kündigen."

„Da haben Sie recht, gnäd'ge Frau — das Essen ist gar nicht mehr gut."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Sie, Chauffeur, fahrens mal nicht so blöd im Zick-Zack hin und her, ..." "Das ewige Zanken zwischen Ihnen und der Köchin ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Reinhardt, Franz
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Personenkraftwagen
Dienstwagenfahrer
Hanswurst
Fastnacht
Frau <Motiv>
Streit
Köchin
Dienstmädchen <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4514, S. 71

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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