Geschmeichelt
„Auf der Photographie, die
die Wirtschafterin Ihnen ein-
schickte, sieht sie so recht ehrlich
aus! Ist sie in Wirklichkeit auch
ehrlich?"
„Nee, das Bild ist ge-
schmeichelt!"
Aerztliches Urteil
„Geisteskrank soll der Ange-
klagte sein? Kein Gedanke! Sie
sollten nur mal hören, wie klug
und vernünftig er spricht!"
„Der simuliert!"
In der Buchhandlung
„Kann ich das Buch: ,In drei
Monaten Millionär' mal zur An-
sicht haben?"
„Wie lange?"
„Drei Monate!"
„Erst hat der Dr. Miefke
nie Patienten gehabt, und jetzt
drängen sie sich nur so!"
„Das ist ein Trick von ihm.
Der inseriert jeden Tag nach
einem Dienstmädchen, einem
Mann zum Teppichklopfen und
einem Kind zum Adoptieren."
„Immer noch der erste Akt?! Da bin ich ja bedeutend
zu früh zu spät gekommen!"
Zerstreur
„Ich habe eine Vertretung
in Zement, kann mich ihr aber
nicht widmen, da ich mit Gallen-
steinen zu tun habe!"
„Auch Vertretung?"
Die entgegenkommende
Schaubudenbesiherin
„Mein Mann ist von einem
Elefanten angegriffen worden —
kommen Sie ihm um Gottes-
willen zu Lilfe — Eintritt
frei!"
Fachkenntniffe
„Ich wüßte Gelegenheit für
Sie, in ein Barbiergeschäft ein-
zuheiraten! Wenn Sie Fach-
mann wären . . ."
„Der bin ich! Ich rasiere mich
selbst!"
„Den antiken Schmuck konnte
ich nicht erschwingen, Liebling,
aber dafür habe ich dir ein Auto
gekauft."
„Sehr lieb von dir, aber es
ist natürlich ganz was andres."
— „Alt ist es auch."
Das H o ch z e i t s g e s ch e n k
Von Paul Blitz
Als Onkel Ewald sein Stammlokal betrat, inachte er ein
recht sorgenvolles Gesicht.
Von der Stammtischrunde war bis jetzt nur der alte Kapitän da.
Auch das trug nicht dazu bei, Onkel Ewalds Fallen zu ver-
scheuchen; war ja ein ganz netter Kerl, dieser Kapitän, immer
voll Witz und Laune, wußte hundert drollige Anekdoten und
war überhaupt ein brillanter Unterhalter, aber so recht traute
ihm doch keiner über den Weg, er war eben ein etwas win-
diger Geselle und konnte die saloppen Seemannsallüren nicht
ablegen.
Sorgenvoll trank Onkel Ewald seine» Schoppen und paffte
dicke Rauchwolken.
Greiling, der Kapitän, sah ihn schmunzelnd an, jeder fröhliche
Blick war eine Frage, aber ausgesprochen wurde sie nicht.
Endlich sagte Onkel Ewald und zwar recht bärbeißig:
„Ja, Sie können wohl lachen."
„Gott sei Dank!" nickte der dicke Weißkopf und grunzte aus
tiefster Seele.
Fast wütend goß Onkelchen sein Bier runter-
Aber als er in das runde, fröhliche Vollmondsgestcht sah,
schwand sein Groll, und mit einem Schuß Galgenhumor sagte er:
„Laben Sie schon mal ein Lochzeitsgeschenk gekauft?"
Das also war es! Der Kapitän nickte schmunzelnd: Unge-
fähr kann ich mir jetzt alles denken; ganz leicht ist das auch nicht,
wenn man eben ein praktisch denkender Mensch ist."
Das richtige Wort! Sofort griff Onkel Ewald mit beiden
Länden zu. „Sehen Sie sich doch mal so'n Ausstellungstisch von
Lochzeitsgeschenken an! Alles vier-, fünfmal und öfter vertreten!
Sechs Zuckerdosen! Teekannen so viel, daß man damit handeln
kann! Tafelaufsätze, von denen alles runterrutscht! Patent-Schuh-
auszieher, in denen man sich die Füße brechen kann! Und so
weiter! Meist Gegenstände, die man achtlos in die Ecke stellt."
Der Weißkopf grinste behaglich: „Natürlich, wenn zwei Leute
aus gutem Lause heiraten, ist ja alles da, was in dem neuen
Laushalt gebraucht wird."
„Na, also! Weshalb dann sein schweres Geld für solchen
Plunder hinauswerfen; nur weil der „gute Ton" von mir ein
Geschenk fordert!"
Ganz kribbelig wurde Onkel Ewald.
Da holte der alte Seebär tief Atem, machte sein hellstes
Gesicht, aus dem wahre Witzfunken sprühten, und begann behag-
lich zu sprechen: „Eigentlich sollte ich es Ihnen ja nicht sagen,
denn so einen Trick behält man am besten für sich allein, aber
na, ich will mal nicht so sein. Also paffen Sie mal auf." Er tat
einen tiefen Trunk und sprach dann, bedeutsam lächelnd, ruhig
weiter.
„Kürzlich hatte ein Neffe von mir Lochzeit. Ich war also
ganz in Ihrer Lage. Was tun? Sann und grübelte nach über
ein praktisches Geschenk. Vergeblich. Alles, alles schon vertreten.
Da, als ich an dem bewußten Tisch vor den endlosen Geschenken
stehe — natürlich auch alles vier- und fünffach und öfter —, da
(Fortsetzung Seite 102)
100
„Auf der Photographie, die
die Wirtschafterin Ihnen ein-
schickte, sieht sie so recht ehrlich
aus! Ist sie in Wirklichkeit auch
ehrlich?"
„Nee, das Bild ist ge-
schmeichelt!"
Aerztliches Urteil
„Geisteskrank soll der Ange-
klagte sein? Kein Gedanke! Sie
sollten nur mal hören, wie klug
und vernünftig er spricht!"
„Der simuliert!"
In der Buchhandlung
„Kann ich das Buch: ,In drei
Monaten Millionär' mal zur An-
sicht haben?"
„Wie lange?"
„Drei Monate!"
„Erst hat der Dr. Miefke
nie Patienten gehabt, und jetzt
drängen sie sich nur so!"
„Das ist ein Trick von ihm.
Der inseriert jeden Tag nach
einem Dienstmädchen, einem
Mann zum Teppichklopfen und
einem Kind zum Adoptieren."
„Immer noch der erste Akt?! Da bin ich ja bedeutend
zu früh zu spät gekommen!"
Zerstreur
„Ich habe eine Vertretung
in Zement, kann mich ihr aber
nicht widmen, da ich mit Gallen-
steinen zu tun habe!"
„Auch Vertretung?"
Die entgegenkommende
Schaubudenbesiherin
„Mein Mann ist von einem
Elefanten angegriffen worden —
kommen Sie ihm um Gottes-
willen zu Lilfe — Eintritt
frei!"
Fachkenntniffe
„Ich wüßte Gelegenheit für
Sie, in ein Barbiergeschäft ein-
zuheiraten! Wenn Sie Fach-
mann wären . . ."
„Der bin ich! Ich rasiere mich
selbst!"
„Den antiken Schmuck konnte
ich nicht erschwingen, Liebling,
aber dafür habe ich dir ein Auto
gekauft."
„Sehr lieb von dir, aber es
ist natürlich ganz was andres."
— „Alt ist es auch."
Das H o ch z e i t s g e s ch e n k
Von Paul Blitz
Als Onkel Ewald sein Stammlokal betrat, inachte er ein
recht sorgenvolles Gesicht.
Von der Stammtischrunde war bis jetzt nur der alte Kapitän da.
Auch das trug nicht dazu bei, Onkel Ewalds Fallen zu ver-
scheuchen; war ja ein ganz netter Kerl, dieser Kapitän, immer
voll Witz und Laune, wußte hundert drollige Anekdoten und
war überhaupt ein brillanter Unterhalter, aber so recht traute
ihm doch keiner über den Weg, er war eben ein etwas win-
diger Geselle und konnte die saloppen Seemannsallüren nicht
ablegen.
Sorgenvoll trank Onkel Ewald seine» Schoppen und paffte
dicke Rauchwolken.
Greiling, der Kapitän, sah ihn schmunzelnd an, jeder fröhliche
Blick war eine Frage, aber ausgesprochen wurde sie nicht.
Endlich sagte Onkel Ewald und zwar recht bärbeißig:
„Ja, Sie können wohl lachen."
„Gott sei Dank!" nickte der dicke Weißkopf und grunzte aus
tiefster Seele.
Fast wütend goß Onkelchen sein Bier runter-
Aber als er in das runde, fröhliche Vollmondsgestcht sah,
schwand sein Groll, und mit einem Schuß Galgenhumor sagte er:
„Laben Sie schon mal ein Lochzeitsgeschenk gekauft?"
Das also war es! Der Kapitän nickte schmunzelnd: Unge-
fähr kann ich mir jetzt alles denken; ganz leicht ist das auch nicht,
wenn man eben ein praktisch denkender Mensch ist."
Das richtige Wort! Sofort griff Onkel Ewald mit beiden
Länden zu. „Sehen Sie sich doch mal so'n Ausstellungstisch von
Lochzeitsgeschenken an! Alles vier-, fünfmal und öfter vertreten!
Sechs Zuckerdosen! Teekannen so viel, daß man damit handeln
kann! Tafelaufsätze, von denen alles runterrutscht! Patent-Schuh-
auszieher, in denen man sich die Füße brechen kann! Und so
weiter! Meist Gegenstände, die man achtlos in die Ecke stellt."
Der Weißkopf grinste behaglich: „Natürlich, wenn zwei Leute
aus gutem Lause heiraten, ist ja alles da, was in dem neuen
Laushalt gebraucht wird."
„Na, also! Weshalb dann sein schweres Geld für solchen
Plunder hinauswerfen; nur weil der „gute Ton" von mir ein
Geschenk fordert!"
Ganz kribbelig wurde Onkel Ewald.
Da holte der alte Seebär tief Atem, machte sein hellstes
Gesicht, aus dem wahre Witzfunken sprühten, und begann behag-
lich zu sprechen: „Eigentlich sollte ich es Ihnen ja nicht sagen,
denn so einen Trick behält man am besten für sich allein, aber
na, ich will mal nicht so sein. Also paffen Sie mal auf." Er tat
einen tiefen Trunk und sprach dann, bedeutsam lächelnd, ruhig
weiter.
„Kürzlich hatte ein Neffe von mir Lochzeit. Ich war also
ganz in Ihrer Lage. Was tun? Sann und grübelte nach über
ein praktisches Geschenk. Vergeblich. Alles, alles schon vertreten.
Da, als ich an dem bewußten Tisch vor den endlosen Geschenken
stehe — natürlich auch alles vier- und fünffach und öfter —, da
(Fortsetzung Seite 102)
100
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Immer noch der erste Akt?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4516, S. 100
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg