(Hesahr im Verzug „Jetzt, wann i »o amal vo» einer Limonad
träum, »acha geh i zum Arzt!"
Kinkerlitzchen
Der Dankbare
„Hier haben Sie zehn Pfennige, Man»,
aber nun hören Sie um Gotteswillen auf, vor
meiner Tür Lieder zu singen!"
„Nur noch 'n Danklied, verehrter .Herr!"
Modesache
Die Gnädige: „Unerhört! Da komme
ich von der Reise zurück und finde Sie in
meinem rotseidenen Kleid und mit meinem
Samthut auf dem Kopf!"
Dienstmädchen: „Paßt das nicht zusam-
men?"
Meinen Sie das nicht auch?
Im April müssen in Berlin aus Geldmangel
wieder 30 Volks- und 3 höhere Schulen ge-
schlossen werden; etwa 1000 Lehrer werden
dadurch überflüssig.
Wahrscheinlich argumentiert man so: Die
Jugend hat zwar zunächst Schaden dadurch,
aber das macht nichts, denn durch Schaden
wird man ja klug.
Das neue, dreibändige Berliner Adreßbuch wiegt dreißig
Pfund.
Das ist gar nicht einmal so viel, denn es stehen ja manche
schwer belastete Leute darin.
In Hauptmanns neuem Drama „Vor Sonnenuntergang"
hat der Hauptdarsteller ein Gemälde, ein Damenbildnis von Kaul-
bach, durch Messerschnitte zu zerstören; dazu läßt das Berliner
Deutsche Theater für jede Vorstellung eine neue Kopie Herstellen.
Ebenso werden es wohl auch andere größere Theater machen.
Es ist aber nicht das erstemal, daß Gerhart Hauptmann viele
Pinsel beschäftigt.
Drei Indianerstämme in Arizona und Neu°Mexiko waren
unlängst in ihren Reservaten durch Schneeverwehungen vollkom
men von allen Verbindungen abgeschnitten worden und wären
dem Hungertods preisgegeben gewesen, wenn nicht sechs Bom-
benflieger über ihren Hütten 9000 Pfund Lebensmittel abgeworfen
hätten.
So haben also Bombenflugzeuge ganz ausnahmsweise Men-
schenleben nicht vernichtet, sondern gerettet. Zweifellos wird dies
auf der Abrüstungskonferenz ein gewichtiges Argument abgeben
für die Notwendigkeit, die Bombenflugzeuge nicht abzuschaffen.
Die Stadtverwaltung von Wuppertal (Elberfeld-Barmen) hat beschlossen,
daß die Mitglieder des Städtischen Orchesters künftig Nebenarbeit zu leisten
haben; hauptsächlich sollen sie als städtische Vollziehungsbeamte tätig sein.
Wahrscheinlich sollen sie säumigen Zahlungspflichtigen die Flötentöne bei-
bringen. Sie werden aber auch Verständnis dafür haben, wenn einer auf den,
letzten Loche pfeift.
Der Kapellmeister hat natürlich dafür zu sorgen, daß die Mitglieder seines
Orchesters bei diesen Amtshandlungen mit Takt Vorgehen.
Freudlose Träume
Beinrauch und Knipperdolling treffen sich.
„Wie gehts?" fragt Knipperdolling.
„Ach!" stöhnt Beinrauch.
„Reden wir nicht vom Geschäft! Ich meine gesundheitlich."
„Ich schlafe schlecht," gesteht Beinrauch, „und träume häßliche Sachen. Also
stellen Sie sich z. B. folgendes vor: ich gehe in ein großes Haus mit langen
Korridoren und vielen Türen. Als ich wieder herauskomme, bemerke ich, daß ich
keinen Mantel mehr habe. Ich sause zurück, suche vergeblich und entferne mich.
Kaum trete ich auf die Straße und sehe an mir hinunter, Donnerkiel, fehlt mir
auch die Hose. Ich flitze wieder rein — nichts zu finden! Als ich das viertemal
auf die Straße komme, stehe ich im Hemd da. Grauenhaft war das!"
„Ja ja," sagt Knipperdolling, das ist ja ganz natürlich!"
„Erlauben Sie, was ist natürlich?"
„Na, daß man in diesen Zeiten häufig vom Finanzamt träumt."
„Hab' ich gemerkt, Bertha. Du hast dich vorhin
kindisch gefreut, als ich hingepurzelt bin."
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träum, »acha geh i zum Arzt!"
Kinkerlitzchen
Der Dankbare
„Hier haben Sie zehn Pfennige, Man»,
aber nun hören Sie um Gotteswillen auf, vor
meiner Tür Lieder zu singen!"
„Nur noch 'n Danklied, verehrter .Herr!"
Modesache
Die Gnädige: „Unerhört! Da komme
ich von der Reise zurück und finde Sie in
meinem rotseidenen Kleid und mit meinem
Samthut auf dem Kopf!"
Dienstmädchen: „Paßt das nicht zusam-
men?"
Meinen Sie das nicht auch?
Im April müssen in Berlin aus Geldmangel
wieder 30 Volks- und 3 höhere Schulen ge-
schlossen werden; etwa 1000 Lehrer werden
dadurch überflüssig.
Wahrscheinlich argumentiert man so: Die
Jugend hat zwar zunächst Schaden dadurch,
aber das macht nichts, denn durch Schaden
wird man ja klug.
Das neue, dreibändige Berliner Adreßbuch wiegt dreißig
Pfund.
Das ist gar nicht einmal so viel, denn es stehen ja manche
schwer belastete Leute darin.
In Hauptmanns neuem Drama „Vor Sonnenuntergang"
hat der Hauptdarsteller ein Gemälde, ein Damenbildnis von Kaul-
bach, durch Messerschnitte zu zerstören; dazu läßt das Berliner
Deutsche Theater für jede Vorstellung eine neue Kopie Herstellen.
Ebenso werden es wohl auch andere größere Theater machen.
Es ist aber nicht das erstemal, daß Gerhart Hauptmann viele
Pinsel beschäftigt.
Drei Indianerstämme in Arizona und Neu°Mexiko waren
unlängst in ihren Reservaten durch Schneeverwehungen vollkom
men von allen Verbindungen abgeschnitten worden und wären
dem Hungertods preisgegeben gewesen, wenn nicht sechs Bom-
benflieger über ihren Hütten 9000 Pfund Lebensmittel abgeworfen
hätten.
So haben also Bombenflugzeuge ganz ausnahmsweise Men-
schenleben nicht vernichtet, sondern gerettet. Zweifellos wird dies
auf der Abrüstungskonferenz ein gewichtiges Argument abgeben
für die Notwendigkeit, die Bombenflugzeuge nicht abzuschaffen.
Die Stadtverwaltung von Wuppertal (Elberfeld-Barmen) hat beschlossen,
daß die Mitglieder des Städtischen Orchesters künftig Nebenarbeit zu leisten
haben; hauptsächlich sollen sie als städtische Vollziehungsbeamte tätig sein.
Wahrscheinlich sollen sie säumigen Zahlungspflichtigen die Flötentöne bei-
bringen. Sie werden aber auch Verständnis dafür haben, wenn einer auf den,
letzten Loche pfeift.
Der Kapellmeister hat natürlich dafür zu sorgen, daß die Mitglieder seines
Orchesters bei diesen Amtshandlungen mit Takt Vorgehen.
Freudlose Träume
Beinrauch und Knipperdolling treffen sich.
„Wie gehts?" fragt Knipperdolling.
„Ach!" stöhnt Beinrauch.
„Reden wir nicht vom Geschäft! Ich meine gesundheitlich."
„Ich schlafe schlecht," gesteht Beinrauch, „und träume häßliche Sachen. Also
stellen Sie sich z. B. folgendes vor: ich gehe in ein großes Haus mit langen
Korridoren und vielen Türen. Als ich wieder herauskomme, bemerke ich, daß ich
keinen Mantel mehr habe. Ich sause zurück, suche vergeblich und entferne mich.
Kaum trete ich auf die Straße und sehe an mir hinunter, Donnerkiel, fehlt mir
auch die Hose. Ich flitze wieder rein — nichts zu finden! Als ich das viertemal
auf die Straße komme, stehe ich im Hemd da. Grauenhaft war das!"
„Ja ja," sagt Knipperdolling, das ist ja ganz natürlich!"
„Erlauben Sie, was ist natürlich?"
„Na, daß man in diesen Zeiten häufig vom Finanzamt träumt."
„Hab' ich gemerkt, Bertha. Du hast dich vorhin
kindisch gefreut, als ich hingepurzelt bin."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Gefahr im Verzug" "Ich fühle es tatsächlich: der Sport verjüngt."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4518, S. 142
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg