SPRÜCHE VON GOETHE
mit zeitgemäßen Zusätzen
Es ließe sich alles trefflich schlichten,
Könnte man die Sachen zweimal verrichten.
(Nur nicht mit Konferenzen — da zwingen
Ein Dutzend es nicht, was zu vollbringen.)
Willst du nichts Unnützes kaufen,
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen.
(Und lasse dich, muß dir geraten sein,
Mit Abzahlgeschäften nicht zu viel ein!)
Wer Ohren hat, soll hören;
Wer Geld hat, soll's verzehren.
(Denn auf der Bank es deponieren,
Heißt oft, es restlos zu verlieren.)
Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast,
Aber Reichtum ist eine leichtere Last.
(Doch was weniger ist als das Nichts,
Das Minus — fast den Rücken zerbricht's.)
Genieße, was der Schmerz dir hinterließ!
Ist Not vorüber, sind die Nöte süß.
(Da haben wir Süßigkeit zu erhoffen,
Als würde Honig mit Syrup gesoffen.)
Gedanensis
„Aber Lehmann, in welchem Aufzuge kommen Sie daher! Das ist doch höchst unpassend!"
„Ich weiß wirklich nicht, Kerr Studienrat-"
„Sie tragen ja einen Schillerkragen."
Goethe-Miniaturen
Goethe haßte Kunde. Er
sah in ihnen die Inkarnation
des Antermenschlichen. Ihr
Gekläff konnte ihn ganz aus
seiner olympischen Ruhe
bringen. Darum läßt er ja
tvohl auch im Faust den Teufel
sich in einem Pudel ver-
stecken. —
Christiane hatte eines Ta-
ges Äammelfleisch bestellt,
aber der Metzger hatte ihr
aus Versehen Kalbfleisch ge-
schickt. Christiane beschwerte
sich im Namen Seiner Ex-
zellenz.
Der Metzger, dem viel an
der prominenten Kundschaft
lag, zog sich seinen Sonntags-
rock an und drang zu Goethe
vor, der natürlich nicht wußte,
ivelche geheime Revolution
im Küchenzettel vor sich ge-
gangen war.
„Er wünscht?"
„Exzellenz verzeihen - Ex-
zellenz wollen sich versichert
halten, daß es nicht wieder
vorkommt."
„Daß was nicht wieder
vorkommt?"
„Eure Exzellenz weiß doch,
daß ich heute einen Pudel
geschossen habe."
„So, einen Pudel hat er
geschossen? Da hat er dafür
einen Dukaten."
Als Goethe noch ein junger,
unbekannter Student in Leip-
zig, dem damaligen Klein-
Paris, war und wie jeder
andere seinen Wein in Auer-
bachs Keller und sei» Bier
in der Goldenen Kugeltrank,
(Fortsetzung Seite 164)
162
mit zeitgemäßen Zusätzen
Es ließe sich alles trefflich schlichten,
Könnte man die Sachen zweimal verrichten.
(Nur nicht mit Konferenzen — da zwingen
Ein Dutzend es nicht, was zu vollbringen.)
Willst du nichts Unnützes kaufen,
Mußt du nicht auf den Jahrmarkt laufen.
(Und lasse dich, muß dir geraten sein,
Mit Abzahlgeschäften nicht zu viel ein!)
Wer Ohren hat, soll hören;
Wer Geld hat, soll's verzehren.
(Denn auf der Bank es deponieren,
Heißt oft, es restlos zu verlieren.)
Du trägst sehr leicht, wenn du nichts hast,
Aber Reichtum ist eine leichtere Last.
(Doch was weniger ist als das Nichts,
Das Minus — fast den Rücken zerbricht's.)
Genieße, was der Schmerz dir hinterließ!
Ist Not vorüber, sind die Nöte süß.
(Da haben wir Süßigkeit zu erhoffen,
Als würde Honig mit Syrup gesoffen.)
Gedanensis
„Aber Lehmann, in welchem Aufzuge kommen Sie daher! Das ist doch höchst unpassend!"
„Ich weiß wirklich nicht, Kerr Studienrat-"
„Sie tragen ja einen Schillerkragen."
Goethe-Miniaturen
Goethe haßte Kunde. Er
sah in ihnen die Inkarnation
des Antermenschlichen. Ihr
Gekläff konnte ihn ganz aus
seiner olympischen Ruhe
bringen. Darum läßt er ja
tvohl auch im Faust den Teufel
sich in einem Pudel ver-
stecken. —
Christiane hatte eines Ta-
ges Äammelfleisch bestellt,
aber der Metzger hatte ihr
aus Versehen Kalbfleisch ge-
schickt. Christiane beschwerte
sich im Namen Seiner Ex-
zellenz.
Der Metzger, dem viel an
der prominenten Kundschaft
lag, zog sich seinen Sonntags-
rock an und drang zu Goethe
vor, der natürlich nicht wußte,
ivelche geheime Revolution
im Küchenzettel vor sich ge-
gangen war.
„Er wünscht?"
„Exzellenz verzeihen - Ex-
zellenz wollen sich versichert
halten, daß es nicht wieder
vorkommt."
„Daß was nicht wieder
vorkommt?"
„Eure Exzellenz weiß doch,
daß ich heute einen Pudel
geschossen habe."
„So, einen Pudel hat er
geschossen? Da hat er dafür
einen Dukaten."
Als Goethe noch ein junger,
unbekannter Student in Leip-
zig, dem damaligen Klein-
Paris, war und wie jeder
andere seinen Wein in Auer-
bachs Keller und sei» Bier
in der Goldenen Kugeltrank,
(Fortsetzung Seite 164)
162
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Aber Lehmann, in welchem Aufzuge kommen Sie daher!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4520, S. 162
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg