Kleine Auskünfte in aktuellen Fragen
Optimist in Quarkstedt. Sie wollen der allgemeinen Depres-
sion entgegenwirken und schlagen vor, daß jeder, der sich hoff-
nungslos über die Zukunft äußert, streng bestraft werden solle.
— Warten Sie ab! Wenn erst das Fernsehen allgemein aufge
gekommen ist, wird man, wie jetzt die Schwarzhörer, auch die
Schwarzseher bestrafen.
Geschäftsmann in Ziegenbrück. Sie klagen, daß Sie keinen
Kredit mehr finden können, nachdem Sie den Offenbarungseid
geleistet haben. — Ja, mit dem Kredit ist das eine sehr merk-
würdige Sache. Wenn man sonst etwas verloren
hat, kann man hoffen, es zu finden, aber Kredit
findet man nur, wenn man ihn noch nicht ver-
loren hat.
Junge Frau in Apolda. Sie haben leider
Streit mit ihrem Gatten, weil er bezüglich der
Präsidentenwahl anderer Meinung ist als Sie.
— Das ist unrecht von Ihnen. Da Sie erst seit
einem Vierteljahr verheiratet sind, sollten Sie
doch überzeugt sein, daß gerade Ihr Gatte immer
die beste Wahl zu treffen weiß.
Tante Paula. — Sie haben einige, in einem
Safe verwahrte Aktien einer Großbank, und da
Sie gehört haben, daß die Aktien zusammengelegt
werden sollen, beabsichtigen Sie, das in der Art
zu tun, daß Sie je drei Stück in einen Umschlag
stecken. Das genügt nicht; das Zusammenlegen
müssen Sie von der Bank vornehmen lafsen-
Reichen Sie also Ihre Aktien am Schalter ein;
wir möchten Ihnen aber empfehlen, dabei ein
Fläschchen mit Baldrianäther und eins mit Riech-
salz mitzunehmen. Dedanensts
Kinkerlitzchen
Zn Berlin sind neue Baubestimmungen er-
lassen worden. Ein Paragraph ordnet an, daß
bei Wohnungen bis zu drei Aufenthaltsräumen
mindestens einer davon an 150 Tagen im Jahre
wenigstens zwei Stunden Sonnenschein erhalten
muß.
Dieser Paragraph ist sehr angenehm für die
Berliner; er schützt sie in Zukunft vor vollkommen
verregneten Sommern.
Eine große englische Schiffahrtsgesellschaft
verkauft jetzt Fahrkarten auf Abzahlung; für eine
Reise nach New Pork sind z. B. bei Antritt der
Fahrt 140 Mark Anzahlung zu leisten; der Rest kann später in
kleinen Raten beglichen werden.
Eine Seereise auf Stottern zu machen, gewährt zweifellos
ein angenehmes Gefühl der Sicherheit; da die Gesellschaft doch
zu ihre» Raten kommen will, wird sie natürlich nur die sichersten
Schiffe mit den vorsichtigsten Kapitänen fahren lassen.
Im Katzenellenbogen-Prozeß hat ein Direktor einer großen
deutschen Bank, der sich als Zeuge über Katzenellenbogens Trans-
aktionen äußerte, gesagt: „Damals gab es drei Möglichkeiten:
entweder, es wurde besser, oder es blieb, wie es war, oder es
wurde schlechter."
Mit einer wirklich imponierenden Sicherheit hat dieser Bank-
direktor alle überhaupt denkbaren Möglichkeiten erfaßt. Das über-
rascht umso mehr, als wir doch wissen, daß die Direktoren unserer
Großbanken sonst nicht mit allen Möglichkeiten gerechnet haben.
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Nebenbei: dieser scharfsinnigen Aeußerung über die drei
Möglichkeiten gleichwertig ist höchstens noch jener berühmte Lehr-
satz der Meteorologie: „Kräht der Lahn auf dem Mist, ändert
sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist."
Etippe, der gern in Bildung macht, hat ein paar Lühner.
„Ra, wie geht die Farm?" fragt ihn ein Bekannter.
„O," sagt Stippe, „ich bin mit der Rasse sehr zufrieden.
Meine Wyandots sind äußerst legal."
Der notwendige Umschlag
„Ich sage Ihnen: Bockreiter ist der größte
Gauner des Jahrhunderts."
„Sie übertreiben! Wir haben doch erst ein
Drittel des Jahrhunderts."
„Nun ja, aber jetzt müssen doch bald wieder
anständigere Zeiten kommen."
Zwickerling erzählt am 1. April
Zwickerling trifft Piesank, von dem er weiß,
daß er ein Guthaben beim Bankier Domschütz
besitzt.
„Schönes Wetter!" sagt Zwickerling. „Labe
schon einen weiten Spaziergang gemacht. In der
Ahornallee bin ich an der Villa vom Bankier
Domschütz vorbei gekommen; er stieg gerade ins
Auto."
„So, so," sagt Piesank.
„Mächtig aufgeregt kam mir der Mann vor,"
fährt Zwickerlinq fort. „Ich hatte ganz den Ein-
druck, daß er im Begriff war, zu flüchten."
Piesank droht umzusinken. „Reden Sie keinen
Ansinn! Domschütz und flüchten?
„Aber ja doch!" grinst Zwickerling. „In der
Tür stand nämlich seine Frau."
Schnicke ist der Direktor der städtischen „Wach-
und Schließgesellschaft." Deshalb erzählt ihm
Zwickerling: „Eine dolle Prügelei Hab' ich gestern
gesehn. Ein Nachtwächter war auch dabei."
„Ein Nachtwächter? Meinen Sie einen von
unfern Beamten?" fragt Schnicke sehr interessiert.
„Nee •-- so'n richtiger Nachtwächter mit
'nem Tuthorn war's. And mit 'ner Laterne und
'nem Spieß."
„Ist ja nicht möglich! Sowas gibt's doch bei
uns gar nicht mehr."
„Aber warum denn nicht? Es ist ja in den
.Meistersingers gewesen."
Weichbrot ist ein ängstlicher Mann; er geht nie abends aus.
weil er Furcht hat, angefallen zu werden. Sowie Zwickerling ihn
erblickt, nimmt er eine Leidensmiene an und reibt sich den Rücken.
„Sie haben keine Ahnung," klagt er, „wie mir alle Knochen weh
tun. Ich bin eben ganz furchtbar verwalkt worden."
„Am Hellen, lichten Tage? Entsetzlich!" jammert Weich-
brot.
Zwickerling geht nicht darauf ein. „Der Mann hatte Kräfte,
sage ich Ihnen. Eine Mark fuffzig hat er von mir verlangt. Ich
Hab' ihm zwei Mark gegeben; da war er sehr vergnügt."
„Das verstehe ich nicht," wundert sich Weichbrot. „Warum
haben Sie ihm denn nicht vorher das Geld gegeben, damit er
Sie in Ruhe ließ?"
Zwickerling tut sehr erstaunt. „Da müßte ich doch verrückt
sein-der Mann hat mich doch massiert." «edanenfl«
Optimist in Quarkstedt. Sie wollen der allgemeinen Depres-
sion entgegenwirken und schlagen vor, daß jeder, der sich hoff-
nungslos über die Zukunft äußert, streng bestraft werden solle.
— Warten Sie ab! Wenn erst das Fernsehen allgemein aufge
gekommen ist, wird man, wie jetzt die Schwarzhörer, auch die
Schwarzseher bestrafen.
Geschäftsmann in Ziegenbrück. Sie klagen, daß Sie keinen
Kredit mehr finden können, nachdem Sie den Offenbarungseid
geleistet haben. — Ja, mit dem Kredit ist das eine sehr merk-
würdige Sache. Wenn man sonst etwas verloren
hat, kann man hoffen, es zu finden, aber Kredit
findet man nur, wenn man ihn noch nicht ver-
loren hat.
Junge Frau in Apolda. Sie haben leider
Streit mit ihrem Gatten, weil er bezüglich der
Präsidentenwahl anderer Meinung ist als Sie.
— Das ist unrecht von Ihnen. Da Sie erst seit
einem Vierteljahr verheiratet sind, sollten Sie
doch überzeugt sein, daß gerade Ihr Gatte immer
die beste Wahl zu treffen weiß.
Tante Paula. — Sie haben einige, in einem
Safe verwahrte Aktien einer Großbank, und da
Sie gehört haben, daß die Aktien zusammengelegt
werden sollen, beabsichtigen Sie, das in der Art
zu tun, daß Sie je drei Stück in einen Umschlag
stecken. Das genügt nicht; das Zusammenlegen
müssen Sie von der Bank vornehmen lafsen-
Reichen Sie also Ihre Aktien am Schalter ein;
wir möchten Ihnen aber empfehlen, dabei ein
Fläschchen mit Baldrianäther und eins mit Riech-
salz mitzunehmen. Dedanensts
Kinkerlitzchen
Zn Berlin sind neue Baubestimmungen er-
lassen worden. Ein Paragraph ordnet an, daß
bei Wohnungen bis zu drei Aufenthaltsräumen
mindestens einer davon an 150 Tagen im Jahre
wenigstens zwei Stunden Sonnenschein erhalten
muß.
Dieser Paragraph ist sehr angenehm für die
Berliner; er schützt sie in Zukunft vor vollkommen
verregneten Sommern.
Eine große englische Schiffahrtsgesellschaft
verkauft jetzt Fahrkarten auf Abzahlung; für eine
Reise nach New Pork sind z. B. bei Antritt der
Fahrt 140 Mark Anzahlung zu leisten; der Rest kann später in
kleinen Raten beglichen werden.
Eine Seereise auf Stottern zu machen, gewährt zweifellos
ein angenehmes Gefühl der Sicherheit; da die Gesellschaft doch
zu ihre» Raten kommen will, wird sie natürlich nur die sichersten
Schiffe mit den vorsichtigsten Kapitänen fahren lassen.
Im Katzenellenbogen-Prozeß hat ein Direktor einer großen
deutschen Bank, der sich als Zeuge über Katzenellenbogens Trans-
aktionen äußerte, gesagt: „Damals gab es drei Möglichkeiten:
entweder, es wurde besser, oder es blieb, wie es war, oder es
wurde schlechter."
Mit einer wirklich imponierenden Sicherheit hat dieser Bank-
direktor alle überhaupt denkbaren Möglichkeiten erfaßt. Das über-
rascht umso mehr, als wir doch wissen, daß die Direktoren unserer
Großbanken sonst nicht mit allen Möglichkeiten gerechnet haben.
206
Nebenbei: dieser scharfsinnigen Aeußerung über die drei
Möglichkeiten gleichwertig ist höchstens noch jener berühmte Lehr-
satz der Meteorologie: „Kräht der Lahn auf dem Mist, ändert
sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist."
Etippe, der gern in Bildung macht, hat ein paar Lühner.
„Ra, wie geht die Farm?" fragt ihn ein Bekannter.
„O," sagt Stippe, „ich bin mit der Rasse sehr zufrieden.
Meine Wyandots sind äußerst legal."
Der notwendige Umschlag
„Ich sage Ihnen: Bockreiter ist der größte
Gauner des Jahrhunderts."
„Sie übertreiben! Wir haben doch erst ein
Drittel des Jahrhunderts."
„Nun ja, aber jetzt müssen doch bald wieder
anständigere Zeiten kommen."
Zwickerling erzählt am 1. April
Zwickerling trifft Piesank, von dem er weiß,
daß er ein Guthaben beim Bankier Domschütz
besitzt.
„Schönes Wetter!" sagt Zwickerling. „Labe
schon einen weiten Spaziergang gemacht. In der
Ahornallee bin ich an der Villa vom Bankier
Domschütz vorbei gekommen; er stieg gerade ins
Auto."
„So, so," sagt Piesank.
„Mächtig aufgeregt kam mir der Mann vor,"
fährt Zwickerlinq fort. „Ich hatte ganz den Ein-
druck, daß er im Begriff war, zu flüchten."
Piesank droht umzusinken. „Reden Sie keinen
Ansinn! Domschütz und flüchten?
„Aber ja doch!" grinst Zwickerling. „In der
Tür stand nämlich seine Frau."
Schnicke ist der Direktor der städtischen „Wach-
und Schließgesellschaft." Deshalb erzählt ihm
Zwickerling: „Eine dolle Prügelei Hab' ich gestern
gesehn. Ein Nachtwächter war auch dabei."
„Ein Nachtwächter? Meinen Sie einen von
unfern Beamten?" fragt Schnicke sehr interessiert.
„Nee •-- so'n richtiger Nachtwächter mit
'nem Tuthorn war's. And mit 'ner Laterne und
'nem Spieß."
„Ist ja nicht möglich! Sowas gibt's doch bei
uns gar nicht mehr."
„Aber warum denn nicht? Es ist ja in den
.Meistersingers gewesen."
Weichbrot ist ein ängstlicher Mann; er geht nie abends aus.
weil er Furcht hat, angefallen zu werden. Sowie Zwickerling ihn
erblickt, nimmt er eine Leidensmiene an und reibt sich den Rücken.
„Sie haben keine Ahnung," klagt er, „wie mir alle Knochen weh
tun. Ich bin eben ganz furchtbar verwalkt worden."
„Am Hellen, lichten Tage? Entsetzlich!" jammert Weich-
brot.
Zwickerling geht nicht darauf ein. „Der Mann hatte Kräfte,
sage ich Ihnen. Eine Mark fuffzig hat er von mir verlangt. Ich
Hab' ihm zwei Mark gegeben; da war er sehr vergnügt."
„Das verstehe ich nicht," wundert sich Weichbrot. „Warum
haben Sie ihm denn nicht vorher das Geld gegeben, damit er
Sie in Ruhe ließ?"
Zwickerling tut sehr erstaunt. „Da müßte ich doch verrückt
sein-der Mann hat mich doch massiert." «edanenfl«
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zweimal Kuckuck"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4522, S. 206
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg