Fliegende Blätter (176.1932 (Nr. 4510-4535) = 88. Jahrg.)

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Zeichnung von E. Kirchner

„Denke dir, Tante, Vetter Alfred hat für sein Bild einen
Staatspreis bekommen und geht auf ein Jahr nach Rom."
„Muß denn das schone Geld gleich verreist werden?"

Enttäuschung

„Die Welt will betrogen sein, heißt's
immer aber wennst den Versuch
machst, wirst eingesperrt!"

Wahlverwandtschaft

„Sie sollten es sich sehr überlegen,
diese Dame zu heiraten! Sie ist aus
einer Trinkerfamilie!"

„Famos! Ich habe eine Vertretung
in Wein und Likören!"

Schicksal

Direktor Baumann, der gute alte
Junggeselle, hat vor ein paar Jahren
ein Fräulein Wenzel als Wirtschafterin
gehabt. Aber mit der war es wirklich
nicht gegangen. Baumann läßt zwar
gern um der lieben Ruhe willen drei
auch mal gerade sein; er versteht, daß
es das Bestreben mancher Wirtschafte-
rinnen ist, von dem Wirtschaftsgelde
einiges in die eigene Tasche zu leiten,
aber die Rechnungen, die Fräulein
Wenzel ihm vorlegte, ließen seinen so
starken Geduldsfaden doch zerreißen.
Sowas von lächerlichen Additionsma-
növern und Einschiebung trügerischer
Posten war überhaupt noch nicht da-
gewesen: geradezu leidenschaftlich schien
die Person das Ergattern von Schmuh-
groschen durch unehrliche Buchführung
zu betreiben. —

Leute trifft Baumann jenes Fräu-
lein Wenzel. Oder vielmehr das frühere
Fräulein Wenzel. Denn inzwischen hat
sie sich verheiratet, wie sie berichtet.
„Sehen Sie an! Das freut mich aber,"
sagt Baumann liebenswürdig. „Was
ist denn Ihr Mann?"

Da seufzt das frühere Fräulein
Wenzel ein wenig. „Ach, Lerr Direktor,
mein Mann ist Rechnungsrevisor beim
Städtischen Bauamt." — on.

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