Zeichnung von F. Gütz
Ehelicher Zwist „Warum verhält das Papageienpärchen sich heute so ruhig?"
„Die beiden sind sich bös; die sprechen seit einigen Tagen nicht miteinander!"
Der Studlenkommlfsar
And er kam. Die Schüler, von der Wichtigkeit des Augenblicks
durchdrungen, strengten sich ehrlich an. Die heutige Jugend ist jo
überwiegend erfüllt von dem Geiste der Sachlichkeit, und jeder
einzelne Oberprimaner fühlte so ein ganz klein wenig Mitverant-
wortlichkeit für die Entwicklung der internationalen Bezie-
hungen.
Der Amerikaner hörte mit angespanntester Aufmerksamkeit
zu, schüttelte dem Studienrat, sowie den Oberprimanern, die die
lauteste Stimme hatten, die Lände, sagte: „O yes, very
nice, much obliged“ und ging frühstücken. Dieses Mal allein.
Lerr Schulrat Wiedehopf hatte ihn doch etwas geniert,
342
weil der zu wenig vertragen
konnte.
Am Nachmittage erschien
der Diener der Unterrichts-
kanzlei wieder und brachte für
den nächsten Morgen eine
Einladung zur Teilnahme an
der Mathematikstunde der-
selben Klasse, die er, Mister
Wetbrain, heute beim griechi-
schen Unterricht durch seine
Anwesenheit beehrt hatte.
DerGeladenesagte wieder;
„O yes, much obliged,“ gab
dem Diener einen Dollar so-
wie eine Tafel Kaugummi
und verdaute weiter.
Der Mathematikunterricht
am folgenden Morgen lag in
der Land eines sehr scharfen,
ehrgeizigen jungen Studien-
rates. Er trug über die nicht
so ganz einfache Materie der
Integralrechnung vor, wobei
er fortwährend den Gast beob-
achtete, um aus dessen Augen
und Mienen Zeichen der Zu-
stimmung und, wenn es an-
ging, der Bewunderung her-
auszulesen.
Änd in der Tat, einen ver-
wundert erstaunten Eindruck
machte Mister Wetbrain. Nun
ja, die Sprache der Mathema-
tik, erläutert durch schriftliche
Beispiele an der Tafel, ist ja
eine internationale.
Am Schlüsse schüttelte der
Gast dem Studienrat die
Land und auch dem Pri-
maner Klotze. Das beruhte
allerdings ganz bestimmt auf
einem Versehen; denn Klotze
hatte heute das Pensum ein-
wandfrei nicht beherrscht.
Nach der Stunde lud der
Direktor des Gymnasiums,
der zufälligerweise auch Neu-
philologe war und sogar ame-
rikanisch sprach, Mister Wet-
brain in sein Zimmer, wo
Portwein und Zigarren stan-
den. Es entwickelte sich nun
folgendes Gespräch:
„Wie hat Ihnen der Unterricht gefallen, Mister Wetbrain?"
„O yes, very nice, indeed.“
„Freut mich, dieses Arteil von einem so angesehenen ame-
rikanischen Schulmanne zu vernehmen."
„Yes."
Einen Augenblick herrschte Schweigen, das der Amerikaner
unterbrach.
„Prosit," sagte er und goß ein großes Glas Portwein hinunter.
„Prosit," entgegnete der Direktor. „Nun haben Sie die Freund-
lichkeit und lassen Sie mich wissen, welches Lehrfach Sie noch be-
sonders interessiert, vielleicht Lebräisch, Biologie, Weltliteratur;
selbstverständlich werden wir Ihnen auch dieses gern vorführen."
Ehelicher Zwist „Warum verhält das Papageienpärchen sich heute so ruhig?"
„Die beiden sind sich bös; die sprechen seit einigen Tagen nicht miteinander!"
Der Studlenkommlfsar
And er kam. Die Schüler, von der Wichtigkeit des Augenblicks
durchdrungen, strengten sich ehrlich an. Die heutige Jugend ist jo
überwiegend erfüllt von dem Geiste der Sachlichkeit, und jeder
einzelne Oberprimaner fühlte so ein ganz klein wenig Mitverant-
wortlichkeit für die Entwicklung der internationalen Bezie-
hungen.
Der Amerikaner hörte mit angespanntester Aufmerksamkeit
zu, schüttelte dem Studienrat, sowie den Oberprimanern, die die
lauteste Stimme hatten, die Lände, sagte: „O yes, very
nice, much obliged“ und ging frühstücken. Dieses Mal allein.
Lerr Schulrat Wiedehopf hatte ihn doch etwas geniert,
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weil der zu wenig vertragen
konnte.
Am Nachmittage erschien
der Diener der Unterrichts-
kanzlei wieder und brachte für
den nächsten Morgen eine
Einladung zur Teilnahme an
der Mathematikstunde der-
selben Klasse, die er, Mister
Wetbrain, heute beim griechi-
schen Unterricht durch seine
Anwesenheit beehrt hatte.
DerGeladenesagte wieder;
„O yes, much obliged,“ gab
dem Diener einen Dollar so-
wie eine Tafel Kaugummi
und verdaute weiter.
Der Mathematikunterricht
am folgenden Morgen lag in
der Land eines sehr scharfen,
ehrgeizigen jungen Studien-
rates. Er trug über die nicht
so ganz einfache Materie der
Integralrechnung vor, wobei
er fortwährend den Gast beob-
achtete, um aus dessen Augen
und Mienen Zeichen der Zu-
stimmung und, wenn es an-
ging, der Bewunderung her-
auszulesen.
Änd in der Tat, einen ver-
wundert erstaunten Eindruck
machte Mister Wetbrain. Nun
ja, die Sprache der Mathema-
tik, erläutert durch schriftliche
Beispiele an der Tafel, ist ja
eine internationale.
Am Schlüsse schüttelte der
Gast dem Studienrat die
Land und auch dem Pri-
maner Klotze. Das beruhte
allerdings ganz bestimmt auf
einem Versehen; denn Klotze
hatte heute das Pensum ein-
wandfrei nicht beherrscht.
Nach der Stunde lud der
Direktor des Gymnasiums,
der zufälligerweise auch Neu-
philologe war und sogar ame-
rikanisch sprach, Mister Wet-
brain in sein Zimmer, wo
Portwein und Zigarren stan-
den. Es entwickelte sich nun
folgendes Gespräch:
„Wie hat Ihnen der Unterricht gefallen, Mister Wetbrain?"
„O yes, very nice, indeed.“
„Freut mich, dieses Arteil von einem so angesehenen ame-
rikanischen Schulmanne zu vernehmen."
„Yes."
Einen Augenblick herrschte Schweigen, das der Amerikaner
unterbrach.
„Prosit," sagte er und goß ein großes Glas Portwein hinunter.
„Prosit," entgegnete der Direktor. „Nun haben Sie die Freund-
lichkeit und lassen Sie mich wissen, welches Lehrfach Sie noch be-
sonders interessiert, vielleicht Lebräisch, Biologie, Weltliteratur;
selbstverständlich werden wir Ihnen auch dieses gern vorführen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ehelicher Zwist"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4531, S. 342
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg