In Pompeji
.Am Gottes Willen, Sie werden ja käse-
weiß, Lerr Schmunzel! Regt Sie der Anblick
der Ruinen so auf?"
,Nee, aber ich Hab immer die Idee: hier
mutz meine Frau in ihrem Auto durchge-
kommen sein."
Ein gutmütiger Patient
handelt sich ja nicht um eine Wiege, sondern eben um eine Waage.
Na, sagen wir: der Krämer stellt mein Gewicht fest. Dr. Linsen-
barth hat mir empfohlen, das möglichst jeden Tag zu machen,
um die Fortschritte zu sehen. Er selber hat noch keine Waage.
Wenn ein junger Arzt sich für seine Praxis einrichtet, hat er
ja so unsinnig viel Geld für all die Instrumente auszugeben.
Da kann er ja zunächst auf die Waage kein Gewicht legen, haha.
Aebrigens, ich will mir nichts aneignen: der Witz ist nicht von
mir; den hat der Dr. Linsenbarth gemacht."
Mir schien, als redete der Vetter Christian um einen Haupt-
punkt herum, und deshalb fragte ich: „Wie steht es also? Wieviel
hast du zugenommen?"
Er lächelte ein wenig verlegen. „Ja, ich will es dir nicht ver-
hehlen: ich habe noch gar
nicht zugenommen. 113
Pfund habe ich bei Beginn
der Kur gewogen, und 113
Pfund wiege ich auch jetzt
»och. Deshalb bin ich recht
froh, daß der Dr. Linsen-
barth noch keine Waage
hat. Sonst würde er das
ja sofort feststellen."
„Aber Mensch und
Vetter-warum soll
er es denn nicht wissen?"
Der Vetter Christian
errötete. „Ich habe ihn ja
angeschwindelt. Weißt du:
Als er mich am dritten
Tage fragte: ,Nun, wieviel
wiegen Sie denn jetzt ?' —
da habe ich mich geschämt,
daß es noch nicht mehr ge-
worden war; ich merkte
auch, daß er eine Zunahme
wwartete,und deshalbhabe
ich gesagt: ,115 Pfund !' —
And weil er sich darüber so
sehr gefreut hat, habe ich
beim nächsten Mal gesagt:
,116 Pfund st And dann 117
Pfund. And jetzt bin ich
bei II8."
„Du bist verrückt I"
„Aber nein! Verstehe
doch meine Lage! Kann
denn der Dr. Linsenbarth
dafür, daß ich noch kein
Gramm zugenommen habe?
Nein, dafür kann er nicht.
Er hat ein erprobtes, zu-
verlässiges Verfahren an-
gewendet. Wenn es noch
nichts genützt hat, so liegt
es doch nicht an dem Ver-
fahre», sondern au mir.
Vielleicht esse ich doch nicht
genug dabei. Vielleicht
müßte ich mir etwas mehr
Bewegung machen, aber ich
werde so leicht müde. Be-
denke doch: wenn ich dem
Dr. Linsenbarth gerade-
heraus gesagt hätte, daß ich
noch nicht die Bohne zugenommen habe-dann hätte ich ihn
doch schrecklich enttäuscht. Er würde unglücklich darüber sein; ja, er
würde vielleicht mißtrauisch gegen das Verfahren werden, und
so würde ich am Ende Patienten, die nach mir kommen, dieser
vorzüglichen Behandlungsmethode berauben. Ich würde die medi-
zinische Wissenschaft in Anordnung bringen. Es hat ja aber nichts
zu sagen, daß ich die paar Pfund zugeschwindelt habe. Ich fühle
mich sonst recht wohl, und das liegt sicherlich an der Kur. Am
Ende erfolgt die Gewichtszunahme mit einem Ruck, und der
gute Dr. Linsenbarth hat dann doch Recht behalten.-Aber
eine Frage: Kältest du Verwendung für ein Gläschen mit Sar-
dellen oder sonst für was Pikantes? Wege» des Krämers mit
der Dezimalwaage, weißt du. König und Marmelade habe ich
schon genug."-
Zeichnung von M. Claus
„Wat? Sic bringen hier jemand 'n Stünd-
chen? Dann erklären Sie mir mal, wozu Sie die
Sauerstoffbombe brauchen?"
»Ich bin so kurzatmig, Lerr Wachtmeister!"
»Also, die beste Medizin für Sie ist vier Wochen
lang Abbazia!"
»Schön, Lerr Doktor. Nimmt man das vor oder
nach dem Essen?"
39!
.Am Gottes Willen, Sie werden ja käse-
weiß, Lerr Schmunzel! Regt Sie der Anblick
der Ruinen so auf?"
,Nee, aber ich Hab immer die Idee: hier
mutz meine Frau in ihrem Auto durchge-
kommen sein."
Ein gutmütiger Patient
handelt sich ja nicht um eine Wiege, sondern eben um eine Waage.
Na, sagen wir: der Krämer stellt mein Gewicht fest. Dr. Linsen-
barth hat mir empfohlen, das möglichst jeden Tag zu machen,
um die Fortschritte zu sehen. Er selber hat noch keine Waage.
Wenn ein junger Arzt sich für seine Praxis einrichtet, hat er
ja so unsinnig viel Geld für all die Instrumente auszugeben.
Da kann er ja zunächst auf die Waage kein Gewicht legen, haha.
Aebrigens, ich will mir nichts aneignen: der Witz ist nicht von
mir; den hat der Dr. Linsenbarth gemacht."
Mir schien, als redete der Vetter Christian um einen Haupt-
punkt herum, und deshalb fragte ich: „Wie steht es also? Wieviel
hast du zugenommen?"
Er lächelte ein wenig verlegen. „Ja, ich will es dir nicht ver-
hehlen: ich habe noch gar
nicht zugenommen. 113
Pfund habe ich bei Beginn
der Kur gewogen, und 113
Pfund wiege ich auch jetzt
»och. Deshalb bin ich recht
froh, daß der Dr. Linsen-
barth noch keine Waage
hat. Sonst würde er das
ja sofort feststellen."
„Aber Mensch und
Vetter-warum soll
er es denn nicht wissen?"
Der Vetter Christian
errötete. „Ich habe ihn ja
angeschwindelt. Weißt du:
Als er mich am dritten
Tage fragte: ,Nun, wieviel
wiegen Sie denn jetzt ?' —
da habe ich mich geschämt,
daß es noch nicht mehr ge-
worden war; ich merkte
auch, daß er eine Zunahme
wwartete,und deshalbhabe
ich gesagt: ,115 Pfund !' —
And weil er sich darüber so
sehr gefreut hat, habe ich
beim nächsten Mal gesagt:
,116 Pfund st And dann 117
Pfund. And jetzt bin ich
bei II8."
„Du bist verrückt I"
„Aber nein! Verstehe
doch meine Lage! Kann
denn der Dr. Linsenbarth
dafür, daß ich noch kein
Gramm zugenommen habe?
Nein, dafür kann er nicht.
Er hat ein erprobtes, zu-
verlässiges Verfahren an-
gewendet. Wenn es noch
nichts genützt hat, so liegt
es doch nicht an dem Ver-
fahre», sondern au mir.
Vielleicht esse ich doch nicht
genug dabei. Vielleicht
müßte ich mir etwas mehr
Bewegung machen, aber ich
werde so leicht müde. Be-
denke doch: wenn ich dem
Dr. Linsenbarth gerade-
heraus gesagt hätte, daß ich
noch nicht die Bohne zugenommen habe-dann hätte ich ihn
doch schrecklich enttäuscht. Er würde unglücklich darüber sein; ja, er
würde vielleicht mißtrauisch gegen das Verfahren werden, und
so würde ich am Ende Patienten, die nach mir kommen, dieser
vorzüglichen Behandlungsmethode berauben. Ich würde die medi-
zinische Wissenschaft in Anordnung bringen. Es hat ja aber nichts
zu sagen, daß ich die paar Pfund zugeschwindelt habe. Ich fühle
mich sonst recht wohl, und das liegt sicherlich an der Kur. Am
Ende erfolgt die Gewichtszunahme mit einem Ruck, und der
gute Dr. Linsenbarth hat dann doch Recht behalten.-Aber
eine Frage: Kältest du Verwendung für ein Gläschen mit Sar-
dellen oder sonst für was Pikantes? Wege» des Krämers mit
der Dezimalwaage, weißt du. König und Marmelade habe ich
schon genug."-
Zeichnung von M. Claus
„Wat? Sic bringen hier jemand 'n Stünd-
chen? Dann erklären Sie mir mal, wozu Sie die
Sauerstoffbombe brauchen?"
»Ich bin so kurzatmig, Lerr Wachtmeister!"
»Also, die beste Medizin für Sie ist vier Wochen
lang Abbazia!"
»Schön, Lerr Doktor. Nimmt man das vor oder
nach dem Essen?"
39!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Lachgas-Bomben"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4534, S. 391
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg