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„Das ist ja furchtbar teuer, liebe Frau. Veilchen sind doch bescheidene Blumen."
„Aber ick bin keen Veilchen, Lerr."

Aus einem Schüleraufsah

Die Araber hingen alle mit übereinan-
der geschlagenen Beinen am Munde des
Märchenerzählers.

Gefahr im Verzug

„Sie sollten schnell mal zum roten
Lirsch gehen, Frau Müller — Ihr Mann
trinkt wieder ein Glas Bier nach 'm an-
dern — 's zweite hat er bereits!"

Der struppige Bart

„Ob das Barterzeugungsmittel hilft?"
„Auch meinen Bark verdanke ich ihm."
„Der gefällt mir nicht! Laben Sie
nichts Besseres?"

Das Mädchen vom Lande

„Sie hatten beim Putzen einen Gas-
hahn offengelassen, Anna, so daß eine
Menge Gas ausgeströmt ist. Das kostet
doch Geld!"

„Auch wenn's nicht angesteckt wird,
gnädige Frau?"

Ausgenuht

Weinlingers überlegen die Tischord-
nung für ihre Abendgesellschaft. Lerr Wein-
linger schlägt vor: „Der Doktor Zünder
kriegt die Konsulin Graupel."

„Unmöglich!" erklärt die Gattin. „Dr.
Zünder ist unterhaltend und geistreich; er
macht einen Witz nach dem andern. Aber
die alte Graupel ist beinahe taub — —
da müßte er ja schreien."

„Eben deshalb! Dann hört doch die
ganze Tafel seine Witze."

Kleine Erholungsreise

tausend Dollar her!" Seine Stimme wurde wieder leiser, aber
seine funkelnden Augen mußten dem Alten zeigen, mit wem er es
zu tun hatte.

Mühsam erhob er sich von der Bank.

„Mein Lerr," sagte er mit zitternder Stimme, „mein Lerr, ich
bin ein Ehrenmann! Antersuchen Sie mich!" Er breitete mit einer
fast rührenden Geste seine kraftlosen Arme aus, damit der Ameri-
kaner seinen Rock untersuchen konnte. Der schob ihn sehr unzart
hin und her und wandte sich, als er nichts fand, jäh nach dem
jungen Manne um. Der stand von der Bank auf und öffnete sein
Jackett zur Antersuchung. Der Amerikaner mußte bald von ihm
ablassen. Die magere Brieftasche überzeugte ihn rasch, daß er da
im Irrtum war, mit beinahe verächtlichem Ausdruck gab er sie
zurück. Wütend sah er wieder zu dem Alten hin. Plötzlich packte
er ihn von neuem, tastete an seinen Gehrockenden entlang und
zog seine gesuchte Brieftasche aus ihnen heraus.

Der Alte sank ächzend auf die Bank. Einen Augenblick sah
es aus, als ob sich der Amerikaner auf ihn stürzen wollte, aber
dann schob er die Brieftasche mit ungeschickten Bewegungen in
seinen eigenen Rock, murmelte etwas wie „Verzeihung!" zu dem
jungen Mann und ging dann, ohne sich noch einmal nach der
Bank umzusehen, davon. Als er hinter einer Biegung verschwun-
den war, blickte sich der junge Mann nach seinem Nachbar um.
Der war gerade im Begriff, sich von der Bank zu erheben. Nur
mit Lilfe seines Stocks gelang es ihm, sich aufzurichten. Der
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Jüngere wollte ihm helfen, aber der Greis lehnte fast schroff ab.
Er wandte ihm nicht einmal das Gesicht zu. Voll Scham senkte
er den Kopf und winkte ab, als sein Nachbar ein paar Worte
stammelte, um ihm etwas Mut zuzusprechen. „Leben Sie wohl,
mein junger Freund, vergessen Sie mich, . . . meine arme
Familie . . .!"

Erschüttert sah ihn der Jüngere noch in den nächsten Seiten-
weg einbiegen. Aber vielleicht tat der Alte recht daran, nach allem,
was vorgefallen war, so rasch zu verschwinden. Natürlich war es
eine Mordsdummheit gewesen, die Tasche nicht anders zu ver-
bergen, etwa indem man sie hinter sich ins Gras warf. Eine
Mordseselei, zehntausend Dollar, fünftausend Dollar für jeden,
über zwanzigtausend Mark! Garnicht auszudenken, zum Verrückt-
werden, Lerrgott . . Vorhin überlegt man noch, ob man im
„6oeuk ä la mode“ ißt, und jetzt könnte man ein Vermögen
haben. Ein Idiot, der Alte, ein vollkommener Idiot. Ob man ihn
haftbar machen kann? Ansinn, auch noch in die Tinte kommen
deshalb. Lieber froh sein, daß es nicht noch einen anderen Krach
gegeben hat. Mein Gott, in Paris verhaftet, das wäre was für
die Kollegen in Berlin! Aebrigens, der Amerikaner war ein toller
Junge! Die Bücher übertreiben also doch nicht. Die Kinnlade!
And der Blick! And wie er gleich mit zwei wildfremden Menschen
umspringen konnte, selbst wenn so ein weißhaariger Alter dabei
war. Donnerwetter, da kann man noch was lernen. Verdammt
noch mal! Aber natürlich, Kunststück, wenn man an so eine Brief-
tasche gewöhnt ist. Nein, Sünde wäre das nicht gewesen, wenn man
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das ist ja furchtbar teuer, liebe Frau."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Veilchen <Motiv>
Blume <Motiv>
Verkäuferin <Motiv>
Paar <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 176.1932, Nr. 4535, S. 406

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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