Zeichnung von E. Croissant
Der Junggeselle „Der schwarze Zwirn paßt doch schlecht zur Leinwand! Wenn man mit einer Sorte auskommen will,
sollte man nur weißen Zwirn haben-bei dunklen Sachen wird er ohnehin allmählich schwarz."
Auguste Knatsch, Hausgehilfin, erzählt
Von Peter Robinson
Da bin ick, Maxe! Is 'n bißken spät jeworden, aber det
schad't dir nischt. Du kannst ooch mal warten. Nur wer die Sehn-
sucht kennt-Nich', det de denkst, ick hätt' nich' frieher wech-
jekonnt! Nee, det jibt's nich' bei mir. Ausjang is Ausjang; um
Ähre zwo is Schluß, und wenn ick det janze Ieschirr hinschmeißen
sollte. Aber die Olle is janz vaninftig in dem Punkt: um halber
eens wird jejeffen, wie sich det jeheert.
Is ieberhaupt 'n janz orntlicher Platz. Fimf Tage bin ick
nu da-da weeß man schon,
wie der Lase loost. Mit der
Ollen läßt sich umjehn; een
Drachen is se nich'. Aber een
Theater Hab' ick mit ihr jehabt
-Maxe, ick Hab' mir ja bei-
nah pucklig jelacht.
Ileich den zweeten Dag jing
det los. Nach's Friehstick sagt
die Olle: „Sie können das Schlaf-
zimmer aufräumen, Auguste I Ich
gehe nur mal nach dem Brief-
kasten." Sagt se also, und ick
jehe ins Schlafzimmer. Ob ick
mir det nich' schon jedackt Habel
Richtig-uff ihrem Nacht-
disch liejt ihr Portmannee, extra
for mir uffjebaut. Den Rum-
mel kenne ick doch. Ileich zu An-
fang will se mir priesen, ob ick
klaue. Daruff fällt doch Aujuste
Knätsch schon lange nich' mehr
rin. Ick kieke in det Portmannee
rin: fimf Mark fimfunddreißig
Fennje sind drin: een Zwomark-
stick, een Eenmarkstick, een Fuff-
zijer und allet andre kleenet
Zeichs, det man Lust kriejen soll,
een Iroschen 'rauszunehmen. Da
biste schief jewickelt, meine Liebe I
denke ick mir. Aber nu sollste
wat erleben! And wat du ick?
Ick leje noch een Sechser zu —
nu sind fimf Mark vierzig ins
Portmannee.
38
Die Olle kommt retour, und ick merke schon, wie se et jar nich
aushalten kann. Immer kiekt se nach det Portmannee, und denn
sagt se: „Das Bett vom Lerrn werde ich selber machen. Gehen
Sie nur in die Küche, Auguste; ich habe Besinge mitgebracht, die
können Sie auslesen." Det mit die Besinge war nu ooch 'ne Falle,
aber doch jar zu dämlich. Ick werde doch von det Zeichs nischt
wechfressen; det steht man doch jleich ans blaue Maul. Also singe
ick de janze Zeit, aber wie denn die Olle in de Kiche kommt, da
muß ick an mir halten, det ick
ihr nich ins Iesichte pruste. Janz
verdattert is se, und de Anter-
lippe läßt se hängen. Radier-
lich — se ärjert sich ieber ihr
selber, det se nich uffjepaßt hat.
Se muß doch falsch jezählt Ham!
Se hat doch jedacht, et sind fimf
Mark fimfunddreißig Fennje ins
Portmannee-et jing doch
mit een Sechser aus. And nu
sind et doch fimf Mark vierzig.
De Lände zittern ihr, wie se den
Zucker an de Besinge dut, so
uffjerejt is se. Det jetzt noch
weiter! denke ick mir.
Richtig — amRachmittag jeht
se aus. „Ich will nur etwas
frische Luft schöpfen," sagt se;
„schließen Sie doch die Korri-
dortür hinter mir zu, Auguste!"
— Wie ick det jemacht habe
und mir umdrehe — nadierlich:
uff de Iarderobe liejt ihre Land-
tasche. Iebrijens een poplijet
Dings, nachjemacht Krokodill.
Ick kieke mir det Dings jenau
an, ehe ick et anfaffe. Aha — een
Daschenduchzippel kiekt 'raus;
den hat se injeklemmt, det se
jleich sehn kann, ob de Dasche
uffjeniacht worden ist. Na, ick
mache se nu uff: det Daschen-
duch is drin, een Paar Land-
schuhe und een Iroschen, janz
„Fades Nest — dieser Badeort. Lier war ich Heuer
auch zweimal — das erstemal und das letztemal!"
Der Junggeselle „Der schwarze Zwirn paßt doch schlecht zur Leinwand! Wenn man mit einer Sorte auskommen will,
sollte man nur weißen Zwirn haben-bei dunklen Sachen wird er ohnehin allmählich schwarz."
Auguste Knatsch, Hausgehilfin, erzählt
Von Peter Robinson
Da bin ick, Maxe! Is 'n bißken spät jeworden, aber det
schad't dir nischt. Du kannst ooch mal warten. Nur wer die Sehn-
sucht kennt-Nich', det de denkst, ick hätt' nich' frieher wech-
jekonnt! Nee, det jibt's nich' bei mir. Ausjang is Ausjang; um
Ähre zwo is Schluß, und wenn ick det janze Ieschirr hinschmeißen
sollte. Aber die Olle is janz vaninftig in dem Punkt: um halber
eens wird jejeffen, wie sich det jeheert.
Is ieberhaupt 'n janz orntlicher Platz. Fimf Tage bin ick
nu da-da weeß man schon,
wie der Lase loost. Mit der
Ollen läßt sich umjehn; een
Drachen is se nich'. Aber een
Theater Hab' ick mit ihr jehabt
-Maxe, ick Hab' mir ja bei-
nah pucklig jelacht.
Ileich den zweeten Dag jing
det los. Nach's Friehstick sagt
die Olle: „Sie können das Schlaf-
zimmer aufräumen, Auguste I Ich
gehe nur mal nach dem Brief-
kasten." Sagt se also, und ick
jehe ins Schlafzimmer. Ob ick
mir det nich' schon jedackt Habel
Richtig-uff ihrem Nacht-
disch liejt ihr Portmannee, extra
for mir uffjebaut. Den Rum-
mel kenne ick doch. Ileich zu An-
fang will se mir priesen, ob ick
klaue. Daruff fällt doch Aujuste
Knätsch schon lange nich' mehr
rin. Ick kieke in det Portmannee
rin: fimf Mark fimfunddreißig
Fennje sind drin: een Zwomark-
stick, een Eenmarkstick, een Fuff-
zijer und allet andre kleenet
Zeichs, det man Lust kriejen soll,
een Iroschen 'rauszunehmen. Da
biste schief jewickelt, meine Liebe I
denke ick mir. Aber nu sollste
wat erleben! And wat du ick?
Ick leje noch een Sechser zu —
nu sind fimf Mark vierzig ins
Portmannee.
38
Die Olle kommt retour, und ick merke schon, wie se et jar nich
aushalten kann. Immer kiekt se nach det Portmannee, und denn
sagt se: „Das Bett vom Lerrn werde ich selber machen. Gehen
Sie nur in die Küche, Auguste; ich habe Besinge mitgebracht, die
können Sie auslesen." Det mit die Besinge war nu ooch 'ne Falle,
aber doch jar zu dämlich. Ick werde doch von det Zeichs nischt
wechfressen; det steht man doch jleich ans blaue Maul. Also singe
ick de janze Zeit, aber wie denn die Olle in de Kiche kommt, da
muß ick an mir halten, det ick
ihr nich ins Iesichte pruste. Janz
verdattert is se, und de Anter-
lippe läßt se hängen. Radier-
lich — se ärjert sich ieber ihr
selber, det se nich uffjepaßt hat.
Se muß doch falsch jezählt Ham!
Se hat doch jedacht, et sind fimf
Mark fimfunddreißig Fennje ins
Portmannee-et jing doch
mit een Sechser aus. And nu
sind et doch fimf Mark vierzig.
De Lände zittern ihr, wie se den
Zucker an de Besinge dut, so
uffjerejt is se. Det jetzt noch
weiter! denke ick mir.
Richtig — amRachmittag jeht
se aus. „Ich will nur etwas
frische Luft schöpfen," sagt se;
„schließen Sie doch die Korri-
dortür hinter mir zu, Auguste!"
— Wie ick det jemacht habe
und mir umdrehe — nadierlich:
uff de Iarderobe liejt ihre Land-
tasche. Iebrijens een poplijet
Dings, nachjemacht Krokodill.
Ick kieke mir det Dings jenau
an, ehe ick et anfaffe. Aha — een
Daschenduchzippel kiekt 'raus;
den hat se injeklemmt, det se
jleich sehn kann, ob de Dasche
uffjeniacht worden ist. Na, ick
mache se nu uff: det Daschen-
duch is drin, een Paar Land-
schuhe und een Iroschen, janz
„Fades Nest — dieser Badeort. Lier war ich Heuer
auch zweimal — das erstemal und das letztemal!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Junggeselle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4538, S. 38
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg