Tante Paula will sich mit einem Kreuzwort-
rätsel strapazieren. Der Vetter Fabian freut sich
schon, was er nun erleben wird. Denn Tante
Paula hat dabei schon ost tolle Sachen vorgebracht.
Zunächst geht es ganz flott. Europäische
Lauptstadt mit 3 Buchstaben — das kann nur
Rom sein. Deutscher Strom mit 4 Buchstaben,
deren erster zudem bereits mit dem O in Rom
angegeben ist-ganz klar: Oder. Aber nun
sind da 6 noch ganz leere Felder, und sie sollen
mit den Buchstaben einer Vokabel ausgefüllt
werden, die als „Hilfszeitwort" definiert ist. (Die
Lösung lautet also: Werden.)
Tante Paula steht dieser Definition ratlos
gegenüber. „Lilfszeitwort? Was kann das sein?
Ein Zeitwort also Tag, Stunde, Minute,
Jahr. Nicht wahr, Fabian?"
Der Vetter Fabian bleibt ernst, denn sonst
würde das Vergnügen gleich aus sein. „Nee,
ich glaube, da ist was anderes gemeint. Ein Zeit-
wort da tut man doch was: gehen, effen, kaufen,
raten, schreiben usw."
„Aha! Richtig— jetzt fällt mir's ein. Diese
Schulausdrücke hat man schon ganz vergessen.
Aber nun ein Lilfszeitwort! Mit 6 Buchstaben!
Was kann das nur sein?"
Und dann schreit Tante Paula: „Ich hab's!
.Lilfszeitwort mit 6 Buchstaben — das ist:
Borgen." *
Neue Geschichten von Tante Paula V°n P-rer Robinson
Wenn Tante Paula einmal jemanden nicht leiden kann, be-
nutzt sie aber auch jede Gelegenheit, sich abfällig über ihn zu
äußern und häßliche Züge, die ihr von ihm bekannt sind oder
auch nur von ihr behauptet werden, scharf zu beleuchten.
Edwin Schnabel z. B. wird von Tante Paula geradezu ge-
haßt, seitdem er vor Jahren in einer Erbschaftsangelegenheit
energisch und erfolgreich das verteidigt hat, ivas er fein gutes
Recht nannte; es gibt keinen andern Menschen, den sie mit so
großem Mißtrauen betrachtet.
Edwin Schnabel lernt jetzt Autofahren.
Onkel Wilhelm hat einer Lektion beigewohnt und
erzählt nachher: „Wenn das nur gut abgeh'n
wird! Ich glaube, er wird es nie fertig bringen,
eine Kurve zu nehmen."
Löhnisch lacht Tante Paula auf. „Na, das
ist ja wirklich ein Wunder, daß es etwas gibt,
was der Mensch nicht nimmt!"
Strenge hielt er Tante Paula a». Was die Dame hier zu gehen,
und ob sie nicht die Tafel gesehen hätte?
Tante Paula nickte. „Freilich, die Tafel habeich gesehen. Aber es
ist ja nur die unbefugte Benutzung des Weges verboten." Sie war
sehr sicher. O, sie wußte schon, was sie dem Manne noch sagen wollte.
Der Forstmensch aber war auch sicher. Ja, woher glaube denn
die Dame die Befugnis zu haben, auf diesem Wege zu gehen?
„O bitte, ich mnß einen teuren Wildlederhandschuh suchen.
Den habe ich gestern hier verloren."
Den schmalen Weg durch die Schonung durf-
ten nur jene Leute betreten, die eine schriftliche
Genehmigung dazu vom Oberförster hatten —
Leute, die damit einen Arbeitsweg abkürzen konn-
ten oder sonst einen wichtigen Grund hatten.
Deshalb war zu lesen: „Die unbefugte Benutzung
dieses Weges ist bei Strafe untersagt. Ober-
försterei Bärenwinkel."
Tante Paula hatte sich jene Gegend als
Sommerfrische ausgesucht und streifte viel im
Walde umher. Sie kam an den verbotenen Weg
und betrat ihn kühn. „Ach was I" dachte sie. „Es
wird schon kein Forstmensch kommen. And wenn
doch einer kommt, dann werde ich mich schon
herausreden."
Siehe, da tauchte ein Mann in grünem Rocke
auf, der also wohl ein Forstmensch war. Mit einiger
„Warum seufzen Sie den» unaufhörlich, Auguste?"
„Ach, gnäd'ge Fra», ich glaube, mein Bruno meint es nicht ehrlich."
„Bruno? Ich denke, er heißt Paul,"
„Das ist der andre."
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rätsel strapazieren. Der Vetter Fabian freut sich
schon, was er nun erleben wird. Denn Tante
Paula hat dabei schon ost tolle Sachen vorgebracht.
Zunächst geht es ganz flott. Europäische
Lauptstadt mit 3 Buchstaben — das kann nur
Rom sein. Deutscher Strom mit 4 Buchstaben,
deren erster zudem bereits mit dem O in Rom
angegeben ist-ganz klar: Oder. Aber nun
sind da 6 noch ganz leere Felder, und sie sollen
mit den Buchstaben einer Vokabel ausgefüllt
werden, die als „Hilfszeitwort" definiert ist. (Die
Lösung lautet also: Werden.)
Tante Paula steht dieser Definition ratlos
gegenüber. „Lilfszeitwort? Was kann das sein?
Ein Zeitwort also Tag, Stunde, Minute,
Jahr. Nicht wahr, Fabian?"
Der Vetter Fabian bleibt ernst, denn sonst
würde das Vergnügen gleich aus sein. „Nee,
ich glaube, da ist was anderes gemeint. Ein Zeit-
wort da tut man doch was: gehen, effen, kaufen,
raten, schreiben usw."
„Aha! Richtig— jetzt fällt mir's ein. Diese
Schulausdrücke hat man schon ganz vergessen.
Aber nun ein Lilfszeitwort! Mit 6 Buchstaben!
Was kann das nur sein?"
Und dann schreit Tante Paula: „Ich hab's!
.Lilfszeitwort mit 6 Buchstaben — das ist:
Borgen." *
Neue Geschichten von Tante Paula V°n P-rer Robinson
Wenn Tante Paula einmal jemanden nicht leiden kann, be-
nutzt sie aber auch jede Gelegenheit, sich abfällig über ihn zu
äußern und häßliche Züge, die ihr von ihm bekannt sind oder
auch nur von ihr behauptet werden, scharf zu beleuchten.
Edwin Schnabel z. B. wird von Tante Paula geradezu ge-
haßt, seitdem er vor Jahren in einer Erbschaftsangelegenheit
energisch und erfolgreich das verteidigt hat, ivas er fein gutes
Recht nannte; es gibt keinen andern Menschen, den sie mit so
großem Mißtrauen betrachtet.
Edwin Schnabel lernt jetzt Autofahren.
Onkel Wilhelm hat einer Lektion beigewohnt und
erzählt nachher: „Wenn das nur gut abgeh'n
wird! Ich glaube, er wird es nie fertig bringen,
eine Kurve zu nehmen."
Löhnisch lacht Tante Paula auf. „Na, das
ist ja wirklich ein Wunder, daß es etwas gibt,
was der Mensch nicht nimmt!"
Strenge hielt er Tante Paula a». Was die Dame hier zu gehen,
und ob sie nicht die Tafel gesehen hätte?
Tante Paula nickte. „Freilich, die Tafel habeich gesehen. Aber es
ist ja nur die unbefugte Benutzung des Weges verboten." Sie war
sehr sicher. O, sie wußte schon, was sie dem Manne noch sagen wollte.
Der Forstmensch aber war auch sicher. Ja, woher glaube denn
die Dame die Befugnis zu haben, auf diesem Wege zu gehen?
„O bitte, ich mnß einen teuren Wildlederhandschuh suchen.
Den habe ich gestern hier verloren."
Den schmalen Weg durch die Schonung durf-
ten nur jene Leute betreten, die eine schriftliche
Genehmigung dazu vom Oberförster hatten —
Leute, die damit einen Arbeitsweg abkürzen konn-
ten oder sonst einen wichtigen Grund hatten.
Deshalb war zu lesen: „Die unbefugte Benutzung
dieses Weges ist bei Strafe untersagt. Ober-
försterei Bärenwinkel."
Tante Paula hatte sich jene Gegend als
Sommerfrische ausgesucht und streifte viel im
Walde umher. Sie kam an den verbotenen Weg
und betrat ihn kühn. „Ach was I" dachte sie. „Es
wird schon kein Forstmensch kommen. And wenn
doch einer kommt, dann werde ich mich schon
herausreden."
Siehe, da tauchte ein Mann in grünem Rocke
auf, der also wohl ein Forstmensch war. Mit einiger
„Warum seufzen Sie den» unaufhörlich, Auguste?"
„Ach, gnäd'ge Fra», ich glaube, mein Bruno meint es nicht ehrlich."
„Bruno? Ich denke, er heißt Paul,"
„Das ist der andre."
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Warum seufzen Sie denn unaufhörlich, Auguste?"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1932
Entstehungsdatum (normiert)
1927 - 1937
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 177.1932, Nr. 4556, S. 327
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg