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„Ich kenne diesen Tango nur vom Funktanzunterricht her, gnädiges Fräulein."
„Labe ich mir gleich gedacht. Sie tanzen ja sämtliche Störungen mit."
nach seinem Schicksal in den Sternen forschte. Bunker
aber ist unmäßig gewesen, und die Sterne, von denen
er sich hat lenken lassen, sind die Sterne auf einer
Kognakflasche gewesen.
Die Folge ist, daß Bunker um drei Ahr morgens
auf der Straße herumtaumelt und einen Brüllge-
sang verübt. „Mädele, ruck, ruck, ruck an meine
grüne Seite!" brüllt er. Das hat Wallenstein auch
nicht getan.
Ein Schutzmann naht. „Sie müssen sich ruhig
verhalten, mein Lerrl"
„I Hab' di gar so gern!" brüllt Bunker.
„Sie müssen den Radau lassen, sonst muß ich Sie
feststellen. Wer sind Sie denn?"
„Ich bin der Lerzog von Friedland!" sagt Bun-
ker hochnäsig.
Der Schutzmann nimmt Laltung an. „Loheit,
wenn ich raten darf: ich werde ein Auto besorgen."
Eigene Herstellung
Sparsam fein! lautet das als eisern bezeichnete
Gebot der harten Stunde.
Bei Steinbach und Krachull gibt es jetzt sehr
wenig zu tun. Das Geschäft schlummert, der Brief-
verkehr ist bedeutungslos geworden. Also wundert
sich Steinbach eines Vormittags, als er unaufhörlich
das Stanzgeräusch der kleinen Lochmaschine ver-
nimmt, jenes nützlichen Büroapparates, der Briefe
und Kopien zur Aufnahme in die Registriermappen
bereit macht. Er geht dem Geräusch nach und findet
den Lehrling Kniefel bei einer Beschäftigung, die
keine Bürotätigkeit ist. Was tut Kniefel? Altes rosa-
farbenes Papier — es sollten darin mal Muster
eingepackt werden — hat er sich vorgenommen und
bearbeitet es mit der Lochmaschine; einen kleinen
Berg ausgestanzter rosafarbener Papierblättchen hat
er schon angehäuft.
„Da hört sich doch alles auf!" will Steinbach zu
zetern anfangen. „Kniefel, wie können Sie sich un-
terstehn -"
Aber da kommt der Sozius Krachull hinzu. „Lassen
Sie ihn, Steinbach, lassen Sie ihn! Ich hab's ihm
aufgetragen-er macht mir Konfetti."
Arau Irene war damit beschäftigt, für sich und
ihren Gatten Faschingskostüme zu nähen. Otto hatte
darauf bestanden, als Türke zu gehen. Als er die
Pluderhose und die ärmellose Weste anprobierte,
sagte er mißbilligend:
„Liebes Kind, du hast ja die Taschen vergessen."
„Vergessen? Ree, mein Liebling!"
„Aber ich brauche doch Taschen."
„Wozu brauchst du Taschen?"
„Da hört sich denn doch das Bohnenlied auf!
Wozu ich Taschen-"
„Ra, siehst du, du brauchst keine. Gut, daß du's
einsiehst. Das Geld nehme ich dieses Jahr."
Eine Respektsperson
Bunker ist Wallenstein gewesen. Aber er hat sich nicht ganz
so betragen, wie das zu dieser Gestalt gehört hätte. Denn abge-
sehen davon, daß Wallenstein jedenfalls nicht ausschweifend ge-
tanzt hat, was Bunker in seinem Falle gestattet werden mußte
-Wallenstein ist auch ein sehr mäßiger Mann gewesen, der
68
O ökonomisch
„Mensch, als Schornsteinfeger kommst du an? Ich denke, du
wolltest 'nen Bäcker machen."
„Das Kostüm war nicht mehr sauber genug, und es reinigen
zu lassen, war mir zu teuer. Da Hab' ich's lieber ganz schwarz
gemacht."
„Ich kenne diesen Tango nur vom Funktanzunterricht her, gnädiges Fräulein."
„Labe ich mir gleich gedacht. Sie tanzen ja sämtliche Störungen mit."
nach seinem Schicksal in den Sternen forschte. Bunker
aber ist unmäßig gewesen, und die Sterne, von denen
er sich hat lenken lassen, sind die Sterne auf einer
Kognakflasche gewesen.
Die Folge ist, daß Bunker um drei Ahr morgens
auf der Straße herumtaumelt und einen Brüllge-
sang verübt. „Mädele, ruck, ruck, ruck an meine
grüne Seite!" brüllt er. Das hat Wallenstein auch
nicht getan.
Ein Schutzmann naht. „Sie müssen sich ruhig
verhalten, mein Lerrl"
„I Hab' di gar so gern!" brüllt Bunker.
„Sie müssen den Radau lassen, sonst muß ich Sie
feststellen. Wer sind Sie denn?"
„Ich bin der Lerzog von Friedland!" sagt Bun-
ker hochnäsig.
Der Schutzmann nimmt Laltung an. „Loheit,
wenn ich raten darf: ich werde ein Auto besorgen."
Eigene Herstellung
Sparsam fein! lautet das als eisern bezeichnete
Gebot der harten Stunde.
Bei Steinbach und Krachull gibt es jetzt sehr
wenig zu tun. Das Geschäft schlummert, der Brief-
verkehr ist bedeutungslos geworden. Also wundert
sich Steinbach eines Vormittags, als er unaufhörlich
das Stanzgeräusch der kleinen Lochmaschine ver-
nimmt, jenes nützlichen Büroapparates, der Briefe
und Kopien zur Aufnahme in die Registriermappen
bereit macht. Er geht dem Geräusch nach und findet
den Lehrling Kniefel bei einer Beschäftigung, die
keine Bürotätigkeit ist. Was tut Kniefel? Altes rosa-
farbenes Papier — es sollten darin mal Muster
eingepackt werden — hat er sich vorgenommen und
bearbeitet es mit der Lochmaschine; einen kleinen
Berg ausgestanzter rosafarbener Papierblättchen hat
er schon angehäuft.
„Da hört sich doch alles auf!" will Steinbach zu
zetern anfangen. „Kniefel, wie können Sie sich un-
terstehn -"
Aber da kommt der Sozius Krachull hinzu. „Lassen
Sie ihn, Steinbach, lassen Sie ihn! Ich hab's ihm
aufgetragen-er macht mir Konfetti."
Arau Irene war damit beschäftigt, für sich und
ihren Gatten Faschingskostüme zu nähen. Otto hatte
darauf bestanden, als Türke zu gehen. Als er die
Pluderhose und die ärmellose Weste anprobierte,
sagte er mißbilligend:
„Liebes Kind, du hast ja die Taschen vergessen."
„Vergessen? Ree, mein Liebling!"
„Aber ich brauche doch Taschen."
„Wozu brauchst du Taschen?"
„Da hört sich denn doch das Bohnenlied auf!
Wozu ich Taschen-"
„Ra, siehst du, du brauchst keine. Gut, daß du's
einsiehst. Das Geld nehme ich dieses Jahr."
Eine Respektsperson
Bunker ist Wallenstein gewesen. Aber er hat sich nicht ganz
so betragen, wie das zu dieser Gestalt gehört hätte. Denn abge-
sehen davon, daß Wallenstein jedenfalls nicht ausschweifend ge-
tanzt hat, was Bunker in seinem Falle gestattet werden mußte
-Wallenstein ist auch ein sehr mäßiger Mann gewesen, der
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O ökonomisch
„Mensch, als Schornsteinfeger kommst du an? Ich denke, du
wolltest 'nen Bäcker machen."
„Das Kostüm war nicht mehr sauber genug, und es reinigen
zu lassen, war mir zu teuer. Da Hab' ich's lieber ganz schwarz
gemacht."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Ich kenn diesen Tango nur vom Funktanzuntterricht her, ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4566, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg