o
Zusammentreffen
Vor vier Wochen ist der Assistent Lolznagel dem Absti-
nentenverein „Reines Leben" auf ein Probevierteljahr beigetreten.
Bei der Aufnahme hat er dem Vorstande, dem Äerrn Rendanten
Klammer, mit feierlichem Landschlag und auf Ehrenwort ver-
sprechen müssen, drei Monate lang sich streng an die Vereinsge-
setze zu halten. Ein Paragraph dieser Gesetze besagt, daß von
der pflichtgemäßen Abstinenz eine in ganz bescheidenen Grenzen
sich haltende, mehr scheinbare Ausnahme dann gestattet sei, wenn
damit einem gesellschaftlichen Zwange genügt werde, daß aber
solch ein Zwang nicht bei zufälligen, leicht zu improvisierenden,
sonder» nur bei länger vorausgesehenen Veranstaltungen vor-
liege, und deshalb von dem Vereinsvorstande stets vorher Dis-
pens einzuholen sei.
Run kommt der Assistent Lolz-
nagel zu Klammer. „Za, verehrter
Lerr Rendant — — jetzt handelt
es sich doch einmal um den Aus-
nahmefall. Ich muß Sie um de» vor-
gesehenen Dispens bitten; ich bin
zu einer Lochzeit eingeladen."
Aber diesen Fall will der Vor-
stand nicht gelten lassen. „Lerr Assi-
stent, ich fürchte, diese Gelegenheit ist
Ihnen zu willkommen. Za, wenn es
sich um die Ehrung eines Jubilars
handelte oder darum, einem verehrten,
würdigen Verwandten, der leider
nicht Abstinent ist, beim Glase Be-
scheid zu tun, weil er sonst gekränkt
wäre - das könnte man durchgehen
lassen. Aber bei einer Lochzeit —
pah, da werde» die andern Gäste
ja gar nicht so genau auf Sie
achten."
Dem Assistenten Lolznagel ge-
fällt das nicht. „Es handelt sich um
die Lochzeit der ältesten Tochter vom
Weinhändler Schröpel."
Da zuckt der Rendant Klammer
etwas zusammen. „Ah so, das ist
was anderes! Da werden Sie wohl
Dispens brauchen; da werden Sie
vielleicht sogar ein bißchen picheln
müssen. Nämlich, bester Lerr Assistent
— — ich bin auch zu dieser Loch-
zeit geladen." — o».
330
Der Interessent
„Ich finde, daß Sie die Kartoffeln recht dick schälen, Anna."
„Sie sollen dann leichter verdaulich sein, hat mir einer
erzählt."
„Wer war denn das?"
„Der Mann, der für seine Karnickel immer die Schalen abholt."
Ein Paar
Lulda ist verlobt, aber es gibt Schwierigkeiten. „Die Eltern
sind dagegen," klagt sie dem Onkel Balduin. „Wir müssen deshalb
noch zwei Jahre warten."
Der Onkel Balduin sagt, was er denkt. „Das ist ja Quatsch!
Menschenskind, du bist doch schon 32 Jahre alt."
Lulda errötet. „Die Eltern meines
Bräutigams, meine ich. Der ist 19."
Äer neue Schnellverkehr mit
Flugzeugen ist schon wirklich phäno-
menal. Ein gewisser Gerstensupp kam
mit der Bahn in Zürich an, bestieg
die Straßenbahn und fragte den
Schaffner nach Sehenswürdigkeiten.
Der Schaffner riet ihm, einen
Umsteiger zu nehmen und den Flug-
platz zu besichtigen. Es bliebe ihm
sogar Zeit, da das Billett >5 Minute»
Amsteigefrist gewähre, einen Rund-
flug über der Stadt einzulegen. Dann
solle er mit Linie 8 weiterfahren
zum See.
Gerstensupp kam am Flugplatz
an, löste ein Rundflugticket, stieg
auf, geriet oben in dicken Nebel,
wurde aber nach einem dadurch etwas
verlängerten Rundflug wieder heil
auf der Erde abgesetzt. Dann zeigte
er seinen Paß vor und bestieg die
Linie 8.
Als er sein Trambahnbillett dem
Schaffner hinhielt, lachte der. „Da
müssen S' ein neues lösen."
„Ja, warum denn?"
„Weil das von der Züricher
Straßenbahn stammt, und wir sind
hier in München."
^__ ^r~i
\=r'i
„Geben Sie sich keine Mühe, Lerr Pampel, mir
was verkaufen zu wollen! Wahrscheinlich gehe ich
in Konkurs."
„Na, das wäre noch kein Grund. Wieviel Pro-
zent würden denn 'rausspringen?"
Zusammentreffen
Vor vier Wochen ist der Assistent Lolznagel dem Absti-
nentenverein „Reines Leben" auf ein Probevierteljahr beigetreten.
Bei der Aufnahme hat er dem Vorstande, dem Äerrn Rendanten
Klammer, mit feierlichem Landschlag und auf Ehrenwort ver-
sprechen müssen, drei Monate lang sich streng an die Vereinsge-
setze zu halten. Ein Paragraph dieser Gesetze besagt, daß von
der pflichtgemäßen Abstinenz eine in ganz bescheidenen Grenzen
sich haltende, mehr scheinbare Ausnahme dann gestattet sei, wenn
damit einem gesellschaftlichen Zwange genügt werde, daß aber
solch ein Zwang nicht bei zufälligen, leicht zu improvisierenden,
sonder» nur bei länger vorausgesehenen Veranstaltungen vor-
liege, und deshalb von dem Vereinsvorstande stets vorher Dis-
pens einzuholen sei.
Run kommt der Assistent Lolz-
nagel zu Klammer. „Za, verehrter
Lerr Rendant — — jetzt handelt
es sich doch einmal um den Aus-
nahmefall. Ich muß Sie um de» vor-
gesehenen Dispens bitten; ich bin
zu einer Lochzeit eingeladen."
Aber diesen Fall will der Vor-
stand nicht gelten lassen. „Lerr Assi-
stent, ich fürchte, diese Gelegenheit ist
Ihnen zu willkommen. Za, wenn es
sich um die Ehrung eines Jubilars
handelte oder darum, einem verehrten,
würdigen Verwandten, der leider
nicht Abstinent ist, beim Glase Be-
scheid zu tun, weil er sonst gekränkt
wäre - das könnte man durchgehen
lassen. Aber bei einer Lochzeit —
pah, da werde» die andern Gäste
ja gar nicht so genau auf Sie
achten."
Dem Assistenten Lolznagel ge-
fällt das nicht. „Es handelt sich um
die Lochzeit der ältesten Tochter vom
Weinhändler Schröpel."
Da zuckt der Rendant Klammer
etwas zusammen. „Ah so, das ist
was anderes! Da werden Sie wohl
Dispens brauchen; da werden Sie
vielleicht sogar ein bißchen picheln
müssen. Nämlich, bester Lerr Assistent
— — ich bin auch zu dieser Loch-
zeit geladen." — o».
330
Der Interessent
„Ich finde, daß Sie die Kartoffeln recht dick schälen, Anna."
„Sie sollen dann leichter verdaulich sein, hat mir einer
erzählt."
„Wer war denn das?"
„Der Mann, der für seine Karnickel immer die Schalen abholt."
Ein Paar
Lulda ist verlobt, aber es gibt Schwierigkeiten. „Die Eltern
sind dagegen," klagt sie dem Onkel Balduin. „Wir müssen deshalb
noch zwei Jahre warten."
Der Onkel Balduin sagt, was er denkt. „Das ist ja Quatsch!
Menschenskind, du bist doch schon 32 Jahre alt."
Lulda errötet. „Die Eltern meines
Bräutigams, meine ich. Der ist 19."
Äer neue Schnellverkehr mit
Flugzeugen ist schon wirklich phäno-
menal. Ein gewisser Gerstensupp kam
mit der Bahn in Zürich an, bestieg
die Straßenbahn und fragte den
Schaffner nach Sehenswürdigkeiten.
Der Schaffner riet ihm, einen
Umsteiger zu nehmen und den Flug-
platz zu besichtigen. Es bliebe ihm
sogar Zeit, da das Billett >5 Minute»
Amsteigefrist gewähre, einen Rund-
flug über der Stadt einzulegen. Dann
solle er mit Linie 8 weiterfahren
zum See.
Gerstensupp kam am Flugplatz
an, löste ein Rundflugticket, stieg
auf, geriet oben in dicken Nebel,
wurde aber nach einem dadurch etwas
verlängerten Rundflug wieder heil
auf der Erde abgesetzt. Dann zeigte
er seinen Paß vor und bestieg die
Linie 8.
Als er sein Trambahnbillett dem
Schaffner hinhielt, lachte der. „Da
müssen S' ein neues lösen."
„Ja, warum denn?"
„Weil das von der Züricher
Straßenbahn stammt, und wir sind
hier in München."
^__ ^r~i
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„Geben Sie sich keine Mühe, Lerr Pampel, mir
was verkaufen zu wollen! Wahrscheinlich gehe ich
in Konkurs."
„Na, das wäre noch kein Grund. Wieviel Pro-
zent würden denn 'rausspringen?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Geben Sie sich keine Mühe, Herr Pampel, mir was verkaufen zu wollen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4570, S. 130
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg