Zeichnung von g. Mauder
Sehr billige Theaterkarten
das? denkt er. Das ist doch früher nicht gewesen, daß man seinen
Namen nennen muß, wenn man ins Theater will. Warum ist
das wohl eingeführt worden? Vielleicht will man unerwünschte
Elemente fernhalten. Oder man will eine Statistik durchführen,
aus welchen Bevölkerungskreisen das Theater am meisten besucht
wird. Oder man hat sonst einen Grund, von dem ich nur nichts
weiß, weil ich hier so lange nicht ins Theater gekommen bin.
Na, mir kann's egal sein-ich habe keine Ursache, meinen
Namen und Titel nicht anzugeben.
Und als er nun endlich am Ziel angelangt ist, beugt er sich
zu dem kleinen Fenster nieder und sagt: „Oekonomierat Kranz-
leitner und Frau. Ach bitte-" Er will nun noch umständ-
lich fragen, welche Plätze man ihm wohl empfehlen könnte, aber
der Kassierer hat sich schon umgedreht und sucht, unterstützt von
einem zweiten Beamten, auf dem Tisch herum. Oekonomierat
Kranzleitner-ja, wo liegen denn die Karten für den Lerrn?
182
Dem Oekonomierat fällt
es schwer, so gebückt zu stehen;
er richtet sich wieder auf,
wartet geduldig und steht den
Theaterzettel an, der da
hängt. Der Kassierer wird
ihm schon selber sagen, was
er ihm geben kann; es war
natürlich eine hier gar nicht
angebrachte kleinstädtische
Art, da noch erst eine Unter-
haltung beginnen zu wollen.
Die beiden Beamten suchen
inzwischen und suchen. Da
scheint was verbummelt zu
sein; das ist ja schon manch-
mal vorgekommen. Soll man
den Lerrn Oekonomierat
Kranzleitner und seine Gattin
einfach wieder fortschicken?
Aber vielleicht sind die Frei-
karten für die Äerrschaslen
gar von einem Lerrn von
der Intendanz verlangt wor-
den. Man hat den Zettel
verlegt, oder ein Lustzug hat
ihn fortgeweht, oder was der
Teufel sonst angestellt haben
mag. „Ach was, geben wir
einfach zwei Karten her!"
beschließen die beiden Be-
amten.
Der Kassierer nimmt dem
Oekonomierat Kranzleitner
den schon bereit gehaltenen
Zwanzigmarkschein aus der
Land und legt ihm zwei
Karten hin. „60 Pfennige!"
sagt er und gibt 19 Mark
40 Pfennige zurück. Dabei
ärgert er sich; er findet es
ungehörig, daß jemand, der
Freikarten kriegt und nur
die sonst im Kartenpreis
einbegriffene Garderobege-
bühr zu erlegen hat, dabei
einen Zwanzigmarkschein ge-
wechselt haben will. Mit
dieser Meinung hat der Kassierer ja auch ganz recht. — —
Der Oekonomierat Kranzleitner hat nicht begreifen können,
warum er für die beiden guten Parkettplätze nur 60 Pfennige
hat zahlen müssen. Aber er hat es ruhig hingenommen. Man
nimmt das Unbegreifliche ja immer ruhig hin, wenn es ange-
nehm ist.
Eingel-Emil steht vor Gericht, und seine Sache schlecht.
Schließlich wendet er sich flüsternd an seinen Verteidiger: „Was
meinen Sie, Lerr Doktor-soll ich jetzt aufrichtige Reue zeigen?"
Der Bemittelte
„Mein ehemaliger Chef behauptet öffentlich, ich hätte ihn
um zehntausend Mark beschwindelt."
„Das ist Ihnen wohl sehr unangenehm?"
„And ob! Alle Welt will mich anpumpen!
Sehr billige Theaterkarten
das? denkt er. Das ist doch früher nicht gewesen, daß man seinen
Namen nennen muß, wenn man ins Theater will. Warum ist
das wohl eingeführt worden? Vielleicht will man unerwünschte
Elemente fernhalten. Oder man will eine Statistik durchführen,
aus welchen Bevölkerungskreisen das Theater am meisten besucht
wird. Oder man hat sonst einen Grund, von dem ich nur nichts
weiß, weil ich hier so lange nicht ins Theater gekommen bin.
Na, mir kann's egal sein-ich habe keine Ursache, meinen
Namen und Titel nicht anzugeben.
Und als er nun endlich am Ziel angelangt ist, beugt er sich
zu dem kleinen Fenster nieder und sagt: „Oekonomierat Kranz-
leitner und Frau. Ach bitte-" Er will nun noch umständ-
lich fragen, welche Plätze man ihm wohl empfehlen könnte, aber
der Kassierer hat sich schon umgedreht und sucht, unterstützt von
einem zweiten Beamten, auf dem Tisch herum. Oekonomierat
Kranzleitner-ja, wo liegen denn die Karten für den Lerrn?
182
Dem Oekonomierat fällt
es schwer, so gebückt zu stehen;
er richtet sich wieder auf,
wartet geduldig und steht den
Theaterzettel an, der da
hängt. Der Kassierer wird
ihm schon selber sagen, was
er ihm geben kann; es war
natürlich eine hier gar nicht
angebrachte kleinstädtische
Art, da noch erst eine Unter-
haltung beginnen zu wollen.
Die beiden Beamten suchen
inzwischen und suchen. Da
scheint was verbummelt zu
sein; das ist ja schon manch-
mal vorgekommen. Soll man
den Lerrn Oekonomierat
Kranzleitner und seine Gattin
einfach wieder fortschicken?
Aber vielleicht sind die Frei-
karten für die Äerrschaslen
gar von einem Lerrn von
der Intendanz verlangt wor-
den. Man hat den Zettel
verlegt, oder ein Lustzug hat
ihn fortgeweht, oder was der
Teufel sonst angestellt haben
mag. „Ach was, geben wir
einfach zwei Karten her!"
beschließen die beiden Be-
amten.
Der Kassierer nimmt dem
Oekonomierat Kranzleitner
den schon bereit gehaltenen
Zwanzigmarkschein aus der
Land und legt ihm zwei
Karten hin. „60 Pfennige!"
sagt er und gibt 19 Mark
40 Pfennige zurück. Dabei
ärgert er sich; er findet es
ungehörig, daß jemand, der
Freikarten kriegt und nur
die sonst im Kartenpreis
einbegriffene Garderobege-
bühr zu erlegen hat, dabei
einen Zwanzigmarkschein ge-
wechselt haben will. Mit
dieser Meinung hat der Kassierer ja auch ganz recht. — —
Der Oekonomierat Kranzleitner hat nicht begreifen können,
warum er für die beiden guten Parkettplätze nur 60 Pfennige
hat zahlen müssen. Aber er hat es ruhig hingenommen. Man
nimmt das Unbegreifliche ja immer ruhig hin, wenn es ange-
nehm ist.
Eingel-Emil steht vor Gericht, und seine Sache schlecht.
Schließlich wendet er sich flüsternd an seinen Verteidiger: „Was
meinen Sie, Lerr Doktor-soll ich jetzt aufrichtige Reue zeigen?"
Der Bemittelte
„Mein ehemaliger Chef behauptet öffentlich, ich hätte ihn
um zehntausend Mark beschwindelt."
„Das ist Ihnen wohl sehr unangenehm?"
„And ob! Alle Welt will mich anpumpen!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Fabelhaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4573, S. 182
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg