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Zeichnung tton 3. Mander

Feuchte Liebe

Zwickerling am l. April

Dr. Kämmerlein, der Privatgelehrte, steht vor einem Laden
mit Stahlwaren und sieht sich die Auslage an, als Zwickerling
auf ihn stößt. Vielleicht will Kämmerlein sich ein Rasiermeffer
kaufen oder eine Lühneraugenfeile oder sonst etwas Nützliches.

„Fabelhafte Sachen!" sagt Zwickerling. „Nun sehen Sie bloß
mal diese wundervollen Tischbestecke! Ja, was die Menschheit
heutzutage alles braucht!"

„Viel zu viel!" meint Dr. Kämmerlein.

„Da haben Sie recht, Lerr Doktor. Aber da fällt mir was
ein bei diesem Eisenkram. Sie wissen doch so fabelhaft in der
Kulturgeschichte Bescheid. Wann haben die Menschen wohl an-
gefangen, Nägel zu machen und zu verwenden?"

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Kämmerlein lächelt etwas
hilflos. „Ja, Lerr Zwickerling,
das kann ich Ihnen wirklich
nicht so genau sagen."

„Sehen Sie mal an! Aber
ich weiß was. Ist mir neulich
eingefallen. Was meinen Sie,
Lerr Doktor: Als der erste
Mensch, der einen Nagel be-
nutzen wollte, nun diesen Nagel
nahm und dazu ein hammer-
artiges Gerät — — wohin
hat er da wohl geschlagen?"

Dr. Kämmerlein überlegt,
welche Verbindung der von
Zwickerling angenommene
Mensch mit dem Nagel wohl
habe erzielen wollen; er grü-
belt sogar, aber vergeblich.
„Das weiß ich wirklich nicht."

Zwickerling lacht schrill auf.
„Na, wohin soll er geschlagen
haben? Auf den Kopp des Na-
gels natürlich, auf den Kopp I"

Zwickerling ist vom Zufall
begünstigt: fünf Minuten

später stößt er auf Bückling,
der ein Vetter des Dr. Käm-
merlein ist. „Siehe da — Lerr
Bückling I Eben bin ich mit
Ihrem Vetter zusammenge-
wesen, dem Dr. Kämmerlein.
Ein netter Mensch, aber recht
unbeholfen, nicht wahr?"

„Was wollen Sie? Ein
weltfremder Gelehrter!"

„Ja, ja, sehr unbeholfen. Ich
habe ihm was versetzt."

Bückling ist unangenehm be-
rührt. „Ist ja lächerlich! Wa-
rum ist er nicht zu mir gekom-
men und hat sich raten lassen!
Glänzend geht's ihm ja nicht,
aber einige Mittel hat er doch.
Da braucht er Sie doch nicht
ins Leihhaus zu bemühen."

„Leihhaus? Ich habe doch
nichts von Leihhaus gesagt."

„Aber Sie sagten doch. Sie
hätten ihm was versetzt."
Zwickerling grinst. „Einen Aprilwitz habe ich ihm versetzt,
ein ganz kleines Aprilwitzchen."

Danach begibt Zwickerling sich zu Philipp Bräunlich, bei
dem er schon seit Jahren seine Zigarren kauft. Bräunlich hat es
nicht leicht. O nein, der Mann hat zu kämpfen! Es gibt ja so
viele Zigarrengeschäfte, und die Kunden kaufen immer weniger,
denn man muß ja mit jedem Groschen rechnen.

Bräunlich erschrickt deshalb, als Zwickerling nicht, wie ge-
wöhnlich, zehn Stück von seiner Sorte verlangt, sondern nur fünf.

„Nur fünf, Lerr Zwickerling?"

„Ja, ja!" bestätigt Zwickerling nachlässig. And dann, nach
einer kleinen Pause, erzählt er: „Was sagen Sie dazu, Lerr
Bräunlich: gestern ist mir das Rauchen verboten worden."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Feuchte Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mauder, Josef
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4574, S. 198

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