o
Äbends gegen sieben floh Emil Kurbel
von den heimischen Penaten, weil die
Gattin Amalie immer und immer noch nicht
mit Großreinemachen fertig war. Es war
auch noch kein Ende abzusehen. Amalie
Kurbel machte sowas gründlich.
Anter Abwicklung häßlicher Redens-
arten begab sich Emil Kurbel in die Wirt-
schaft zum Blauen Krokodil, wo ein Kreis
von Leidensgefährten gleichen oder ähn-
lichen Kummer zu ertränken pflegte. Emil
Kurbels Aerger erforderte heute besondere
Maßnahmen.
Erst um ein Ahr nachts machte er sich
voll Frohmuts auf den Leimweg, wobei
er Leimatlieder sang und vor Rührung
beträchtlich schwankte. Gerade, als er nach
dem Schlüffelloch in seiner Laustür stocherte,
ging hinter seinem Laus, das hart am
Berg lag, ein kleiner Bergrutsch nieder,
und eine Wolke von Staub hüllte Garten
und Chaussee ein.
Kurz entschlossen steckte Emil Kurbel den
Schlüssel wieder ein, machte Kehrt und
murmelte: „Verrückt, um diese Zeit noch
abzustauben!" Gong
Das stimmt
Die Polizeibehörde stellt oft Fragen,
die der schlichte Bürger für durchaus über-
flüssig hält. Manche empfinden sie sogar als
lächerlich, aber das sind die von vornherein
aufsässigen Gemüter.
Grauwacke hat Krach, weil er von seinem
Balkon einen Blumentopf hat hinunter-
fallcn lasse», und muß aufs Polizeirevier
gehn. Name, Stand, Geburtstag, Geburts-
ort, Staatsangehörigkeit? Grauwacke gibt
gehorsam Auskunft.
„Ihr Vater?" wird jetzt gefragt.
Grauwacke muckt auf. „Na, erlauben Sie
mal: was hat mein Vater, der seit zehn
Jahren tot ist, mit dem Blumentopf zu tun?"
„Aber bitte: wenn Ihr Vater nicht ge-
wesen wäre — ja, dann wären Sic jetzt
doch nicht hier."
258
„Mein Gepäck ist geklaut, meine
Fahrkarte Hab' ich verloren, im nächsten
Wagen sitzt meine Braut, meine Frau
erwartet mich am Bahnhof — und da
will mir die Dame fortwährend vor
Eisenbahnunglücken Angst machen."
Verständliche Empfindlichkeit
„Wie alt sind Sie jetzt?"
„Eine Dame fragt man nicht nach
ihrem Alter!"
„So alt schon?"
Die Näheren
„So, der Lerr aus Berlin ist einge-
troffen? Sind noch weitere Gäste da?"
„Nein, die anderen sind alle hier aus
der Amgegend!"
Die Aehnlichen
„Was macht Ihr Neffe Willi?"
„Ich sehe ihn nur sehr selten, und dann
ist's gewöhnlich auch noch sein Zwillings-
bruder!"
Das besetzte Bad
„Bad ist doch in der Wohnung?" hatte
der neue Mieter des von Frau Schwippe
mit einiger Aebertreibung als elegant be-
zeichneten Zimmers gefragt. Oder vielmehr:
als er diese Frage stellte, war er noch nicht
Mieter; erst als Frau Schwippe geant-
wortet hatte: „Aber selbstverständlich!"
hatte er erklärt: „Gut, dann nehme ich das
Zimmer!"
Jetzt, am zweiten Abend, so gegen acht
Ahr, bittet also der neue Mieter: „Frau
Schwippe, ich möchte ein Bad haben. Geht
es in einer Stunde?"
„Ein Bad? Leute noch? In einer
Stunde?" Frau Schwippe bemüht sich,
nicht gar zu empört zu sein. „Aber Lerr
Doktor, das hätten Sie mir heute früh
sagen müssen. Jetzt am Abend macht das
doch zu viel Amstände."
„Warum denn Amstände?"
„Na, ich mutz doch die Badewanne erst
ausräumen. Da Hab' ich die Blumentöpfe
drin — mit den Sommerblumen vom
Balkon." — im.
Äbends gegen sieben floh Emil Kurbel
von den heimischen Penaten, weil die
Gattin Amalie immer und immer noch nicht
mit Großreinemachen fertig war. Es war
auch noch kein Ende abzusehen. Amalie
Kurbel machte sowas gründlich.
Anter Abwicklung häßlicher Redens-
arten begab sich Emil Kurbel in die Wirt-
schaft zum Blauen Krokodil, wo ein Kreis
von Leidensgefährten gleichen oder ähn-
lichen Kummer zu ertränken pflegte. Emil
Kurbels Aerger erforderte heute besondere
Maßnahmen.
Erst um ein Ahr nachts machte er sich
voll Frohmuts auf den Leimweg, wobei
er Leimatlieder sang und vor Rührung
beträchtlich schwankte. Gerade, als er nach
dem Schlüffelloch in seiner Laustür stocherte,
ging hinter seinem Laus, das hart am
Berg lag, ein kleiner Bergrutsch nieder,
und eine Wolke von Staub hüllte Garten
und Chaussee ein.
Kurz entschlossen steckte Emil Kurbel den
Schlüssel wieder ein, machte Kehrt und
murmelte: „Verrückt, um diese Zeit noch
abzustauben!" Gong
Das stimmt
Die Polizeibehörde stellt oft Fragen,
die der schlichte Bürger für durchaus über-
flüssig hält. Manche empfinden sie sogar als
lächerlich, aber das sind die von vornherein
aufsässigen Gemüter.
Grauwacke hat Krach, weil er von seinem
Balkon einen Blumentopf hat hinunter-
fallcn lasse», und muß aufs Polizeirevier
gehn. Name, Stand, Geburtstag, Geburts-
ort, Staatsangehörigkeit? Grauwacke gibt
gehorsam Auskunft.
„Ihr Vater?" wird jetzt gefragt.
Grauwacke muckt auf. „Na, erlauben Sie
mal: was hat mein Vater, der seit zehn
Jahren tot ist, mit dem Blumentopf zu tun?"
„Aber bitte: wenn Ihr Vater nicht ge-
wesen wäre — ja, dann wären Sic jetzt
doch nicht hier."
258
„Mein Gepäck ist geklaut, meine
Fahrkarte Hab' ich verloren, im nächsten
Wagen sitzt meine Braut, meine Frau
erwartet mich am Bahnhof — und da
will mir die Dame fortwährend vor
Eisenbahnunglücken Angst machen."
Verständliche Empfindlichkeit
„Wie alt sind Sie jetzt?"
„Eine Dame fragt man nicht nach
ihrem Alter!"
„So alt schon?"
Die Näheren
„So, der Lerr aus Berlin ist einge-
troffen? Sind noch weitere Gäste da?"
„Nein, die anderen sind alle hier aus
der Amgegend!"
Die Aehnlichen
„Was macht Ihr Neffe Willi?"
„Ich sehe ihn nur sehr selten, und dann
ist's gewöhnlich auch noch sein Zwillings-
bruder!"
Das besetzte Bad
„Bad ist doch in der Wohnung?" hatte
der neue Mieter des von Frau Schwippe
mit einiger Aebertreibung als elegant be-
zeichneten Zimmers gefragt. Oder vielmehr:
als er diese Frage stellte, war er noch nicht
Mieter; erst als Frau Schwippe geant-
wortet hatte: „Aber selbstverständlich!"
hatte er erklärt: „Gut, dann nehme ich das
Zimmer!"
Jetzt, am zweiten Abend, so gegen acht
Ahr, bittet also der neue Mieter: „Frau
Schwippe, ich möchte ein Bad haben. Geht
es in einer Stunde?"
„Ein Bad? Leute noch? In einer
Stunde?" Frau Schwippe bemüht sich,
nicht gar zu empört zu sein. „Aber Lerr
Doktor, das hätten Sie mir heute früh
sagen müssen. Jetzt am Abend macht das
doch zu viel Amstände."
„Warum denn Amstände?"
„Na, ich mutz doch die Badewanne erst
ausräumen. Da Hab' ich die Blumentöpfe
drin — mit den Sommerblumen vom
Balkon." — im.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Mein Gepäck ist geklaut, meine Fahrkarte ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4578, S. 258
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg