„Nix Schwindel, mein Lerr! Nix Betrug, nix Gaunerei, nix Nepp!"
„Sie können ja famos Deutsch!"
„Ja, mein Lerr — Hab' ich gelernt alle Landelsausdrücke."
Falsch aufgefaßt
„Der Meier hat zwanzig Pfund
abgenommen."
„Entfettungskur gemacht?"
„Nein, Blinddarmoperation."
„Donnerwetter, wiegt so'n Ding
viel!"
Das Geständnis
„Endlich habe ich meinen schüch-
ternen Verehrer zu einem Geständnis
gebracht, Mutter. Also, mit einem
Wort, heiraten kann er mich nicht!"
Der Gelegenheitsdichter
„Das Gedicht zum Geburtstag
Ihrer Braut kostet fünf Mark —
und wenn Sie ein recht begeistertes
haben wollen, sechs — dann trinke
ich eine Flasche Wein beim Dichten."
Drohung
„... Augenblicklich will ich wegen
des Blumentopfes, der mir von
Ihrem Balkon aus den Kopf ge-
fallen ist, noch keine Ansprüche ma-
chen, aber das sage ich Ihnen,
wenn ich blödsinnig werde, verklage
ich Sie!"
Die Nervöse
„Wie war das Stück?"
„Keine Ahnung! Weil man mir
gesagt hatte, es käme ein Schuß vor,
hatte ich mir vor dem Theater die
Ohren zugestopft, und dadurch habe
ich den ganzen Abend kein Wort
verstanden."
Ein anonymer Brief
gab er als Eilbriefe auf; sie mußten also noch im Lause des
Vormittags bestellt werden.
Sie wurden bestellt, und um zwei Ahr nachmittags kam als
erste Folge der Schinken. Priylaff war unwillig über die Störung.
Er wüßte nichts von einer Schinkenbestellung; er äße überhaupt
keine» rohen Schinken, denn —wenn die Trichinenschau auch sicherlich
sehr sorgfältig ausgeübt würde Nachläffigkeiten könnten überall
Vorkommen, und eine Tante von ihm sei an Trichinose gestorben.
Der Bote mit dem Schinken war auch unwillig und wollte sich
nicht ohne weiteres fortschickeu lassen. Da aber erschien der L>err
vom Beerdigungsinstitut „Pietät", und da er gleich laut seine
Teilnahme am Tode der Tante des Lerrn Priylaff aussprach,
nahm der Schinkenbote an, es handelte sich um die an Trichinose
gestorbene Tante; er wurde zum Rückzuge geneigt, bat aber drin-
gend, der Äcrr Priylaff möchte sich doch zur Aufklärung des Falles
ins Geschäft bemühen, da die Sache sonst an ihm, dem Boten,
hängen bliebe. Priylaff versprach das gern, denn es entsprach
ohnehin seinem Plane, und unterhielt sich dann kurz mit dem
Pietätsherrn, der leicht loszuwerden war, da er ja Freude zeigen
mußte, weil doch keine Tante gestorben war. Er sagte, solche Irre-
264
führungen seien schon öfter vorgekommen, und sowas wäre doch
eine furchtbare Gemeinheit. Aber jedenfalls empfahl er das In-
stitut „Pietät" für die Zukunft, wenn der Fall, der heute be-
glückender Weise sich noch nicht ereignet hätte, wirklich ein-
treten sollte.
Der Mann mit dem Grammophon und den Platten hatte
ein Geschäftsauto und noch andere Besorgungen; er nahm des-
halb die unnütze Bemühung nicht so wichtig, sagte nur: „Ver-
fluchte Sauerei!" und fuhr wieder los. Der Kammerjäger ließ
auf sich warten. Priylaff hatte keine Zeit mehr für ihn, denn er
wollte seine Komödie zu Ende spielen; er mußte zum Delikatessen-
händler Rauchfuß, vorher aber wollte er noch Kurzhals kühn
entgegcntreten. „Der Ochse muß bei den Körnern gepackt werden!"
sagte er sich, und das war nun wieder häßlich von ihm, denn er
hätte doch wenigstens sagen können: der Stier.
Priylaff hatte es gut abgepaßt. Er erwischte Kurzhals auf
dem Wege zum Nachmittagskaffee und sprudelte ihn gleich an:
„Tag, mein Bester! Da sollte doch die Welt untergehen bei
solcher Gemeinheit! Was mir passiert ist! Da hat jemand Bestel-
lungen auf meinen Namen gemacht, fingierte Bestellungen, zu
denen er meinen Stempel benutzt hat, der mir auf unerklärliche
„Sie können ja famos Deutsch!"
„Ja, mein Lerr — Hab' ich gelernt alle Landelsausdrücke."
Falsch aufgefaßt
„Der Meier hat zwanzig Pfund
abgenommen."
„Entfettungskur gemacht?"
„Nein, Blinddarmoperation."
„Donnerwetter, wiegt so'n Ding
viel!"
Das Geständnis
„Endlich habe ich meinen schüch-
ternen Verehrer zu einem Geständnis
gebracht, Mutter. Also, mit einem
Wort, heiraten kann er mich nicht!"
Der Gelegenheitsdichter
„Das Gedicht zum Geburtstag
Ihrer Braut kostet fünf Mark —
und wenn Sie ein recht begeistertes
haben wollen, sechs — dann trinke
ich eine Flasche Wein beim Dichten."
Drohung
„... Augenblicklich will ich wegen
des Blumentopfes, der mir von
Ihrem Balkon aus den Kopf ge-
fallen ist, noch keine Ansprüche ma-
chen, aber das sage ich Ihnen,
wenn ich blödsinnig werde, verklage
ich Sie!"
Die Nervöse
„Wie war das Stück?"
„Keine Ahnung! Weil man mir
gesagt hatte, es käme ein Schuß vor,
hatte ich mir vor dem Theater die
Ohren zugestopft, und dadurch habe
ich den ganzen Abend kein Wort
verstanden."
Ein anonymer Brief
gab er als Eilbriefe auf; sie mußten also noch im Lause des
Vormittags bestellt werden.
Sie wurden bestellt, und um zwei Ahr nachmittags kam als
erste Folge der Schinken. Priylaff war unwillig über die Störung.
Er wüßte nichts von einer Schinkenbestellung; er äße überhaupt
keine» rohen Schinken, denn —wenn die Trichinenschau auch sicherlich
sehr sorgfältig ausgeübt würde Nachläffigkeiten könnten überall
Vorkommen, und eine Tante von ihm sei an Trichinose gestorben.
Der Bote mit dem Schinken war auch unwillig und wollte sich
nicht ohne weiteres fortschickeu lassen. Da aber erschien der L>err
vom Beerdigungsinstitut „Pietät", und da er gleich laut seine
Teilnahme am Tode der Tante des Lerrn Priylaff aussprach,
nahm der Schinkenbote an, es handelte sich um die an Trichinose
gestorbene Tante; er wurde zum Rückzuge geneigt, bat aber drin-
gend, der Äcrr Priylaff möchte sich doch zur Aufklärung des Falles
ins Geschäft bemühen, da die Sache sonst an ihm, dem Boten,
hängen bliebe. Priylaff versprach das gern, denn es entsprach
ohnehin seinem Plane, und unterhielt sich dann kurz mit dem
Pietätsherrn, der leicht loszuwerden war, da er ja Freude zeigen
mußte, weil doch keine Tante gestorben war. Er sagte, solche Irre-
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führungen seien schon öfter vorgekommen, und sowas wäre doch
eine furchtbare Gemeinheit. Aber jedenfalls empfahl er das In-
stitut „Pietät" für die Zukunft, wenn der Fall, der heute be-
glückender Weise sich noch nicht ereignet hätte, wirklich ein-
treten sollte.
Der Mann mit dem Grammophon und den Platten hatte
ein Geschäftsauto und noch andere Besorgungen; er nahm des-
halb die unnütze Bemühung nicht so wichtig, sagte nur: „Ver-
fluchte Sauerei!" und fuhr wieder los. Der Kammerjäger ließ
auf sich warten. Priylaff hatte keine Zeit mehr für ihn, denn er
wollte seine Komödie zu Ende spielen; er mußte zum Delikatessen-
händler Rauchfuß, vorher aber wollte er noch Kurzhals kühn
entgegcntreten. „Der Ochse muß bei den Körnern gepackt werden!"
sagte er sich, und das war nun wieder häßlich von ihm, denn er
hätte doch wenigstens sagen können: der Stier.
Priylaff hatte es gut abgepaßt. Er erwischte Kurzhals auf
dem Wege zum Nachmittagskaffee und sprudelte ihn gleich an:
„Tag, mein Bester! Da sollte doch die Welt untergehen bei
solcher Gemeinheit! Was mir passiert ist! Da hat jemand Bestel-
lungen auf meinen Namen gemacht, fingierte Bestellungen, zu
denen er meinen Stempel benutzt hat, der mir auf unerklärliche
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Nix Schwindel, mein Herr!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4578, S. 264
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg