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Eine Straftat

da wollte ich noch ein Töppchen Bier trinken — im
,Braunen BäreiL. Zu dem Lokal gehören ein paar
Vereinszimmer, und eins hat manchmal der ,Verein
der Zitherfreunde/ Richtig, draußen an der Tür hängt
auch gerade eine kleine Zither, zum Zeichen, daß Vereins-
abend ist. Ich kenne Puffer, den Vereinsvorstand, recht
gut und auch die meisten andern Mitglieder, und ich
bin auch schon öfter dabei gewesen, wen» sie Zither
spielten. Es hat mir immer sehr gut gefallen. Ich denke
mir also: Na, du kannst ja mal hineingehen und guten
Abend wünschen. — Denn sehen Sie, Lerr Doktor:
als Geschäftsmann muß man doch Bekanntschaften
pflegen.

Schön, ich gehe also in das Vereinszimmcr, und
da sitzt Puffer, der Vorstand, und ich sage ihm guten
Abend und frage, ob ich auch nicht störe, und es würde
mich freuen, zu hören, daß es den Leeren allen recht
gut ginge. Puffer erwidert meinen Gruß bloß ganz
flüchtig; er ist abgelenkt, denn es gibt gerade eine Mei-
nungsverschiedenheit über ein Musikstück. Lauch und
Schönfett zanken sich darum. „Immer kominen Sie mit
Ihren dämlichen Charakterstücken an!" schreit Lauch.
„Maiglöckchens Tod — so'n erbärmlicher Quatsch! Da
muß man ja gleich 'nen Schnaps trinken, wenn man
sowas hört."

„Reizend ist es!" brüllt Schönfett. „Sie haben ja
kein Arteil. Aeber ,Glühwürmchens Lochzeiü haben Sie
ja auch geschimpft."

„Weil das gerade so ein Bockmist war!" kreischt
Lauch. „Immer kommen Sie mit solchem Dreckzeug
an! Ihnen sollte man die Pfoten in Gips legen, damit
Sie nicht mehr Zither spielen können."

Darauf schreit Schönsett: „Sie sind ein ungebildeter Mensch!"
und Lauch schreit: „Sie sind ein Ochse!" und dann rufen sie einan-
der allerlei häßliche Schimpfwörter zu.

Erkundigung

„Mama, sag', haben eigentlich alle
Vögel nur eine Einzimmerwohnung?"


„Lier beim Obstwein wars, heute vor 20 Jahren, da habe ich mich
verlobt."

„Na, und warum ist nichts daraus geworden?"

„Auf dem Leimweg sagte der Gendarm: Sofort auseinandergehn!"

Sowas kann ich nicht vertragen, Lerr Doktor. Ich bi»
dafür, daß die Menschen friedlich miteinander auskomme»
sollen — und nun gar Vereinsmitglieder. Ich will also ver-
mitteln und sage: „Aber meine Lerren, streiten Sie
doch nicht! Dem einen gefällt dies, und dem andern das,
und am Ende hat jeder von seinem Standpunkt aus
recht. Die Geschmäcker sind eben verschieden." — Aber
darauf hört keiner. O nein, sie gehen auf einander los,
und Lauch haut Schönfett eine rechts, und Schönfett haut
Lauch eine links 'runter, und dann kriegen sie einander zu
packen. And inzwischen haben sich auch schon zwei Parteien
gebildet, und nun schimpfen sie alle wild durcheinander,
und es geht gar nicht mehr um die Musik — nein, jetzt
kommen heimliche Feindschaften heraus und politische Gegen-
sätze, und nun werden auch schon Fäuste gereckt und Gegen-
stände als Waffen ergriffen. Ich bin entsetzt; ich will Anheil
verhüten und rufe: „Aber meine Lerren! Frieden —
Frieden — Frieden!"

Aber darauf achtet keiner. Bloß Puffer dreht sich zu
mir um und ruft: „Das geht Sie gar nichts an! Machen
Sie, daß Sie 'rauskommen!" Aber ich denke doch, daß ich
noch Ruhe stiften kann, und rufe weiter: „Frieden! Frieden!"
Aber nein, jetzt dreschen die Vereinsbrüder aufeinander
los wie verrückt. Ein gewisser Baudachs nimmt einen großen
Aschbecher und feuert ihn auf einen Gegner — Bunkel
heißt er. And Bunkel kriegt davon eine Beule am Kopf
und sieht von all der Asche grau bestaubt aus wie ein
Mottenkönig. And der Sekretär Krokus schubst den Zigarren-
händler Rostfeind mit dem Kopf auf eine Zither, daß Rost-
seinds Nase zwischen zwei Saiten eingeklemmt wird, und
die Zither ihm vor dem Gesicht baumelt.

„Frieden, meine Lerren, Frieden!" rufe ich noch immer.
Aber Puffer brüllt mich an: „Machen Sie, daß Sie 'raus-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Erkundigung" "Hier beim Obstwein wars, heute vor 20 Jahren, da habe ich mich verlobt. ..."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Frank, Hugo
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 178.1933, Nr. 4582, S. 327

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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