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Zeichnung von M. Claus

„Wir sind eigentlich richtige Verschwender."

„Wieso?"

„Das schöne Feuerl tät sür die größte Gans reichen, und
wir Ham doch nur vier dreckige Kartoffeln im Pott."

Rache ist Ml

„Äerr Tielebein, der Schreibtisch, mein Schreibtisch ist ver-
kauft?" Der nickte nur gleichmütig. „Äerr Tielebein, wer hat ihn
gekauft?" „Äm — wissen Sie, Äerr Äeidepriem, eigentlich habe
ich ja gar kein Recht, die Namen der Käufer zu nennen — aber
wissen Sie, mir kommt die Sache spanisch vor, weil vier Äerren
diesen Schreibtisch kauften (zwar auf Abzahlung) — sie wollen
ja in drei Tagen die Summe von hundert Mark bringen — aber
ich hätte gern nähere Auskunft über die Äerren, und wenn Sie
wollen, können Sie sich zehn Mark verdienen durch einen Dienst,
den Sie mir erweise», indem Sie die Äerren, besser deren finan-
zielle Lage, auskundschasten — hier sind Namen und Adressen,
denn Sie verstehen, ich möchte solch kostbares Stück nicht gern so
ohne weiteres an fremde Menschen Herausrücken — aber was
haben Sie denn?" Emil Äeidepriem hatte kaum die Adressen ge-
lesen, da wurde er erst blaß und dann knallrot. Schnappte ein
paar mal nach Luft und eilte dann ohne Gruß und Antwort
hinaus. Direkt heimwärts.

„Lotte, Lotte, denke dir solche Gemeinheit — ich hatte doch
dem Piek, dem Pimpel, dem Ballerberg und auch dem Planscher
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von meiner Sehnsucht nach dem Schreibtisch erzählt und — und
oh die Gemeinheit — jetzt haben ihn mir diese Brüder direkt vor
der Nase weggekauft. Sowas nennt sich nun dicke Freundschaft —
Skatbrüderschaft — keine Karte rühre ich mit denen zusammen
mehr an. Doch — — halt eine Idee! Die sollen den Tisch auch
nicht haben — ich werde das Angebot Tielebeins annehmen —

werde schon etwas entdecken-"

And Emil entdeckte allerhand. Anker der Maske der Freund-
schaft besuchte er den Piek und hatte bald heraus, daß der drei
Monate mit der Miete im Rückstände war. Dann bei Pimpel
wußte er bald, daß der noch dreißig Mark beim Krämer zu
zahlen hatte. Ballerberg war außer mit einem Monat Miete
noch mit drei Raten für seinen Radioapparat im Rückstände.
Emil konnte sogar eine Mahnung der Radiofirma erwischen.
And Planschers hatten die letzte Bestellung auf dreißig Zent-
ner Kohlen wieder zurückgehen lassen und dann — na, das
genügte vollkommen. Emil verdiente sich die zehn Mark und
hakte außerdem die Genugtuung, daß am andern Tage
das Schild „Verkauft!" wieder von „seinem" Schreibtische
verschwunden war.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wir sind eigentlich richtige Verschwender."
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Claus, Martin
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4589, S. 22

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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