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Mutterglück einst und jetzt

Milch nach Belieben V°n P-t-- R°btns°n

Der Gutsbesitzer Rüterbusch hatte hier und dort diese An-
zeige erscheinen lassen:

Herrlichen Ferienausenthalt bietet Erholungsuchenden mein
unmittelbar an der Ostsee gelegenes Gut Busekow. Steinfreier
Strand in zehn Minuten Entfernung vom Gutshause, auf ange-
nehmem Waldwege zu erreichen. Tagespreis bei vollständiger
Verpflegung 4 Mark, dazu Milch in beliebiger Menge. Keine
Nebenausgaben für Bäder, Kurtaxe usw.

Waldemar Rüterbusch, Gut Busekow, Post Ziegenhagen.

Nun, das war ein Angebot, das sich sehen lassen konnte, nicht
wahr? Für täglich nur 4 Mark an der Ostsee zu wohnen, auf
einem Gute, wo doch alles in Lülle und Fülle da ist — das ist
eine Sache. And dazu noch die Milch, frisch von der Kuh, in be-
liebiger Menge — ä discretion, wie man früher zu sagen sich er-
laubte. Auf die Milch kam es freilich dem Gutsbesitzer Rüterbusch
wenig an, davon hatte er leider immer mehr, als er lohnend
verwerten konnte. Er oder eher seine Gattin, Frau Emilie Rüter-
busch, hätte in Milch baden können, wie Ninon de Lenclos. Aber
das tat sie natürlich nicht, und Vergleiche mit Ninon de Lenclos
hätte sie sich, wenn sie von dieser Dame was gewußt hätte, wohl
energisch verbeten. Aebrigens meint Rüterbusch jetzt, daß es mit
der Milchverwertung bald besser werden wird.

Sechs Fremdenzimmer hatte Rüterbusch eingerichtet. Fünf
waren bald von angenehmen, ruhigen Gästen besetzt; wegen des
sechsten mußte er erst noch einige Briefe wechseln — mit einem
Herrn Oskar Fuchsreiter, der die bindende Versicherung zu er-
halten wünschte, daß er auch wirklich gar keine, nicht die gering-

sten Nebenausgaben haben würde. And wie
sich das mit dem Milchgenuß nach Belieben
verhalte, was unter dem Belieben zu ver-
stehen sei? Rüterbusch schrieb, seine Gäste
brauchten nicht fünf Pfennige extra aus-
zugeben, und Milch könnten sie sich in seiner
Molkerei von morgens bis abends geben
lassen, soviel sie nur trinken könnten. Darauf
kam Oskar Fuchsreiter.

Es war ein kleines, mageres Männchen,
das Erholung und gute Kost wohl brauchen
konnte. Ein gleichfalls kleines und mageres
Köfferchen brachte er mit, außerdem aber eine
große, vielfach umschnürte Schachtel, die dann
sofort verschwand. Er mußte sie im Kleider-
schrank versteckt haben; den Schlüssel des
Schrankes nahm er an sich, wie das etwas neugierige Stuben-
mädchen feststellte. Die andern Gäste taten das nicht. Er tat dann
aber das nicht, was jeder andere Gast nach seiner Ankunft zuerst
getan hatte — nämlich, gleich einmal an die See zu laufen. Nein,
Fuchsreiter sah sich auf dem Gute um; er inspizierte die Kühe,
als wäre er ein Beauftragter für Milchwirtschaft, und unter-
hielt sich mit dem Wirtschastsfräulein, das die Molkerei unter
sich hatte. Dabei war er sehr liebenswürdig und lächelte das
Milchfräulein unaufhörlich an, wie ein Japaner. Sie bot ihm auch
gleich ein Glas Milch an, aber Fuchsreiter lehnte ab, wenigstens
für heute. „Morgen fange ich an," sagte er. „Aber dann ordentlich!"

Das „Ordentliche Anfängen" bestand darin, daß Fuchsreiter
sich die Milch nicht in einem Glase erbat, sondern in einem Topf.
„Geben Sie mir einen recht großen Topf, liebes Fräulein!" bat
er. „Ich nehme die Milch mit auf mein Zimmer. Ich ruhe viel
und trinke dabei Milch; das schlägt an." — Im Laufe des Tages
ließ er sich den Topf dreimal füllen. Das Milchfräulein nahm
an, der neue Gast sei leidend und auf reine Milchdiät angewie-
sen. Sie bedauerte den mageren kleinen Herrn.

Am zweiten Tage kam Fuchsreiter fünfmal mit dem Milch-
topf an. „Limmel, wo läßt der Mann all die Milch!" dachte das
Fräulein und erzählte dem Gutsbesitzer Rüterbusch davon.

„Das ist ja nicht möglich!" sagte Rüterbusch. Er hatte doch
dem Lerrn Fuchsreiter an der gemeinsamen Tafel zugesehen, und
da hatte er — übrigens freute sich Rüterbusch ehrlich darüber —
ganz gewaltig eingehauen. „Der Mann wird platzen, der muß ja
krank werden."

Diese Vermutung schien sich zu bestätigen. Das alte Fräu-
lein Zerbe, Fuchsreiters Zimmernachbarin, beklagte sich bei Frau

Al8 die schönste vielfarbige Vogelkarte

gilt unsere naturwissenschaftliche Tafel Nr. 9A (Größe der Tafel 65:105 cf1'

EINHEIMISCHE VOGEL

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17 Bäume und Sträucher . . 1.80

18 Giftpflanzen.1.60

19 Kartoffelsorten.1.30

20 Düngetafel für d. Gebrauch

im Gemüse- u. Obstgarten 1.30

21 Bodenbearbeitung . . . 1.60

22 Getreide-,Wiesen-,Weide-
gräser . - 1.80

.5

23 Heilpflanzen.

25 Pferderassen.

26 Rinderrassen.

27 Schaf-, Schweine- und

Ziegenrassen.

28 Kaninchenrassen . . . . 1*J

29 Hühnerrassen .2*'

30 Taubenrassen.1*5

31 Gebrauchs-u. Luxushunde2<

35 Reptilien und Amphibien 1«^

36 Raupen mitteleuropäisch. «
Großschmetterlinge . . . l'i*

37 139 verkl. Einheim. Vögel

GRASER'S VERLAG NACHF. / MÜNCHEN 27 / MUHLSTR. 3>

FLIEGENDE BLÄTTER

und Meggendorfer Blätter

Nr. 4589. 13. Juli 1933

Anzeigenpreise nach aufliegendem Tarif. Anzeigen-Annahme durch alle Annoncen-Expeditionen ode!
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Redaktiomschluß: 26. Juni 1933
Bildbeschreibung

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Titel

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"Mutterglück einst und jetzt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4589, S. 26

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