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Gespräch über Veilchen

Von Julius Kreis

Das Blumenmädchen: „Veilchen, schöne Veilchen, gnä'Lerr,
taufrische Veilchen für d' Frau Gemahlin . .

Er: Verharrt in stummer Ablehnung.

Sie: Mit etwas Mißtrauen, aber nicht ganz ohne Wohlwollen,
das Blumenmädchen betrachtend: „Naa, Fräulein, wern S' koa'
Glück Ham! Mir san' verheirat!"

Er: Lat mit Wohlgefallen und ohne Mißtrauen den Blick auf
das Mädchen gerichtet. Aeber das ablehnende Antlitz geht eine
freundliche Entspannung. Ein kokett
werbender Augenaufschlag schmilzt
die letzte Panzerung bei ihm.

Sie: Wird wieder etwas miß-
trauischer.

Er: „Was kosten's denn, de
Veigerl?"

Blumenmädchen:„Nur dreiß'g
Pfennig, gnä' Lerr ..."

Sie (energisch abwehrend): „Naa —
naa! Z' brauch koan Veigerl! Genga
S' nur weiter, Fräulein . . ."

Er (richtet den Schlips zurecht, bürstet
den Bart und greift dann ins Westen-
tascherl): „Also, na' geb'n Sie 's halt
her, schön's Fräulein, (verlegen die
Veilchen seiner Frau zuschiebend):

„Da hast asb

den Blick zu der molligen Flora — schüchtern
verstohlen.)

Sie (sehr verärgert, stumm, reglos
wie ein Bild ohne Gnade. Sie ignoriert die
duftige Gabe.)

Das Blumenmädchen geht:

„Recht schön' Dank, gnä' Lerr! (mit etwas Malice): Wiedersehn, die
Dame!"

Er (schuldbewußt): ... „Bis des Madl ihre Bleami' anbringt... I
Lab i' mi halt derbarmt... Ma' kann oa' net so sei'..."

Sie: „Ja du — und derbarmt. Kenn i' scho', des Derbarma'! —
Weils halt a' bißl a' netts Larverl hat...

30 Pfennig kost's, des Zeugl da! Lätt' ma' den schönst'n Früh-
jahrsradi drum kriagt!"

Er (ablenkend): „Aeberhaupts, wenn des Madl Brez'n hält', oder
Emmentaler oder Radiserl, mit Veigerl is 's koa G'schäst..."

Sie (hartnäckig): „Da is' nur oans, wenn d'Mannsbilder dumm
san' und je älter desto dummer..."

Er: „And weil's ihr koan' junga' Madl vergönnt's, daß s'
sauber is..."

Sie: „fern! Daß i' net lach'!
D e' und nett — mit ihre' Schnilt-
lauch-Laar! Euch braucht nur oane
a' bißl Aug'n hi' macha' — glei
werd 's Krawattl g'richt und der
Schnurrbart bürstelt. De' woll'n
euch nix mehr, de Madln! De woll'n
von euch nur de dreiß'g Pfennig
für d' Veigerl. — Lab' di' scho'
g'sehng, wia dir's G'sicht aus'n
Leim ganga' is, vor lauter Li'-
schaug'n. Mi' hast scho' seit zehn
Jahr nimmer so' o'g'schaugt..."

Er: „No', was sollt i'denn bei
dir ollweil o'schaug'n .. .?"

Sie (riecht an den Veilchen und legt
sie dann mit zornigem Ruck beiseite): „Des
san' »et a'mal solche, wo duft'n.
— Lätt'st ma' zwoa Paar Wiener
Würschtl bringa' laff'n, hätt' i' was
g'habt. . . Aber natürli: Schöns
Fräulein hi, schön's Fräulein her —"
Er: „Guat! Sollst' as Ham, deine
Wiener Würschtln! Aber de letzt'»
Veigerl, de wo 's du in dein' Leb'n von mir kriagt Heft — des warn de!"
Sie: „Weilst mi' du scho' mit Veigerl so verwöhnt hast..."
Er (für sich, voll Resignation) :„... darnach...! alles darnach...! alles
siecht ma' erscht darnach ei'.. .1"

Sie: „Was siechst ei...?"

Er (rätselvoll): „Dreiß'g Jahr z'spät halt siecht ma's ei..."

(Lebt nochmal

Im Eifer

Stellesuchender Diener: „...Meine rote Nase rührt nicht
vom Trinken her, wie Sie anzunehmen scheine», sondern vom Frost —
außerdem habe ich mir's abgewöhnt!"

Am Anzeigenschalter

„Sie suchen also 'n Mann, Fräulein, und möchten eine Leirats-
anzeige aufgeben? In welcher Größe ungefähr?"

„Na, er kann 'n Kopf größer sein als ich!"

Das junge Huhn

Wirtin: „Wie ist das junge Luhn? Ich hab's nicht gern
geschlachtet!"

Gast: „Aus welchem Grunde? Sie sind wohl zusammen aus-
gewachsen ?"

Gewissenhaft

„Dieses Revier ist Naturschutzgebiet. Lier darf keine Pflanze
ausgerissen, kein Tier getötet werden!"

„Darf ich auch den Floh nicht töten, der mir am Bein krabbelt,
Vater?"

84

Aus der Schule

„Kurt, wer hat früher regiert: Maximilian II. oder Ludwig II.?"
„Die haben beide früher regiert, Lerr Lehrer!"

Widerspruchsvoll

„Du sagst schon wieder: ,Ich will' — Kinder haben nichts zu
wollen — bei etwas gutem Willen könntest du dir das endlich merken I"

In der Destille

„Wieder kalt heute! Schütt' mir 'n Schnaps ein!"

,,'n großen oder 'n kleinen?"

„Kieck mal nach 'm Thermometer!"

^)adde will Klucker besuchen und wird in den Keller gewiesen,
wo der Lausherr gerade beschäftigt sei.

Diese Beschäftigung besteht darin, daß Klucker etwa ein Schock
alter Weinflaschen vorgenommen hat und dabei ist, sie sorgfältig zu
spülen — mit der dabei sehr vorteilhaften Benutzung von Schrot-
kügelchen und zerbröckelten Eierschalen. And da auch ein Fäßchen
vorhanden ist, darf man annehmen, daß Klucker Wein abziehen will.

Padde sieht das gern. Er schmatzt: „Ei, ei — da komme ich ja
gerade zurecht!"

„Was Sie sagen!" meint Klucker. „Spülen Sie so gern Flaschen?"
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gespräch über Veilchen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kreis, Julius
Entstehungsdatum
um 1933
Entstehungsdatum (normiert)
1928 - 1938
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 179.1933, Nr. 4593, S. 84

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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